Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
45 - Die Banditen von Antares

45 - Die Banditen von Antares

Titel: 45 - Die Banditen von Antares
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
durch die Menge. Er kam genau auf mich zu; gelegentlich verlor ich ihn aus den Augen, da er von Händlern und Käufern verdeckt wurde, doch die ganze Zeit über lag ein Ausdruck auf seinem Gesicht, der unter diesen Umständen sehr ungewöhnlich war. Ja, bei Vox! Dort waren keine Angst und auch kein gejagter, gehetzter Blick zu sehen. Sein Gesicht zeigte eine tiefempfundene Wut, die glatt einen Leem verscheucht hätte. Er zitterte fast vor Zorn, während er vor dem Kataki floh.
    Der Ruf »Haltet den Dieb!« ertönte in den Souks und den Märkten Oxoniums genauso häufig wie in den anderen geschäftigen Handelszentren Kregens. Feilschende Leute blickten sich aufmerksam um, und Hände legten sich schützend um Geldbeutel. Fäuste griffen nach Schwertern und Dolchen.
    Die Drahtigkeit des Opfers dieser merkwürdigen Falle war sehr aufschlußreich. Der Junge sprang wie eine Rennzorca über Stände, duckte sich unter Markisen hindurch und umging dicht nebeneinanderstehende Leute, die aufgeregt in alle Richtungen starrten. Mir fiel unwillkürlich eine der Sagen Balintols ein, und zwar die berühmte Geschichte, die damit anfängt, daß ein junger Bursche, der ein Huhn an den Beinen hält, über einen dichtbevölkerten Marktplatz läuft. Die Gewandtheit dieses Taugenichts war bewundernswert; sein Gesicht wurde noch immer von loderndem Zorn verzerrt.
    Ein mit einem grünen Shamlak bekleideter Mann riß sein Rapier aus der Scheide. Seine spitzen Ohren reichten ihm fast bis zur Schädeldecke. Es war ein Ift, und es war offensichtlich, daß er sich für klug und erfahren genug hielt, um auf diesem von überschäumendem Leben erfüllten Stadtmarkt vorteilhafte Geschäfte zu tätigen, statt bequem in den Wäldern seiner Heimat zu leben. Die Klinge seines Rapiers sauste durch die Luft.
    Die Schwertspitze fuhr an der Hüfte des Jungen entlang, der nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte.
    Er schrie nicht auf.
    »Du Blintz!« rief der Ift. Er schüttelte das Rapier, dessen Spitze nun blutig war. Doch er nahm die Verfolgung nicht auf.
    Der Oberschenkel des Jungen war nun von einem dunklen Blutrinnsal bedeckt. Er hatte zwar nur einen Kratzer davongetragen, doch die Verletzung brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und er taumelte hilflos gegen einen großen, mit Rädern versehenen Karren. Der kippte sofort um. Jedermann im Umkreis wurde von umherfliegendem reifen Gemüse getroffen. Eine kleine Och-Frau warf verzweifelt ihre Schürze zu Boden.
    Als ich den Flüchtenden wieder entdeckte, blutete er an der Stirn und humpelte. Trotzdem wich er noch immer allen Hindernissen aus.
    Meiner Meinung nach hatte der Ift etwas übertrieben. Einige dieser hochnäsigen Waldmenschen können sehr gehässig sein. Die Leiden des Jungen waren nicht vorbei. Bei dem Versuch, sein Tempo zu halten, rutschte er in einer Pfütze aus. Normalerweise hätte er mit der ihm angeborenen Gewandtheit das Gleichgewicht sofort wieder gefunden und wäre weitergelaufen, doch die beiden Wunden machten ihm so zu schaffen, daß er ins Stolpern geriet. Er schlug der Länge nach hin – mitten in den Calsany-Kot, der den Boden verunreinigte. Er rappelte sich sofort wieder auf, doch ihm war deutlich die Anstrengung anzusehen, die ihn das gekostet hatte. Er verschwand hinter einer Reihe von Ställen aus meinem Blickfeld. Ich stieß einen leisen Seufzer aus.
    Diese Angelegenheit ging mich nichts an.
    Nicht das geringste. Das beste wäre gewesen, sich einfach umzudrehen und wegzugehen. Der Rapa-Beutelschneider war schon lange verschwunden, und es war völlig unmöglich, ihn in diesem Gedränge zu finden.
    Man konnte Tiris Geldbeutel nur noch zusammen mit vielen anderen Opfergaben der Herrlichkeit Diproos mit den flinken Fingern empfehlen.
    Also zog ich mich an der Hausecke in die Gasse zurück und tauchte in den Schatten unter, die Zim und Genodras, die die gegenüberliegenden Gebäude in ihr hellrotes und dunkelgrünes Licht tauchten, vor Türen und unter Fenstern hervorriefen. Der von rasender Wut angetriebene Junge stürmte um die Ecke und lief direkt in mich hinein.
    Das Geschrei der aufgebrachten Verfolger, die in diesem Augenblick noch außer Sicht waren, hörte sich unheilvoll an. Der Junge taumelte. Die Rapierwunde fügte ihm mittlerweile bestimmt Schmerzen zu, und ihm mußte der Schädel dröhnen – schließlich hatte er ihn an dem harten Holz des Karrens angeschlagen. Das herunterlaufende Blut hatte sich mit dem Schlamm an den Beinen zu einer dicken Masse vermischt, so daß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher