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52 - Aufruhr auf Kregen

52 - Aufruhr auf Kregen

Titel: 52 - Aufruhr auf Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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abscheuliche Phantom endlich vernichtet habe, als eine Serie unmenschlicher schriller Schreie die Stille der Nacht zerriß.
    Nath und Shando fuhren herum, ihre von Laternen gekrönten Stäbe senkten sich wie Speere. Die Schreie verwandelten sich in ein Gurgeln und erstarben in einem langen verstummenden Röcheln.
    »Bei Vox!« murmelte Shando.
    »Opaz schütze uns!« ächzte Nath.
    Seite an Seite näherten sie sich vorsichtig der schattenerfüllten Gasse, die von der Larmingstraße abzweigte und aus der die schrecklichen Geräusche gekommen waren.
    Als alte Swods leuchteten sie zuerst mit ihren Lampen hinein.
    Das Ding, das dort in einer gewaltigen Blutpfütze lag, war einst ein Mensch gewesen. Der Körper war nicht mehr zu erkennen, man hatte ihn in Stücke gerissen. Ein Arm lag ein Dutzend Schritte weit fort, ein Bein ragte aus einer Abfalltonne an der Seite der Gasse. Licht und Schatten zuckten auf unheimliche Weise über die übelkeiterregende Szene. Die beiden Kampeons betrachteten den Schlamassel stoisch.
    Schließlich sagte Shando: »Am besten benachrichtigen wir den Deldar!«
    »Aye.« Nath rieb sich die Nase. »Ich sage es nicht gern, aber ...«
    »Das opazverfluchte Ungeheuer wurde vernichtet. Dafür gibt es Zeugen.«
    »Das ist richtig. In der Tat. Aber ...«
    Shando schüttelte den Laternenstab. »Wie viele Pfeile haben das Monster durchbohrt? Hunderte!«
    »Schon, schon«, räumte Nath der Lahme ein. »Es ist allgemein bekannt, daß solche Teufel zurückkehren ...«
    Shando, den man auch Shando den Impulsiven nannte, schnaubte. »Aye. Und wo steckt das Phantom dann, hm?«
    Auf diese Bemerkung hin leuchteten die beiden alten Soldaten mit ihren Laternen in jede Ecke und jeden Winkel der Gasse. Und plötzlich war da ein blauer Schimmer zu sehen, der sofort ihre Aufmerksamkeit erregte. Anscheinend kam er aus der Gasse, die ein Stück weiter von der Larmingstraße abzweigte. Vorsichtig betraten sie wieder die Straße. Das blaue Licht erstarb in dem Moment, da sie die Füße auf das Kopfsteinpflaster setzten. Das verschwommene Mondlicht tauchte alles in ihrer Nähe in rosige Schatten.
    Ein Mann kam auf sie zu. Er war mit einem räudigen alten Ponshofell bekleidet, seine Füße steckten in gewaltigen Fellstiefeln.
    Die Gestalt trat ins Laternenlicht. Nath sah genau hin. Augenblicklich nahm er Haltung an.
    »Majister!«
    Ich hingegen blickte den knorrigen alten Kampeon an, der jetzt Stadtwächter in Gafarden war. Das Bad in dem Heiligen Taufteich im weit entfernten Aphrasöe hatte mich mit einem unfehlbaren Gedächtnis gesegnet – oder gestraft, je nach Sichtweise. Natürlich kannte ich nicht jeden Swod der Freiheitsarmee von Vallia beim Namen, aber die ich kannte, konnte ich nicht vergessen.
    »Lahal, Nath Redfern«, sagte ich. »Gut gemacht.«
    »Das hier ist Shando der Fomentor, Majister«, erwiderte Nath Redfern etwas stotternd, was unter diesen Umständen wenig verwunderlich war. »In der Gasse liegt eine Leiche. Böse zugerichtet.«
    »Majister«, stieß Shando der Fomentor hervor, den ich nicht kannte, der aber offensichtlich Naths Aussage zustimmte. »Majister! Es war das Phantom!«
    Wenn ich zugebe, daß ich einen kalten Hauch verspürte, der mir über den Nacken fuhr, dann räume ich nur ein, was jeder Mann bei der Erwähnung des Phantoms verspürte.
    »Das opazverfluchte Ding ist vernichtet worden. Ich war dabei. Ich habe es gesehen.« Ich trat energisch vor. »Wo liegt die Leiche?«
    »Hier vorn, in der Fischgrätengasse, Majister.« Das Licht einer Laterne sorgte für einen Farbklecks in der Nacht, während wir uns zur Fischgrätengasse begaben. Der Name stammte aus der Zeit, als dort Handwerker wohnten, die aus Fischgräten Nadeln herstellten, indem sie sie zurechtschnitten und mit Löchern versahen.
    Mittlerweile versammelten sich immer mehr Bürger, die von dem Lärm aufgeschreckt worden waren. Ich befahl den beiden Stadtwächtern, sie zurückzuhalten, und betrachtete den traurigen Anblick der Leiche. Diese fürchterlichen Verstümmelungen sahen tatsächlich wie das Werk des Phantoms aus. Bei dem pustelübersäten Rüssel und dem Hängebauch von Makki-Grodno! Ich hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie das Ungeheuer von Hunderten von Pfeilen zerfetzt worden war. Ich hatte gesehen, wie es zerschmolz, dahinschwand und sich auflöste. Das furchtbare Wesen konnte es nicht mehr geben – oder doch?
    Wir hier auf der Erde sind schrecklicherweise daran gewöhnt, daß es so etwas wie Nachahmungstäter
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