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5 STERNE FÜR DIE LEIDENSCHAFT

5 STERNE FÜR DIE LEIDENSCHAFT

Titel: 5 STERNE FÜR DIE LEIDENSCHAFT
Autoren: CATHERINE MANN
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Sollte sie ihm ruhig ihr Leid klagen, das Leid einer erfolgreichen Schauspielerin. Hatte eine Zeitung ein unvorteilhaftes Foto von ihr abgedruckt? Hatte ein rachsüchtiger Exfreund Lügen über sie verbreitet? „Was war denn so schlimm, was ist denn schiefgelaufen?“
    Erstaunt sah sie ihn an. „Sie wissen es nicht? Dann sind Sie wohl der einzige Mensch auf der Welt, der keine Zeitung liest.“
    „Seriöse Zeitungen lese ich schon. Aber Sie meinen vermutlich diese Klatschblätter.“ In seiner Stimme schwang Verachtung mit. „Nein, nein, damit habe ich nichts am Hut.“
    „Sehr vernünftig. Ich lese sie ja auch nicht freiwillig – aber mein Beruf lässt mir keine Wahl.“ Sie trank einen großen Schluck von dem teuren Wein. Dann fuhr sie fort: „Meine Großmutter hat Brustkrebs, mein Freund hat mir den Laufpass gegeben, und der Mann, den ich mein Leben lang für meinen Onkel gehalten habe, ist in Wirklichkeit mein Vater.“
    Er pfiff durch die Zähne. Eigentlich hatte er mit Banalitäten gerechnet, und nun das! „Ich muss Ihnen recht geben. So viele Schicksalsschläge auf einmal – das ist wirklich heftig.“
    Ernst sah sie ihn an. „Danke.“
    „Wofür?“
    „Dass Sie mir nicht mit irgendwelchen Mitleids-Plattitüden kommen, die sowieso nichts ändern.“ Sie stellte ihr Glas ab. „Ich finde es gut, wenn man nicht um den heißen Brei herumredet.“
    Er nickte nur und schenkte ihr Wein nach. Dass Lillian Hudson, das Oberhaupt der Familie, todkrank war, hatte er nicht gewusst. In Frankreich, ihrer ursprünglichen Heimat, war Lillian so etwas wie eine Legende. Sie war während des Zweiten Weltkriegs im Widerstand tätig gewesen und hatte dann einen jungen US-Soldaten geheiratet. „Damit ich das richtig verstehe – von Ihrer kranken Großmutter handelt auch der Film, den Sie gerade abgedreht haben?“
    „Ganz genau. Seit mein Großvater vor dreizehn Jahren gestorben ist, war es ihr Herzenswunsch, ihre Liebesgeschichte aus den Zeiten des Krieges ins Kino zu bringen. Wir hatten schon Angst, sie könnte die Premiere nicht mehr erleben, aber jetzt ist es nur noch eine Woche hin. Der Film läuft Weihnachten an, und es sieht so aus, als ob sie auf jeden Fall bis dahin durchhält. Sie ist zwar schwach, aber sie hält sich tapfer. Gleichzeitig mit der Premiere feiern wir das sechzigjährige Firmenjubiläum von Hudson Pictures. Das ist perfektes Timing.“
    „Es muss schwer für Sie gewesen sein, Ihre Großmutter zu spielen – vor allem unter diesen Umständen.“ Was Filmschauspieler anging, war er nicht auf dem Laufenden, aber er konnte sich dunkel erinnern, dass Bella Hudson nur wegen einiger Erfolge in kleineren Independent-Filmen einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatte. Der große Durchbruch in einer richtigen Hollywood-Produktion stand ihr noch bevor.
    Nervös spielte sie mit ihrer Serviette. „Die meisten Leute glauben, die Rolle wäre mir gewissermaßen in den Schoß gefallen, weil ich zur Familie gehöre, aber das stimmt nicht. Ich musste dafür kämpfen, und ich bin sehr froh, dass ich die Chance bekommen habe. Es ist mir eine große Ehre, meine Großmutter verkörpern zu dürfen – der Film heißt übrigens auch ‚Ehre‘. Kennen Sie die Geschichte?“
    „Nicht genau, aber ich glaube, ich habe darüber in der Zeitung gelesen.“ Das stimmte zwar nicht so ganz, aber egal. Und es entspannte sie sichtlich, über ihre Großeltern zu reden.
    Wahrscheinlich trug es sogar mehr zu ihrer Entspannung bei als der Wein. Und er wollte unbedingt, dass sie sich bei ihm wohlfühlte.
    Sie lehnte sich zurück und begann zu erzählen. „Mein Großvater war US-Soldat, als er meine Großmutter hier in Frankreich kennenlernte. Sie arbeitete als Nachtclubsängerin, und nach einer Weile haben sie heimlich geheiratet. Als er nach dem Krieg in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, nahm er sie mit. Mein Großvater Charles gründete ein Filmstudio, damit meine Großmutter Lillian ihre Talente auf der Leinwand zeigen konnte. Schon mit ihren ersten Filmen wurde sie zu einer Legende und machte aus dem winzigen Studio quasi über Nacht eine ungeheuer erfolgreiche Firma. Eine Geschichte wie aus dem Märchenbuch.“ Ihre Augen funkelten mehr als die Kristallgläser im Kerzenlicht.
    „Der Sinn für Romantik liegt Ihrer Familie wohl in den Genen.“
    Ihr Lächeln erstarb. Sie nahm ihr Glas und ging zum Fenster, damit sie ihm den Rücken zuwenden konnte, ohne unhöflich zu wirken. Gedankenverloren blickte sie hinaus auf
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