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46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra

Titel: 46 - Waldröschen 05 - Rebellen der Sierra
Autoren: Karl May
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aus Pirna, denn die Leute dort sind alle ganz ungeheuer tapfer. Wie hätte denn der Königstein nach Pirna kommen können, wenn sie ihn nicht für sich erobert hätten. Und dies hat ihnen bis jetzt noch niemand nachgemacht. Aus welchem Land seid Ihr denn eigentlich gebürtig?“
    „Aus Frankreich“, sagte der Jäger.
    „O weh! So seid Ihr ein Franzose?“
    „Natürlich.“
    „So! Hm! Hm! Das ist gut, Señor!“
    Er drehte sich schnell um und machte keinen Versuch, das Gespräch fortzusetzen. Es war klar, daß die Franzosen aus irgendeinem Grund in Mißkredit standen. Nach einer Pause erhob er sich und verließ das Zimmer, gab aber vorher seiner Tochter einen Wink, ihm zu folgen. Sie gehorchte und fand ihn im Verkaufsraum.
    „Du“, sagte er, „hast du gehört, was er ist?“
    „Ja, ein Franzose“, antwortete sie.
    „So muß ich dich warnen.“
    „Warum?“
    „Das darf ich dir nicht sagen, aber da das Schweigen gefährlich werden könnte, so muß ich mit dir darüber reden. Weißt du, daß uns die Franzosen einen deutschen oder vielmehr einen österreichischen Prinzen herübergebracht haben, welcher Kaiser von Mexiko werden soll?“
    „Warum sollte ich dies nicht wissen! Man spricht doch überall davon.“
    „Nun so will ich dir sagen, daß die Österreicher alle gute Kerle sind. Sie rechnen zwar nach Gulden, die bloß siebzehn Groschen gelten, aber mich gehen die übrigen drei Groschen ja gar nichts an. In Pirna ist man nobel. Ich habe gegen die Österreicher gar nichts, und dieser Prinz Max soll ein guter Mensch sein. Den Mexikanern gefällt es jedoch nicht, daß er sich von den Franzosen bringen läßt, und darum wollen sie von ihm nichts wissen. Sie sagen, der Napoleon sei ein Lügner; er werde seine Versprechungen nicht erfüllen und auch den Prinzen Max später sitzenlassen. Sie wollen keinen Kaiser haben; sie wollen einen Präsidenten, und der soll Juarez sein.“
    „Der jetzt in Paso del Norte ist?“
    „Ja. Die Franzosen wollen ihn daher gern fangen. Sie haben bereits das ganze Land besetzt und ihn in Chihuahua beinahe ergriffen. Er ist ihnen aber glücklich nach Paso del Norte entkommen. So weit zur Indianergrenze wagen jene sich zwar nicht herauf, aber man spricht davon, daß sie ein Streifkorps absenden wollen, um ihn aufzuheben. Darum muß man vorsichtig sein und sich vor jedem Franzosen hüten.“
    „Du doch nicht. Was gehen dich die Franzosen und was geht dich Juarez an?“
    „O, sehr viel“, antwortete er mit wichtiger Miene, „ich habe es dir bisher verschwiegen, daß ich eine außerordentliche Begabung für Politik habe –“
    „Du?“ unterbrach sie ihn, im höchsten Grad erstaunt.
    „Ja, ich. Alle Leute in Pirna sind groß in Politik. Das haben wir noch vom Finkenfang bei Maxen her. Ich habe drüben im Präsdo noch einige Ländereien, und weil ich daselbst eine Stimme besitze, so ist es mir nicht gleichgültig, ob wir den Prinzen Max bekommen oder den Juarez. Der Max ist gut, aber er kann sich unmöglich halten. Er hängt von den Franzosen ab. Der Napoleon hat, um ein mexikanisches Kaiserreich zu gründen, zwei Anleihen gemacht; davon ließ er Mexiko lumpige vierzig Millionen zukommen, fünfhundert Millionen aber hat er für Frankreich selbst behalten. Das ist der offenbarste Betrug, und der arme Max weiß sich nun keinen Rat. Juarez hingegen kennt unser Land; er will nichts von den Franzosen wissen, und darum wollen wir ihn. Dazu gehört aber Geld. Daher hat er zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gesandt, um sich mit ihm zu verbinden und eine Anleihe zu machen. Vor einigen Tagen nun ist der Bote zurückgekehrt und hat die Nachricht gebracht, daß die Staaten von einem mexikanischen Kaiser, den der Franzose bringt, nichts wissen wollen und uns dreißig Millionen Dollar bewilligt haben. Einige Millionen sind unterwegs. Sie sollen durch den Llano estacado zu Juarez transportiert werden. Davon aber haben die Franzosen Wind bekommen, und es ist wahrscheinlich, daß sie den Geldtransport überfallen wollen. Er kommt in schleunigen Tagesmärschen heran. Im Falle der Not soll er, wenn es unmöglich ist, ihn weiter zu bringen, hierher nach Fort Guadeloupe geschafft und in unserem Haus einstweilen versteckt werden. Deshalb wird Juarez eine stärkere Besatzung herlegen, deshalb haben wir auch die Franzosen doppelt zu fürchten. Sie werden Kundschafter senden, um uns auszuhorchen, und ich ahne, daß der Kerl, welcher jetzt drinnen sitzt, ein solcher Spion ist. Er spricht nur wenig
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