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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
Autoren: Karl May
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wer? Wer will unters Wehr kommen und mir den Schrank aufmachen? Ich möcht den sehen, der's wagen wollt!“
    Das rief er mit lauter, drohender Stimme. Dann aber fügte er wie erschrocken hinzu:
    „Pst, still! Sie kommen doch! Ich hör schon ihre Schritte! Aber mich sollen 's halt nicht erwischen. Mich sollen 's nicht finden. Ich geh ihnen aus dem Weg.“
    Und er machte wirklich Anstalt, sich von der Höhe zu entfernen. Er tappte sich mit der Hand langsam am Felsen fort, Schritt für Schritt, auf Walthern zu. Dieser huschte zur Seite, um nicht von ihm bemerkt zu werden.
    So schritt der Fiebernde bis zur Ecke des Felsens. Dort blieb er horchend stehen.
    „Ja“, sagte er, „sie kommen. Ich muß noch weiter fort, viel weiter. Sehen darf mich keiner hier am Wehr, sonst denken 's gleich sofort, daß ich da was versteckt hab.“
    Er raffte sich zusammen, um in den Wald hinein zu schreiten. Da konnte der Bauer ihm entgehen. Darum trat er rasch einige Schritte vor und stellte sich zwischen den Bauern und die ersten Bäume. Der Silberbauer bemerkte ihn sofort. Aber anstatt zu erschrecken und zu fliehen, wie Walther erwartet hatte, richtete der Kranke sich hoch auf und fragte:
    „Wer bist und was willst hier?“
    Dem Lehrer kam ein listiger Gedanke. Er antwortete im Dialekt der hiesigen Gegend:
    „Wer ich bin? Kennst mich wohl nicht?“
    „Nein, dich kenn ich nicht.“
    „Ich dich auch nicht. Sag, werst bist und wast hier tun willst!“
    „Geht dich das was an?“
    „Nein, aberst du hast doch auch mich so fragt!“
    „Das kann ich auch.“
    „So will ich's dir sagen, wannst mich nicht verraten willst.“
    „Ich verrat keinen.“
    „Weißt denn auch, wost jetzund bist?“
    „Wohl wer ich's wissen: Da im Wald.“
    Es schien, daß von dem Augenblick an, an welchem der Silberbauer den Lehrer gesehen hatte, das Fieber von ihm gewichen sei. Er sprach wie im vollständigen Bewußtsein.
    „Nun, schau!“ sagte Walther in vertraulichem Ton. „Ich bin ein armer Teufel und hab nix für den Ofen daheim. Da bin ich in den Wald gangen, um mir ein Holz zu holen.“
    „Ah so! Ein Dieb bist also, ein Spitzbuben!“
    „Das brauchst nicht gleich deswegen zu sagen.“
    „Nein, und dennoch ist's wahr.“
    „So willst mich wohl verraten?“
    „Verraten? Fallt mir gar nimmer ein! Einen Dieb verrat ich nimmer. Ich bin ja selber auch einer.“
    „Machst wohl einen Spaß?“
    „Nein. Wannst mir's aufrichtig sagt hast, daßt Holz stehlen willst, so kann ich auch so offen reden. Laß dich nur nicht erwischen. Und hör nicht darauf, wann's in dera Schulen singen. Hörst's? Sie beginnen bereits schon wiedern!“
    Walther beim Arme ergreifend, sang er leise:
    „Dann wirst du wie auf grünen Aun
Durchs Erdenleben gehn.
Dann kannst du ohne Furcht und Graun
Dem Tod ins Auge sehn.“
    Er war also doch nicht bei voller Besinnung. Ergreifend war die Szene für den Lehrer auch dadurch, daß er erfuhr, welchen Eindruck dieses Lied gemacht habe. Er hatte es mit seinen Schulkindern eingeübt. Die Buben und Mädchen sangen es jetzt auf der Straße. Der Silberbauer hatte es gehört und war von ihm so tief getroffen worden, daß ihm Töne und Worte jetzt durch den umnachteten Geist klangen.
    „Kennst's auch schon das Lied?“ fragte der Bauer.
    „Ja.“
    „Es taugt nix! Kannst's nur schnell vergessen. Also Holz stehlen willst? Laß dich nur nicht derwischen! Ich aber verrate dich nicht. Bist etwa schon lange im Wald?“
    „Ja.“
    „Hast niemand sehen?“
    „O doch.“
    „Wohl gar viele Leutln?“
    „Sehr viele.“
    „Was haben 's denn im Wald gewollt? Haben 's vielleicht gar einen sucht?“
    „Fast schien es so.“
    „Etwa den Silberbauer?“
    „Ja, den, glaub ich.“
    „Nun, haben 's ihn gefunden?“
    „Nein.“
    „Schau, den werden 's auch nimmer finden. Er hat seinen Sohn bestellt, den Silber-Fritzen. Der bringt ihm ein großes Geldl und ein anderes Gewand, und sodann verschwindet der Silberbauer ganz hinweg aus dere Gegend. Kannst's ihnen sagen, daß sie sich keine Mühe geben sollen. Sie bekommen ihn doch nicht. Und der, der ihn am liebsten gern haben möcht, der neue Schulmeistern, der bekommt ihn auch nicht. Kennst ihn wohl vielleicht?“
    „Ja.“
    „Hast's wohl auch schon hört, daß er mit dem Silberbauern rauft hat?“
    „Auch das weiß ich.“
    „Und wer ist dem andern über gewesen?“
    „Ja, wenn ich das wissen tät!“
    „Nun, so will ich es dir sagen. Der Silberbauer hat den Lehrer zur Erd worfen und fast zu
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