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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)
Autoren: e-book LYX
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erkenne nichts, und der Schwindel bringt mich wieder dazu, die Augen zu schließen. Erschöpft atme ich wieder aus.
    Tropf … Tropf … Tropf ….
    Ich warte noch sehr lange, bis ich es wieder probiere. Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit. Aber nun ist der Schwindel zurückgegangen, und ich kann mich aufsetzen, ohne mich zu übergeben. Die Hände stütze ich flach am Boden auf, um mein Gleichgewicht zu halten. »Uhh«, atme ich laut aus. Dann beginne ich mich umzusehen und meine Umgebung zu erfühlen.
    Der Boden unter mir ist rau und dreckig. Ich muss in einer Art Käfig sitzen, da ich trotz der Dunkelheit Streben erkennen kann.
    Tropf … Tropf … Tropf …
    Das Geräusch kommt von links. Also ungefähr von der Mitte des Raumes, da ich in einer Ecke gefangen bin, die ich in meinem Rücken erkennen kann. Angestrengt schaue ich ins Schwarze. Ich sehe etwas Langes, Dünnes. Vielleicht ein Rohr, von dem Wasser tropft? Doch beim genaueren Hinsehen erkenne ich, dass es kein Rohr ist.
    Es ist ein Arm, der in der Luft hängt. Und am Ende eine Hand. Und jetzt merke ich auch, was dieses Geräusch verursacht. Tropf … Tropf … Ein Messer steckt im Oberarm, von den Fingern tropft Blut. Mein Magen dreht sich erneut um, und ich bin kurz davor zu kotzen. Stöhnend krümme ich mich, klammere mich an eine der Gitterstangen. Wäre in diesem Moment nicht eine Tür laut zugeschlagen worden, hätte ich bestimmt mein Innerstes auf dem schmutzigen Boden entleert. Doch jetzt halte ich still. Mache keinen Laut und warte. Lausche, ob mein Ende naht.
    Die Schritte werden zuerst immer lauter, verschwinden aber dann wieder. Mein Überlebenswille zeigt sich. Alles in mir spannt sich an, und die Übelkeit verschwindet schlagartig. Ich springe auf, streiche die Haare hinter die Ohren und balle die Hände zu Fäusten. Tief ein- und ausatmend bringe ich meinen Körper dazu, alle Kraftreserven zu sammeln. Das Zittern hört auf, und ich beginne mein Gefängnis abzutasten.
    Die Gitterstäbe sind ziemlich weit voneinander entfernt. Zwar nicht weit genug, um als Mensch hindurchzupassen. Aber als Raubkatze doch allemal. Ich trete einen Schritt zurück und … nichts passiert. Statt des gewohnten Kribbelns durchfährt mich ein unerwarteter Schmerz. Meine Haut fängt an zu brennen. Ich greife mir mit beiden Händen an den Kopf, doch meine Haare wachsen nicht. Ängstlich versuche ich es noch einmal. Das Brennen kehrt zurück, doch dieses Mal schlimmer. Ich fange an zu wimmern und fasse mir verzweifelt an die Armbeugen. Von ihnen geht der Schmerz aus, und nun weiß ich auch, warum.
    Sie haben mir Betäubungsmittel in die Venen gespritzt. Bei uns Gestaltwandlern wirkt es anders als bei Menschen, die dadurch bewusstlos werden. Wir dagegen werden im ersten Moment bewegungs- und danach für Stunden wandlungsunfähig.
    Etwas Nasses läuft mir aus der Nase, ich lege die Finger an die Nasenlöcher. Die Wandlungsversuche haben meinen Körper überfordert, und wenn ich Pech habe, vielleicht sogar mein Gehirn. Der Schwindel kehrt zurück. Das Blut hört überhaupt nicht mehr auf zu fließen. Panisch wische ich es immer wieder weg und lasse mich zu Boden gleiten. »Keenan, bitte finde mich«, flüstere ich, und Tränen mischen sich mit dem Blut auf dem Boden.
    Dann fällt mir wieder ein, dass ich nicht alleine bin. Hoffnungsvoll strecke ich meinen Kopf aus dem Käfig und rufe leise nach der Verletzten auf dem Holztisch: »He! He, kannst du mich hören? Du musst aufwachen!«
    Ein paar Mal versuche ich es noch, dann wird mir klar, dass sie nicht reagieren wird. Wahrscheinlich ist sie längst tot. Festgebunden auf einer Schlachtbank wie Vieh, denke ich wütend.
    »Nein, so werde ich nicht enden. So werde ich nicht sterben«, sage ich laut. »Ich werde kämpfen.«
    »Meinst du, das habe ich nicht getan?«, sagt eine zitternde Stimme.
    »Du lebst!«, rufe ich. Hoffnung steigt in mir auf, und mein Überlebenswille regt sich erneut.
    »Uhh … « Die Frau auf der Schlachtbank atmet erschöpft aus. »Nicht mehr lange.«
    »Du musst durchhalten. Sie werden bald kommen und uns retten.«
    Ein komisches Geräusch, das wie ein ersticktes Lachen klingt, kommt aus ihrem Hals. Ich kann die Frau nicht sehen, nur ihre Umrisse erkennen und ihren keuchenden Atem hören, während sie um ihr Leben kämpft.
    »Sie werden nicht kommen. Jedenfalls nicht rechtzeitig.«
    »Woher willst du das wissen?«, frage ich, zornig auf die Frau, die mir meinen Glauben an mein Rudel nehmen will.
    »Weil
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