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329 - Die Fährte der Roboter

329 - Die Fährte der Roboter

Titel: 329 - Die Fährte der Roboter
Autoren: Sascha Vennemann
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machen. Wer konnte schon wissen, ob das Gebilde nicht tatsächlich lebendig war und es auf ihn abgesehen hatte? Das war sein erster Gedanke gewesen: Das Ding ist gekommen, um mich zu holen!
    Für Gilbeeto war es, als wäre die Zeit stehen geblieben. Nur das Klatschen der Wellen gegen die Hafenmauern war zu hören und ab und zu ein dumpfes Grollen im Hintergrund.
    Vielleicht ein Unwetter im Hinterland? , ging es Gilbeeto durch den Kopf. Er blickte hinter sich und sah erst jetzt, dass in der Ferne Rauch aufstieg. Irgendetwas brannte da!
    Egal! Sein Kopf flog wieder herum. Jetzt war nur dieses fliegende Ding wichtig, das auf den Wellen schaukelte wie ein gewöhnliches Fischerboot. Ein stählerner Dämon, der gekommen war, um... ja, um was zu tun?
    Als nach einer weiteren Minute immer noch nichts passiert war, wich allmählich die Angst aus Gilbeeto. Er sah sich das Ding genauer an. Es hatte starre Flügel ohne Federn. Dass es damit fliegen konnte, war ihm unverständlich.
    Gilbeeto war nicht dumm. Er ahnte langsam, dass es kein Lebewesen war, das dort gelandet war, sondern eine Art Himmelskutsche. Eine Maschine, in der man sich fortbewegen konnte. Aber warum ließen sich die Insassen nicht blicken? Hatten sie selbst Angst? Oder wollten sie nur beobachten?
    Als wären seine Gedanken gehört worden, öffnete sich plötzlich etwas an der Oberseite des Flugdings. Ein Teil des »Kopfes« schob sich zurück – und aus dem darunter liegenden Hohlraum kletterten zwei Menschen ins Freie. Sie trugen keine Too’tems um den Hals! Seltsam...
    Vom Nordufer kamen erstaunte Rufe. Ruán hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und lugte zwischen den gespreizten Fingern hindurch. Dieser einfältige Bursche! Jeder wusste doch, dass der Trick »Wenn ich es nicht sehe, dann sieht es mich auch nicht!« nicht funktionierte.
    Gilbeeto sah, dass die beiden Menschen aus dem Stahlvogel eine helle Haut hatten, fast weiß! Er hatte davon gehört, dass es in anderen Teilen der Welt solche Menschen gab; gesehen hatte er noch keine. Auch dass sie keine Too’tems trugen, erschreckte ihn. Wie konnten sie denn ohne Schlangen durchs Leben gehen?
    Der eine Fremde war der Statur nach ein Mann. Er hatte helles Haar und trug seltsame, rotgrüne Kleidung. Die andere Person war etwas kleiner, schlank und hatte kurzes, ebenfalls helles Haar. Gilbeeto konnte nicht erkennen, ob es ein Junge oder eine junge Frau war.
    Vielleicht ein Mischwesen, halb Mann, halb Frau?
    Der Mann sah sich um, dann beugte er sich zur Öffnung des Stahlvogels und schien etwas zu rufen. Wenige Augenblicke später begann das Wasser an der Rückseite des Gefährts zu kochen und der Stahlvogel schwamm auf die Kaimauer zu, die weit ins Wasser hineinragte.
    O nein! Panisch machte Gilbeeto einen Satz zurück. Die Fremden wollten an Land kommen, ihn einfangen und an Bord zerren! Sie würden ihn mitnehmen, ihm sein Too’tem rauben, ihn fressen oder noch schlimmere Dinge anstellen! Obwohl – gab es etwas Schlimmeres, als gefressen zu werden?
    Doch trotz alledem: Aus einer merkwürdigen Faszination heraus blieb Gilbeeto stehen und starrte dem Stahlvogel entgegen, der die Kaimauer nun fast erreicht hatte.
    Jetzt, da er sie besser sehen konnte, war er sich fast sicher, dass es sich bei der zweiten Person um eine junge Frau handelte. Ihre Bewegungen waren geschmeidig wie die einer großen Katze, und unter ihrem ärmellosen Hemd glaubte er weibliche Formen zu erkennen.
    Sein Verdacht bestätigte sich, als sie etwas zu ihm herüber rief. Leider verstand er nicht, was sie sagte. Die Sprache war ihm unbekannt.
    Die junge Frau war in die Hocke gegangen. Nur noch zwei Schrittlängen trennten das Gefährt und die Hafenmauer. Während das Wasser hinter dem Stahlvogel zu kochen aufhörte, sprang sie mit einem kräftigen Satz auf den Kai, klopfte sich die Beinkleider ab und sah sich um. Dann rief sie erneut etwas in der fremden Sprache.
    Gilbeeto hob zögerlich die Hand zum Gruß. »Wer seid ihr?«, rief er zurück. »Wo kommt ihr her?«
    »Ah – er kann sprechen!« Nun plötzlich verstand er, was die fremde Frau sagte, auch wenn einige Silben zu sehr gedehnt, andere wieder zu kurz gesprochen waren. Als hätte es nur seiner wenigen Worte bedurft, um sie seine Sprache zu lehren. Was natürlich unmöglich war.
    »Verstehst du mich jetzt?«, fragte sie weiter und betrachtete scheinbar interessiert sein Too’tem. »Wie ist dein Name?«
    »Gil... Gilbeeto«, stammelte er, immer dazu bereit, im Notfall
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