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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst
Autoren: Michael Schmid
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habe, oder? Ich meine, ich muss einfach tun, was dieser »C« will. Was bleibt mir sonst übrig?
    Sein Entschluss war sozusagen gefasst. Ben war sich zwar weiterhin unsicher, ob es die richtige Entscheidung war, aber andere Optionen wollten ihm partout nicht einfallen. Was gab es auch schon für Alternativen? Die Polizei rufen? Lächerlich! Davonlaufen? Möglich, aber was wurde dann aus seiner Mama?
    Ein weiteres Mal verspürte Ben das Kratzen in seinem Hals, diesmal gefolgt von dem unguten Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Er sehnte sich zurück an den Wasserhahn und mit einem Schlag fiel ihm das noch immer laufende Badewasser ein.
    Ben ließ den Zettel links liegen, richtete sich auf und lief Richtung Badezimmer. Eine leichte Dampfwolke strömte ihm entgegen und ließ seine Haut schwitzen. Die Wanne stand kurz vorm Überlaufen, doch Ben hatte das Schlimmste gerade noch verhindern können. Erschöpft und mit den Nerven am Ende ließ er sich auf den heruntergeklappten Toilettensitz fallen.
    Was mache ich denn nur? Ben war den Tränen nahe. Hat dieser Irre wirklich meine Mama entführt? Ich kann sie ja nicht einmal anrufen, da sie kein Handy besitzt. Sie hatte nie wirklich gelernt, damit umzugehen. Ich weiß einfach keine Lösung.
    Das Rumoren seines Magens kehrte zurück, doch Ben konnte keinen Gedanken an so etwas Banales wie Nahrungsaufnahme verschwenden. Es drehte sich alles allein um seine Mama … und »C«.
    Willst du sie wiedersehen, Benjamin?
    Ja, das will ich.
    Dann besuch mich auf der Allee zu deinen Füßen. Blut wird dein Pfad sein.
    Allee zu deinen Füßen … Blut wird dein Pfad sein … was soll das nur bedeuten? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Warum passiert das alles ausgerechnet mir? Was habe ich denn nur getan? Ich bin doch nur ein einfacher, anständiger, harmloser Mensch. Hab ich das alles wirklich verdient?
    Ben wusste keine Antwort. Es war irrelevant. Er konnte sich den Kopf noch so sehr zerbrechen, es würde nichts ändern. Er musste mitspielen. Er musste seine Mama um jeden Preis retten.
    Diesmal stand sein Entschluss fest.
    Seinen schmutzigen Körper ignorierend, wechselte Ben nicht einmal mehr die Socken oder gar die Unterwäsche. Er zog sich lediglich die a bgenutzte Jeanshose und das weite T-Shirt über. Es musste genügen. Ben hatte keine Zeit mehr zu verlieren.
    Das Badewasser ließ er unbekümmert zurück und begab sich in den schmalen Flur. Ben schlüpfte in seine ausgeleierten Lieblingsturnschuhe, ehe er seine Hosentaschen mit dem Allernötigsten füllte: Brieftasche und Schlüsselbund.
    Noch einmal versuchte er seine Gedanken zu ordnen, um nichts zu vergessen, doch es gelang ihm nicht, sich zu konzentrieren. Immer wieder tauchte seine Mama vor seinem geistigen Auge auf. Sie weinte, flehte um Hilfe und hatte Angst … Todesangst! Ben konnte ihren Schmerz nachvollziehen. Auch ihm war zum Weinen und Schreien zumute.
    Ich werde dich um jeden Preis retten, Mama. Verlass dich auf mich. Ich finde dich. Ganz bestimmt!
    Mit diesen Gedanken verließ Ben die Wohnung. Dabei vergaß er völlig, die Haustür hinter sich zu schließen.
    Ein Fehler?

    Er hatte mehr erwartet.
    Na ja, eigentlich habe ich mir vorher über den Inhalt gar keine Gedanken gemacht. Aber jetzt, wo der Inhalt offen vor mir liegt, muss ich gestehen, mir mehr erhofft zu haben als ein einfaches, loses Stück Papier.
    Nichtsdestotrotz obsiegte die Neugier und Jake ließ es sich nicht nehmen, die wenigen Sätze mit der markanten Handschrift durchzulesen.

    Lieber Jakob,

    dieser Brief ist allein für dich gedacht. Freust du dich? Wohl kaum, doch es ändert nichts an der Tatsache, dass sich heute dein gesamtes Leben ändern wird.
    Ich habe eine Schnitzeljagd vorbereitet und ich hoffe auf deine Teilnahme. Natürlich möchte ich dich nicht dazu zwingen, aber deine Liebsten vielleicht? Entscheide selbst. Ich werde hier unter der Erde auf dich warten. »C«

    Jake verstand kein Wort. Er las den Brief noch einmal und doch wollte er für ihn keinen Sinn ergeben. Sollte das etwa sowas wie ein dummer Streich sein? Und wenn ja, was bezweckte dieser »C« damit?
    Eine Schnitzeljagd? Sowas hab ich schon ewig nicht mehr gespielt. Das ist doch ein Kinderspiel, oder? Und was haben meine Liebsten damit zu tun? Hat sich das etwa Leila für Mira ausgedacht?
    Da ihm sonst keine plausiblere Lösung einfiel, blieb Jake bei seiner Theorie und beschloss, seine Frau anzurufen. Hierzu ging er zurück in die teilweise möblierte Küche, legte die
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