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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron
Autoren: Karl May
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so weit vor ins Gesicht gezogen, daß dasselbe gar nicht zu erkennen war. Sie ging aus dem Wagen so schnell in die Scheune, daß es zu merken war, sie wolle sich von niemandem betrachten lassen.
    Später kam der Künstler in die Gaststube, welche jetzt noch leer war. Er legte seine Papiere vor. Sie lauteten auf den Namen Jeschko Bandolini. Die Frau war Signora Mylla genannt. Er erkundigte sich bei dem Wirt nach verschiedenem, trank einen Schnaps, bestellte ein ärmliches Futter für seine Tiere und kehrte nachher in die Scheune zurück.
    Diese stand offen. Es war Abend geworden und also dunkel.
    „Wo bist du?“ fragte er am Eingang.
    „Hier hinten in der Ecke auf dem Heu“, antwortete sie. „Hast du etwas erfahren?“
    „Ja. Es steht gut. Er wohnt hier.“
    „Gott sei Dank!“
    „Dieser Konrad Klaus wird hier der Silberbauer genannt. Er ist sehr reich. Auf fast allen Häusern hat er Geld stehen. Die beiden Mühlen, welche ihm gehören, hat er verpachtet. Kinder besitzt er zwei, einen Sohn und eine Tochter. Ich werde ihn übrigens bald sehen. Er ist Ortsschulze, und ich habe mich also bei ihm zu melden.“
    „Wann tust du das?“
    „Ich möchte am liebsten gleich gehen.“
    „Ja, geh gleich. Ich muß wissen, woran ich bin.“
    „Soll ich noch schweigen?“
    „Das mußt du selber sehen, wenn du bei ihm bist. Du bist schlau genug und wirst keinen Fehler machen.“
    „Nein. Du willst dich an ihm rächen, und ich helfe dir. Aber nachher –“
    Sie standen nebeneinander.
    „Was nachher?“ fragte sie.
    „Nachher will ich auch meinen Lohn haben.“
    „Du wirst ihn erhalten.“
    „Und vorher eine Abschlagszahlung.“
    Er legte seinen Arm um ihre Taille und wollte sie an sich ziehen. Sie aber schob ihn von sich ab und sagte:
    „Abschlag gibt es nicht. Wenn ich mich gerächt habe, bin ich dein, eher nicht.“
    „So gehe ich jetzt gleich.“
    Er hatte sich beim Wirt nach der Wohnung des Silberbauern erkundigt. Sie war sehr leicht zu finden. Als er dort ankam und höflich nach dem Herrn Vorsteher fragte, wurde er nach der Gesindestube gewiesen und von da in das nächste Zimmer. Dort saß der Bauer mit seinem Sohn, ganz so wie an dem Abend, an welchem der Lehrer sich angemeldet hatte. Der Künstler grüßte höflich.
    „Was wollt's?“ fragte der Bauer.
    „Gestatten Sie mir, Ihnen meine Papiere vorzulegen.“
    Der Bauer nahm sie in Empfang. Während er sie durchlas, ruhte das schwarze Auge des Zigeuners mit stechendem Blick auf seinem Gesicht. Der Vorsteher legte die Papiere vor sich hin, betrachtete den Künstler verächtlich und sagte:
    „Die Papiere sind gut. Also ein Akrobat sind 'S? Was wollen 'S da hier?“
    „Ich habe die Absicht, mich vor einem hiesigen hochverehrten Publikum zu produzieren und möchte Sie um Ihre freundliche Genehmigung ersuchen.“
    „Haben 'S denn was Ordentliches gelernt?“
    „Ich habe mich bereits vor höchsten Herrschaften und Fürstlichkeiten sehen lassen und stets den größten Beifall geerntet.“
    „Na, so schaun 'S aber gar nicht aus!“
    Der Zigeuner zuckte die Achseln.
    „Inwiefern?“
    „Haben 'S sich denn noch nicht selber angeschaut?“
    „Ach so! Meinen Sie vielleicht, daß ich während der Reise und beim Fuhrwerk einen Galaanzug anlegen soll? Bei der Produktion bin ich imstande, mich in befriedigender Garderobe sehen zu lassen.“
    „Hm! Und wie steht's mit dem Geld? Können 'S die Erlaubnissen bezahlen?“
    „Ja.“
    „Sie haben sofort den Betrag in die hiesige Ortsarmenkasse zu entrichten.“
    „Ich bitte um Erlaubnis, dies nach der Vorstellung tun zu dürfen. Grad heut habe ich mich so ausgegeben, daß ich um Stundung ersuchen muß.“
    „Das geht nicht. Wann 'S nicht zahlen können, so können 'S auch keine Kunststucken machen.“
    „Aber ich bitte zu bedenken, daß die hiesige Armenkasse gar nicht gefährdet ist.“
    „Ja, wann 'S nun bei dera Vorstellung nix verdienen?“
    „So sind Sie durch das Eigentum, welches ich mit mir führe, vollständig gedeckt.“
    „Wenn das Eigentum so ausschaut wie Sie selbst, so ist da wohl gar nix zu holen.“
    Der Zigeuner blitzte ihn mit seinen Augen zornig an, beherrschte sich aber und sagte demütig:
    „Einen Wert haben selbst die Lumpen, und leider kann nicht ein jeder ein Silberbauer sein.“
    „Ja, das wollt ich mir auch gar verbitten!“
    „Obgleich sich ein armer Teufel vielleicht mehr und ehrlicher plagt als einer, der nachher silberne Knöpfe und Ketten trägt.“
    „Was!“ fuhr der Bauer
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