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329 - Die Fährte der Roboter

329 - Die Fährte der Roboter

Titel: 329 - Die Fährte der Roboter
Autoren: Sascha Vennemann
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und die Frauen der Fischer hatten begonnen, die Tiere auszuweiden und für den Verkauf auf dem Markt zu präparieren. Einige Fische wurden in großen Wannen mit Meersalz gepökelt, andere zum Trocknen in Gestelle gehängt.
    In einem kleinen Holzeimer, den er von zuhause mitgebracht hatte, sammelte Gilbeeto die Innereien ein, die bei der Verarbeitung abfielen und um die sich sonst die Seevögel stritten. Die stinkenden Eingeweide eigneten sich besonders gut als Köder, da sie genau die Fische anlockten, die er zu fangen gedachte: Barrakuudas!
    Gilbeeto lief das Wasser im Mund zusammen, wenn er nur an gegrillten Barrakuuda dachte! Die ausgewachsenen Exemplare, die seine Größe erreichen und mit ihrem scharfen Gebiss selbst gestandenen Seeleuten gefährlich werden konnten, wollte er natürlich nicht fangen. Vielleicht, wenn er größer war. Sofern sein Too’tem entschied, dass er ein Fischer werden sollte.
    Aber die Jungexemplare, das wusste Gilbeeto, trieben sich oft im Hafenbecken herum, weil die Fischer ihre Abfälle dort ins Wasser kippten. Für die Raubfische war das ein gefundenes Fressen.
    Heute jedoch hatte Gilbeeto mit seinem reichlich mit Fischinnereien umwickelten Haken noch kein Glück gehabt. Die drei Exemplare, die angebissen hatten, waren nur ganz kleine »Barras« gewesen, nicht mal eine Handspanne lang. Davon wurde niemand satt. Er hatte sie zwar behalten und ausgenommen – vielleicht konnte er sie später einer Garküche als Suppenbeilage verkaufen –, aber noch spekulierte er auf eines der größeren Exemplare.
    Er warf die Angel erneut aus und wartete ein paar Minuten auf ein verheißungsvolles Zupfen an der Rute.
    Nichts. Schade. Vielleicht sollte er umziehen und es an einem anderen Platz versuchen? Er wollte keinesfalls ohne ausreichende Beute heimgehen.
    Suchend blickte er sich um. Die beliebten Stellen an der ruhigen Nordseite waren bereits alle belegt. Ruán, einer der Nachbarsjungen, winkte zu ihm herüber, als er Gilbeetos Blick bemerkte. Mit einladenden Gesten bedeutete er ihm, herüberzukommen.
    Das kannst du vergessen!
    Ruán war zwei Jahre jünger als er – und er nervte. Redete ständig über uninteressante Dinge und lief einem den ganzen Tag nach. Darauf hatte Gilbeeto nun wirklich keine Lust.
    Er machte eine wegwerfende Geste in Richtung Ruán, holte die Angel ein und erhob sich. Er würde sein Glück nahe der südlichen Palisade versuchen. Da war die Strömung zwar etwas stärker und die Barras daher seltener, aber vielleicht hatte er ja Glück und erwischte ein kräftigeres Exemplar.
    Ruán zog eine Schnute, als Gilbeeto seine Sachen zusammenpackte und in die entgegengesetzte Richtung verschwinden wollte. Gilbeeto war das gleichgültig. Er zog den Poncho enger um die Schultern und setzte sich in Bewegung. Seufzend warf er noch einmal einen Blick auf die See hinaus.
    Dort, weiter hinten über dem Wasser, funkelte etwas in der Morgensonne. Der Junge kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, um was es sich handelte.
    In steter Bahn zog dort etwas seitlich heran und wurde immer größer. Gleichzeitig hörte Gilbeeto ein leises Brummen, das immer mehr anschwoll.
    Was, bei allen Too’tems, ist das?
    Er stellte den Eimer ab und beschirmte seine Augen. Immer größer wurde der glitzernde Punkt.
    Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Mit einem Mal sah es so aus, als würde der Punkt anschwellen wie ein Kugelfisch! Das Brummen wurde zu einem lauten Rauschen, und schließlich schwebte etwas, das Gilbeeto noch nie gesehen hatte, direkt vor ihm über dem Wasserbecken des Hafens.
    Es sah aus wie eine Art metallener Vogel, der aber nicht mit den Schwingen schlug, sondern sich bewegungslos in der Luft hielt. Unter ihm wurde das Wasser von unsichtbaren Kräften aufgewühlt.
    Gilbeeto merkte nicht, wie er vor Schreck erstarrte. Die Angel fiel ihm aus der Hand und polterte über die Kaimauer. Wie gelähmt blickte er auf das Metallgebilde, das sich jetzt langsam herabsenke und schließlich auf dem Wasser tanzte. Seevögel, die dort nach Abfällen gesucht hatten, stoben empört davon.
    Ruán und die anderen waren ebenfalls aufgesprungen und starrten zu ihm herüber. Aber keiner der anderen traute sich herzukommen. Sie beobachteten alles aus sicherer Distanz.
    Das Geräusch erstarb und für einen Moment war es im Hafen unnatürlich still. Gilbeeto löste sich aus seiner Verkrampfung und wich langsam zurück. Wie bei einem wilden Tier versuchte er, keine schnellen Bewegungen zu
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