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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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jetzt nicht das größte Problem.
    Mit Vorfreude und etwas Wehmut lege ich mich ins Bett und frage mich, wie schnell die letzten zehn Jahre vergangen sind und wie sehr wir uns alle verändert haben. Als ich über das Bettlaken neben mir streiche, wird mir einmal mehr bewusst, dass ich seit über sechs Jahren keine Frau mehr mit nach Hause gebracht habe. Ich bin neben verschiedenen Gesichtern aufgewacht, und nicht immer war die Erinnerung an das Vergangene so greifbar. Aber zu mir nach Hause? Nein, irgendwie wollte ich das haben, was Patrick Morgen für Morgen erleben durfte: in das Gesicht seiner Traumfrau schauen. In das Gesicht der Frau, die er aufrichtig liebt und schon immer geliebt hat.
    Also blieb die Seite in meinem Bett leer.
     
    Die T-Shirts sehen genauso albern aus, wie wir uns fühlen. Das Schöne ist, der Aufdruck entschuldigt unser ganzes Verhalten. Wir lachen zu laut, wir reden zu laut, wir stolpern, weil wir vor Lachen kaum aufrecht stehen können. Sogar der erhöhte Alkoholgenuss wird durch den Aufdruck „Patrick ist so gut wie unter der Haube“ entschuldigt. Belustigte Blicke begleiten uns, manch ältere Herren scheinen mitleidig zu nicken, als wüssten sie genau, was auf den guten Jungen zukommt.
    Wir sind wie junge Hunde, wir tollen umher, bellen und wollen nach allem schnappen, aber wir tun niemandem etwas. Wir wollen nur spielen. Und das tun wir auch. In mancher Kneipe bekommen wir Getränke umsonst, dafür singen wir kleine Ständchen auf Wunsch der Gäste. Wir sind weit davon entfernt, eine Boyband zu sein, aber irgendwie haben wir Charme, denn wir gewinnen einen Haufen Getränke. Damit könnte sich die siebte Klasse einer Hauptschule unserer Wahl locker ins Koma saufen.
    Ich muss mich bremsen, immerhin muss ich noch Auto fahren, auch wenn die anderen das noch nicht wissen. Ich muss die Tänzerin abholen, die mir heute Morgen von Melanie noch einmal strengstens verboten wurde.
    „Jonas, ich meine das wirklich ernst. Wenn sich eine Schlampe vor meinem zukünftigen Mann auszieht, dann gibt es Ärger. Und zwar für dich!“
    Ich hatte gelacht und hoch und heilig versprochen, keine Stripperin zu engagieren. Natürlich war das eine weitere Lüge, aber manchmal muss ein Mann eben tun, was ein Mann tun muss. Ich könnte Melanie auch die Wahrheit sagen. Eine Stripperin, die offensichtlich auch Nutte ist. Wie gut ich dann wohl davongekommen wäre? Vermutlich ohne Penis, Kopf und Arme. Aber das Risiko muss ich nun mal eingehen. Aus reinem Selbstschutz werde ich trotzdem niemandem von Lucys alias Mayas Berufswahl erzählen. Tänzerin, das klingt schön klassisch und fast schon schüchtern. Ein wenig nach Ballettausbildung.
    Die Stimmung ist ausgelassen und gut. Patrick genießt den Abend in vollen Zügen, und da ist es wieder: dieses Gefühl, zurück auf der Schule zu sein und über nichts nachdenken zu müssen. Heute ist wieder alles herrlich einfach. Wir trinken Bier, erzählen uns schmutzige Witze und lachen hysterisch dazu. Soll noch mal einer sagen, wir Männer können uns nicht wie Weiber benehmen.
    Kurz vor zehn verabschiede ich mich mit der Ausrede, noch etwas besorgen zu müssen. Keine echte Lüge, und schon fahre ich durch die Nacht auf der Suche nach einem Parkplatz vor dem VHS-Gebäude, direkt in der Stadtmitte. Ich hoffe, dort kurz anhalten zu können und, noch wichtiger, sie hoffentlich zu erkennen. Dunkle lockige Haare, klein und zierlich mit einer grauen Strickmütze. Eine genauere Beschreibung konnte ich wohl nicht bekommen. Vom Gefühl her ist das der Look, den jedes Mädchen gerade trägt. Es ist noch ziemlich kalt für Anfang April. Wieso Frauen auch alle den gleichen Geschmack haben müssen? Verwirrend! Ebenso wie die Marotte, zusammen aufs Klo gehen zu müssen. Halten Mädchen beim Pinkeln denn wirklich Händchen?
     
    An der Kreuzung am Rotebühlplatz fahre ich langsamer und parke verbotenerweise am Bürgersteig. Zu meinem Glück steht nur ein zierliches Mädchen mit dunklen lockigen Haaren und einer grauen Strickmütze vor dem großen Gebäude. Ich winke aus dem Autofenster und sie versteht, dass ich sie meine. Mit schnellen Schritten kommt sie zu mir herüber und lächelt.
    „Jonas?“
    „Genau der bin ich.“
    Zu mehr bringen wir es erst mal nicht, weil der Wagen hinter mir hupt. Offensichtlich stehe ich ihm im Weg, aber bevor ich eine Handbewegung machen kann, die ihm zeigt, was ich von seiner Aktion halte, dreht sich Maya schon zu ihm um.
    „Hör mal, du Idiot, hupen ist
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