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50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)

50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: 50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Jeffery Self
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wahr: An der Wand hängt ein zweites, komplett anderes Ölbild von Jackie O.
    Wir folgen ihm alle und nehmen Platz. Ich spüre Taylors Augen auf meinem Hinterkopf brennen, aber ich drehe mich nicht um. Die Genugtuung gebe ich ihm nicht. Wenn ich stärker wäre – und wüsste, wie ich nach Hause kommen soll –, würde ich vermutlich aus dem Haus stürmen, aber da weder das eine noch das andere der Fall ist, sitze ich es einfach aus.
    Der Tisch ist auf eine protzige Reiche-Leute-Art gedeckt, mit vielen verschiedenen Varianten von Besteck und Gläsern. Ich mache mir Sorgen darüber, welche Gabel zu welchem Gang des Menüs passt, als zu meiner Linken ein Arm in einem weißen Hemdsärmel auftaucht.
    »Noch Wein?« Ich kenne die Stimme. Ich sehe auf. Heilige Scheiße! Das ist ja Josh.
    »Alex?« Er ist ebenso geschockt über meinen Anblick wie ich über seinen, vielleicht sogar noch mehr. »Was machst du denn hier?«
    Taylor, der mir gegenübersitzt, läuft rot an. Belinda schaltet sofort auf Alarmbereitschaft und wittert Gefahr. Sie wirft Richard einen so entsetzten wie wütenden Blick zu, dann starrt sie mich an.
    »Alex ist ein Kunde von uns. Wer sind Sie?«, fragt sie Josh mit drohendem Tonfall. Josh wirkt überrumpelt. Ich merke, dass es ihm leid tut, überhaupt etwas gesagt zu haben.
    »Entschuldigung. Wir kennen uns, und ich wusste nicht, dass du –«, stammelt Josh. Ich fühle mich schrecklich. Ich will irgendwas tun, um ihn aus dieser peinlichen Lage zu befreien.
    »Ich habe gerade bei Richards Agentur unterschrieben«, platzt es aus mir heraus.
    Alle Augen werden groß und wenden sich in meine Richtung. ›Ach ja?‹, scheinen sie alle sagen zu wollen. Taylor ergreift das Wort.
    »Genau. Und das hier ist unser Festessen. Also, auf Alex!«
    Alle tun es ihm nach und halten unsicher die Gläser hoch.
    »Ja, auf Alex«, sagt Richard.
    Josh lächelt. »Das ist ja toll, Mann. Jetzt verstehe ich auch, was Matty gesagt hat. Deswegen ziehst du also nach New York?«
    Als die Worte aus Joshs Mund kommen, spielt sich alles wie in Zeitlupe ab. Ich sehe Taylor an; sein Gesicht ist rot. Ich hatte nicht vorgehabt, das Thema New York auf diese Weise anzusprechen, aber ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass er mit einem Supermodel durchbrennen will. Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihm alles zu erklären, und dem, ihn sich so beschissen fühlen zu lassen wie ich mich gerade.
    »Ja, Alex.« Taylors Gesicht ist hart geworden, seine Stimme klingt kalt. »Ist das der Grund?«
    Ich schweige einen Moment. Mir stehen mehrere Möglichkeiten offen. Die beste wäre, einfach um mein verdammtes Leben zu rennen, aber das lasse ich bleiben. So dramatisch bin ich nun wirklich nicht. Hier haben wir das perfekte Beispiel für den Unterschied zwischen kompliziert und unkompliziert: auf der einen Seite Josh, der sich einfach für mich und meinen Job freut, und auf der anderen Taylor, der neben der Frau sitzt, die er demnächst heiratet, damit er in der Woche darauf eine Titelstory im People Magazine bekommt.
    Zum ersten Mal bin ich am Zug. Ich will niemanden verletzen, vor allem nicht Taylor, auch wenn ich mich fast schäme, das zuzugeben. Ich will aufstehen und alles erklären, Taylor, Josh, Richard, Natalie, Belinda und ihrem bizarr schweigsamen Mann. Aber stattdessen lächele ich bloß eines dieser breiten, falschen Hollywood-Lächeln, wie ich es den ganzen Abend hier gesehen habe, und sage: »Ja. Genau so habe ich das Stellenangebot in New York bekommen.«
    Einen Moment lang herrscht Schweigen im Saal. Man kann beinahe hören, wie Belinda das Botox durch den Kreislauf strömt und die Hautzellen abtötet.
    Schließlich bricht Richard das Schweigen. »Nun denn, viel Glück, Alex!«
    Alle stoßen an und setzen wieder ihr falsches Hollywood-Lächeln auf. Dann sehen sie auf ihre Teller und fangen an zu essen, in einer derartigen stillen Anspannung, dass ich sie mit einem der Messer vor mir zerschneiden könnte. Wenn ich nur wüsste, welches dafür das Richtige ist.
    •
    Auch der Rest des Abendessens verläuft nicht gerade angenehm. Mir wird schnell klar, dass jeder aus Taylors ›Team‹, wie sie sich nennen, alles über Taylors Privatleben weiß. Das wäre so schon unheimlich genug, egal worauf Taylor steht, aber wenn man weiß, was ich weiß, ist es vielleicht sogar das Gruseligste, was ich je erlebt habe.
    Irgendwas sagt mir, dass sein Agent Richard ein seltsames Vergnügen daraus zieht, sich Taylors Privatleben
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