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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien
Autoren: Karl May
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auch nicht.“
    „Zwischen Metz und – oder, das ist sicherer, im Nordosten von Verdun. Ich habe nachgeschlagen und Ihnen die Route aufgezeichnet. Hier ist das Papier.“
    Er nahm einen Zettel vom Tisch und übergab ihm denselben. Der Maler las die Namen, nickte und sagte:
    „Schön. Wird alles bestens besorgt.“
    „Sie reisen aber sofort.“
    „Ah. Heute schon?“
    „Natürlich. Die Sache eilt. Um ein Uhr geht der Zug.“
    „Mittags ein Uhr. Sapperlot! Da bin ich ja der reine Eilbote, der reine Schnelläufer.“
    „Es muß so sein.“
    „Welche Klasse fahre ich?“
    „Das ist Ihre Sache. Ich empfehle Ihnen, zweite zu fahren, weil man in der dritten während einer so langen Reise zu sehr ermüdet. Ich wußte, daß Sie kommen würden und habe alles vorbereitet. Auch das Geld ist bereits gezählt und eingepackt. Hier, nehmen Sie!“
    Er nahm ein Portefeuille vom Tisch und gab es ihm. Der Dicke schob es schleunigst in die Tasche und sagte:
    „Das ist das Nötigste! Also fünfzehnhundert Franken!“
    „Ja, vielleicht noch etwas darüber, zur Aufmunterung für Sie. Also ich darf mich auf Sie verlassen?“
    „Wie auf mich selbst.“
    „Auf mich, meinen Sie wohl.“
    „Wen ich meine, das ist ganz gleichgültig. Wir beide können einander trauen.“
    „Ich hoffe das! Sie werden aber jedenfalls nicht eher zurückkehren, als bis Sie den Auftrag ausgerichtet haben.“
    „Natürlich. Ich gehe nicht eher fort, als bis ich weiß, ob der Verstorbene das Geheimnis ausgeplaudert hat oder nicht. Haben Sie vielleicht noch etwas zu bemerken?“
    „Nein. Sie können gehen.“
    „Leben Sie also wohl.“
    „Adieu. Und vergessen Sie nicht. Das Gesicht auf den Rücken.“
    „Und den Bauch dazu!“
    Der Alte schloß hinter ihm die Tür wieder zu und setzte sich dann an den Tisch, um stundenlang das Telegramm anzustarren. Der Maler aber hatte kaum den Hausflur erreicht, so zog er das Portefeuille hervor und öffnete es.
    „Alle Wetter!“ sagte er überrascht. „Fünfzehnhundert Taler. Juchhei. Das laß ich mir gefallen. Jetzt kaufe ich mir schnell einen feinen Anzug nebst dito Wäsche und einen Reisekoffer, dessen sich kein Graf zu schämen braucht. Die Welt sehen, nach Frankreich reisen, ohne daß es mich einen Pfennig kostet. Ah, ich durchschaue den alten Halunken. Er hat zwar das Frauenporträt nebst den Skripturen wieder; da er aber nicht weiß, wo sie stecken, so sind sie mir sicher.“ –
    Emma von Königsau hatte bei Madelon vergebens geklingelt. Da sie annehmen durfte, daß die Gesuchte sich bei der Beamtenwitwe befinden werde, so ging sie eine Treppe höher, wo sie ihre Vermutung auch bestätigt fand.
    Madelon ebenso wie die Witwe hatten Freude, die Freundin wiederzusehen. Natürlich wurde alles besprochen, was während der Trennung passiert war, und dabei bemerkte die Witwe:
    „Wundern Sie sich nicht, wenn heute vielleicht ein Herr an unserer Unterhaltung teilnimmt.“
    „Sie meinen Ihren Herrn Sohn?“
    „Nein, sondern meinen neuen Zimmerherrn.“
    „Ah, so haben Sie vermietet?“
    „Ja, seit gestern, und wie es scheint, recht glücklich.“
    „Was ist der Herr?“
    „Ein Künstler.“
    „Schauspieler, Schriftsteller?“
    „Nein, Maler.“
    „So, so! Ich liebe diese Klasse von Menschen gerade nicht sehr.“
    „Oh“, bemerkte Madelon, „Herr Haller scheint ein sehr anständiger, sogar feiner Herr zu sein!“
    „Auch auf mich hat er diesen Eindruck gemacht“, bestätigte die Wirtin eifrig.
    Emma horchte auf.
    „Haller heißt er? Woher ist er?“ fragte sie.
    „Aus Stuttgart.“
    Über Emmas Gesicht zuckte ein eigentümliches Leuchten. Sie fragte:
    „Also ein feiner Herr scheint er zu sein?“
    „Unbedingt!“ antwortete Madelon.
    „Hat er nicht vielleicht etwas Militärisches an sich?“
    „Allerdings, das ist wahr. Er macht ganz den Eindruck eines Offiziers in Zivil. Aber kennen Sie ihn denn?“
    „Nein. Aber ich habe stets die Erfahrung gemacht, daß ein Mann, den man gleich auf den ersten Blick für fein erklärt, immer etwas Militärisches an sich hat.“
    „Sie werden sich wundern, wie ähnlich er dem Wachtmeister Fritz sieht.“
    „Dem Wachtmeister?“ fragte Emma, indem sich auf ihrer Stirn eine leichte Falte zeigte. „Wirklich!“
    Bei dem Namen Haller hatte sie natürlich an den Brief gedacht, welchen ihr der Bruder aus Ortry geschickt hatte, um ihr die Ankunft eines französischen Spions, welcher sich Haller nenne, anzuzeigen. Jetzt, da von der Ähnlichkeit gesprochen
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