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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät
Autoren: Karl May
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Protokolle verfassen werde ich nicht“, meinte er. „Ich wollte damit nur Mademoiselle zum Fortgehen bewegen. Ihr beiden Halunken werdet gehört haben, daß ich euch das Leben und auch die Freiheit schenke. Ich tue das aber nur unter der Bedingung, daß ihr mir zwei Fragen beantwortet; sonst verspreche ich euch bei meiner Ehre, daß ihr morgen dennoch gehenkt werdet.“
    Die beiden Delinquenten nahmen sich vor, wenn es halbwegs möglich war, die Fragen zu beantworten.
    „Wer war der Kerl, welcher den Offizier gespielt hat?“ fragte Blücher.
    „Ein Schauspieler, der Sohn meines Kammerdieners“, antwortete der Baron.
    „Und wer war der Kutscher?“
    „Mein Kammerdiener.“
    „Ah, wo ist er?“
    „Er muß daheim sein. Ich hörte ihn während der Haussuchung kommen. Der Portier wird ihm gesagt haben, wer sich bei mir befindet.“
    „Ah, und da fürchtet er sich?“
    „Wahrscheinlich.“
    „So werde ich ihn herzitieren.“
    Blücher ging in die Bibliothek, in welcher er einen Glockenzug bemerkt hatte, und gab das Zeichen. In kurzer Zeit klingelte es am Vorsaal, welcher verschlossen war. Der Marschall öffnete. Ein langer Mann stand da, in Livree gekleidet.
    „Wer bist du?“ fragte Blücher.
    „Der Kammerdiener“, antwortete der Mann.
    „Gut, dein Herr hat längst auf dich gewartet. Wo ist dein Sohn?“
    „Unten beim Portier. Er wollte sich noch nicht von mir trennen.“
    „Hole ihn herauf, mein Sohn. Der Baron braucht euch notwendig.“
    In der Zeit von einer Minute kam der Schauspieler, jetzt natürlich in Zivil gekleidet. Blücher nahm die beiden in Empfang und brachte sie in das Verhörzimmer.
    „Ist das dein Kammerdiener?“ fragte er den Baron.
    „Ja“, antwortete dieser.
    „Und der andere ist dessen Sohn?“
    „Ja.“
    „Nun gut, so will ich mein Urteil sprechen.“
    Erst jetzt merkte der Kammerdiener, in welche Falle er gegangen war. Er blickte sich nach der Tür um, sah aber, daß an ein Entkommen gar nicht zu denken war.
    Blücher wandte sich an seine Grenadiere und sagte:
    „Ihr habt eure Sache sehr brav gemacht, und darum will ich euch eine Erholung gönnen. Wüßte ich nur, wo recht hübsche Rütchen und Schwibbchen zu finden sind!“
    Das war allerdings eine sehr freudige Überraschung für die Grenadiere. August trat sogleich vor und sagte, indem sein ganzes Gesicht schmunzelte:
    „Mit Verlaub, Exzellenz, sollte in dieser Wirtschaft sich nicht ein biegsames Spazierröhrchen finden, mit einigen hübschen Knötchen drinnen?“
    „Sapperlot, ja, du hast Recht. Suche einmal nach, mein Junge.“
    Das ließ sich August nicht zweimal sagen. In kurzer Zeit hatte er alle Spazierstöcke des Barons beisammen.
    „Wird es gehen, August?“ fragte der Alte.
    „Sehr gut! Besonders hier die drei Bambusse!“
    „Schön! Wollen wir anfangen. Da ist zunächst ein Kammerdiener, welcher bei Entführungen den Kutscher macht und seinen eigenen Sohn zu solchen Dingen verführt. Er soll sechzig haben, und zwar aus dem ff. Bindet ihn, und knüpft ihm auch den Mund zu, denn sein Winseln mag ich nicht hören.“
    Der Kammerdiener wurde von den Grenadieren gebunden und geknebelt. Als er die sechzig erhalten hatte, kam sein Sohn an die Reihe.
    „Dieser hat sich für meine Ordonnanz ausgegeben. Der Kerl hat Anlage zum größten Schwindler. Er bekommt hundert.“
    So geschah es auch. Das Blut der Beiden schwamm auf dem Fußboden.
    Jetzt stieß Blücher mit dem Stiefel an den Kapitän.
    „Der ist schon gebunden. Wir wollen ihm den Mund nicht verschließen, denn ich will einmal sehen, ob ein Kapitän der alten Garde zu schweigen versteht. Er hat seine eigene Schwester verkauft und auf einen preußischen Offizier geschossen. Er erhält zweihundert, aber so, daß er gleich liegen bleibt. Dann sind wir wenigstens sicher, daß er binnen der ersten Zeit nicht daran denken kann, neue Schlechtigkeiten auszuhecken. Fangt an, Burschen!“
    Zweihundert Hiebe sind für jeden Menschen eine böse Strafe, für einen Offizier aber geradezu eine fürchterliche. Der Kapitän hielt sie aus, ohne einen Laut auszustoßen. Als man mit ihm fertig war, sah man seine Lippen zerbissen und seine Augen ganz blutig gerötet. Er sprach kein Wort, aber sein Blick war mit dem Ausdruck teuflischer Rache auf den Marschall gerichtet.
    Jetzt nun war an dem Baron die Reihe.
    „Dieser hat ein Mädchen entführt und auf einen Offizier geschossen,“ entschied Blücher. „Er erhält auch zweihundert. Und für die Küsse, welche er gegeben hat,
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