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5 Tage Liebe (German Edition)

5 Tage Liebe (German Edition)

Titel: 5 Tage Liebe (German Edition)
Autoren: Adriana Popescu
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ja wohl nicht das Verhalten eines Gentleman, wenn eine Frau mit einem Mann am Auto redet, was?“
    Ich bin nicht nur über die Wortwahl erstaunt, sondern auch über die Lautstärke ihres Organs. Wer hätte gedacht, dass in so einer kleinen Person so ein Volumen steckt? Ich erwische mich beim Lächeln, als sie um den Wagen läuft und schließlich einsteigt.
    „Sorry, aber ich hasse es, wenn ich angehupt werde.“
    Anhupen verboten, aber als Prostituierte arbeiten. Irgendwie eine nette Prioritätenverteilung. Ich werde es mir merken.
    „Kein Problem.“
    Ich versuche, ihr Gesicht im Dunkeln des Autoinneren etwas besser zu erkennen, aber ich erahne nur ein zierliches Mädchengesicht, große Augen und eine Stupsnase. Wenn man zum ersten Mal mit einer Prostituierten im Auto sitzt, dann ist das ganz anders, als man es sich immer vorstellt. Ich bin sicherlich nicht auf den Mund gefallen, aber im Moment will mir kein Thema einfallen, das unverfänglich genug wäre. So viel also zum Ausspruch: „Wir coolen Kerle können jederzeit mit jeder Situation umgehen“. Auch ich werde also noch eines Besseren belehrt.
    „Soll ich dir das Geld gleich geben?“
    „Das machen wir, wenn wir dort sind. Kein Ding. Konzentriere dich ruhig auf die Straße.
    Ich nicke. Okay, so endet der erste Anlauf also. Ich wünsche mir, Probleme beim Schalten zu haben. So hat es Richard Gere damals gemacht. Aber da ich mit der Gangschaltung meines Wagens mehr als vertraut bin, muss ich mir etwas Besseres einfallen lassen.
    „Spanisch, hm?“
    Ich erinnere mich, wieso sie in der VHS war. Zumindest hatte sie das am Telefon erwähnt.
    „Ja. Unbedingt. Ich liebe diese Sprache und muss sie ein wenig auffrischen.“
    „Urlaub?“
    „Ich würde gerne mal wieder nach Barcelona.“
    Barcelona, eine unglaublich schöne Stadt, in der auch ich mir ein Leben vorstellen könnte – wenn mich jemand fragen würde. Komischerweise tut das niemand, deswegen bin ich noch immer hier. Was nicht schlimm ist, ich mag es ja hier. Aber alleine die Antwort „Ich lebe in Barcelona“ würde doch als Anmachspruch die Frauen reihenweise beeindrucken. Blöd nur, dass mein Spanisch gerade mal reicht, um die für Barcelona falsche Fußballmannschaft anzufeuern. Wobei ...
    „Da hilft dir Spanisch aber nicht besonders.“
    Sie sieht mich fragend von der Seite an. Ich möchte nicht jetzt schon wie ein kompletter Klugscheißer daherkommen. Ein Vorwurf, den ich übrigens häufig zu hören bekomme.
    „Naja, die sprechen dort doch eher Katalanisch.“
    „Ja, das stimmt auch wieder, aber das habe ich direkt nach der ersten Stunde aufgegeben. Da komme ich nicht mit.“
    Sie lacht, und ich lache auch. Wieso eigentlich? Weil ich ein netter Typ bin und gerade versuche, Konversation zu betreiben? Wenn meine Mutter mich jetzt sehen würde, ich wäre vermutlich für immer enterbt. Auf Ewigkeit. Ich und eine Nutte! Wobei sie selbst sehr viel von Richard Gere hält – und der hat ja nun auch eine Nutte damals mit ins Auto genommen, sogar noch mit ins Hotel. Wieso denken wir alle bei dem Wort Nutte direkt an Julia Roberts und Richard Gere? Sind wir so sehr von der Filmwelt beeinflusst?
    „Ich habe mir dich ganz anders vorgestellt.“
    Etwas überrascht sehe ich sie an. Wieso hat sie sich denn vorgestellt, wie ich aussehen könnte? Und wenn sie es schon getan hat, komme ich jetzt besser oder schlechter weg?
    „Und das bedeutet ... ?“
    Sie zuckt die Schultern und grinst frech. Frauen schaffen es aber auch immer wieder, uns komplett im Dunkeln tappen zu lassen. Diese Reaktion könnte beides bedeuten.
    „Also um ehrlich zu sein, ich dachte du bist dicker. Und blond. Und irgendwie ... ungepflegt.“
    Ehrlichkeit scheint bei ihr ganz oben auf der Liste der Eigenschaften zu stehen, die man in den ersten vier Minuten des Kennenlernens zeigen sollte. Ich bin nicht dick. Blond bin ich auch nicht. Ungepflegt ... nun ja, ich bin faul, was die Beseitigung des Haarwuchses im Gesicht angeht.
    „Danke auch.“
    Ich trage meine braunen Haare im Moment etwas zu lang für den Geschmack meiner Mutter. Allerdings bin ich noch weit davon entfernt, als Heavy-Metal-Fan durchzugehen. Aber es sind nicht nur die Haare, die meine Mutter wahnsinnig machen. Ihr passt weder mein Ohrring (ein Überbleibsel meiner Jugendrebellion), noch das Tattoo an meiner Wade. Sonst beschwert sie sich gerne über die Jeans, die ich anscheinend immer etwas zu tief trage, und die T-Shirts. Mit Hemd und gut sitzender Stoffhose würde
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