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329 - Die Fährte der Roboter

329 - Die Fährte der Roboter

Titel: 329 - Die Fährte der Roboter
Autoren: Sascha Vennemann
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schimpfte Itzel belustigt und wischte das Gesicht ihrer Tochter und ihre Brust trocken. Die kleinen Hände griffen in die Höhe und bekamen die Schlange zu fassen, die wie eine Kette um Itzels Hals hing. Reflexartig zog Noorita an einem der Flügel und ein Zittern durchlief das Tier.
    »Hey!«, rief Itzel überrascht. »So geht das aber nicht!« Sanft löste sie die kleinen Finger. »Mit einem Too’tem spielt man nicht, und man darf ihm auch nicht wehtun! Es beschützt uns doch.« Sie stand auf und legte Noorita zurück in Wiege. »Du wirst sehen, die Zeit, bis du dein eigenes Too’tem bekommst, vergeht wie im Fluge.« Sie streichelte die Schlange beruhigend. »Ich kann mich gar nicht an die Zeit erinnern, als ich noch keines trug...«
    Noorita gluckste müde und zufrieden. Sie lag auf dem Rücken, strampelte kurz, aber dann fielen ihr auch schon die Augen zu und sie wurde ganz still.
    Itzel lächelte. Sie hätte nicht glücklicher sein können über ihre bildhübsche Tochter. Diandro und sie hatten gar nicht mehr damit gerechnet, noch ein weiteres Kind zu bekommen, schließlich hatte sie die dreißig Regenzeiten bereits überschritten.
    Sie wollte eben zurück zu ihrem Mann auf die Liege, als sich in die morgendliche Idylle aufgeregte Rufe mischten. Auf dem Weg vor der Hütte hörte sie einige Männer laut miteinander sprechen und das Platschen von nackten Fußsohlen auf festgetretenem Boden. Aus der Ferne erklang ein Grollen wie von Gewitterdonner.
    Mit einer Mischung aus Neugierde und Besorgnis ging Itzel zur Tür der Hütte und warf einen Blick nach draußen. In der Nacht hatte es geregnet, die Erde war feucht und schlammig. Dreck und Matschklumpen flogen auf, als eine Gruppe von bewaffneten Männern vorbeirannte, auf eines der westlichen Stadttore zu.
    Itzel trat zwei Schritte unter dem Dach aus geflochtenen Palmenwedeln hervor und sah hinüber zur wenige Speerwürfe entfernten Stadtpalisade. Dunkle Rauchschwaden stiegen dort auf.
    »Was...?«, entfuhr es ihr, als ein weiteres Grollen erklang und gleichzeitig eine große dunkle Wolke in den Himmel wallte, dort, wohin die Männer augenscheinlich liefen.
    Erschrocken dachte sie an Gilbeeto, der sich irgendwo in der Stadt oder am Hafen herumtrieb. Wenn Cancuun angegriffen wurde, dann war er in Gefahr!
    Voller Sorge rannte Itzel zurück in die Hütte, um ihren Mann zu wecken.
    ***
    Über dem Atlantik vor der Küste Mittelamerikas
    Piep... Piep... Piep...
    Matthew Drax starrte auf die schematische Karte, die ihm auf dem Bildschirm des Mondshuttles angezeigt wurde. Der Ausschnitt zeigte die mittelamerikanische Küstenlinie links und den Ozean rechts. Ein kleines Symbol in der Mitte stellte das Raumschiff dar, mit dem sie unterwegs waren. Als wäre es der Mittelpunkt der Welt.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«, erklang eine genervte Stimme neben ihm. Gleich darauf knuffte ihn jemand an die Schulter.
    »Hmm?« Matt sah auf und musste blinzeln, als die über dem Horizont aufgehende Sonne ihn blendete. Mit einem geübten Handgriff drückte er den Knopf für die Polarisation und dunkelte so die Frontscheiben ab.
    »Ob du gehört hast«, stöhnte Xij Hamlet vom Copiloten-Sitz aus. »Ich sagte: Wie kannst du dich eigentlich konzentrieren bei dem ständigen Gepiepse? Mir geht es auf den Keks!«
    »Ach das...« Matthew winkte ab. Seine Begleiterin – nun ja, seit einiger Zeit war sie mehr als das – meinte das Peilsignal, dem sie hinterher flogen. »Das höre ich schon gar nicht mehr...«
    »Ich aber!«, ereiferte sich Xij. »Und es nervt mich, seit du es eingeschaltet hast, um die Entfernung zum Ziel zu bestimmen.« Sie beugte sich vor und strich ihm über die Wange. »Mach es aus. Orientieren wir uns an der optischen Peilung, ja?«
    »Aber klar, sorry.« Matt deaktivierte das akustische Signal, streckte sich im Pilotensessel und überprüfte den Kurs. Er korrigierte ihn um einige Grad nach Backbord, weiter auf das Festland zu.
    Sie flogen in einer geringen Höhe von zweihundert Metern über den Ozean, die Küstenlinie immer in Sichtweite. Von Jamaika aus, ihrer letzten Station, folgten sie dem Peilsender, den Miki Takeo an einer der Waffen angebracht hatte, die die Schlangenmenschen in Kourou erbeutet hatten. Sie wollten herauszufinden, woher die Indios kamen und was sie mit den Schnellfeuergewehren vorhatten. [1]
    Immer weiter nach Westen führte sie der Kurs, an den Küsten von Honduras, Guatemala und Belize entlang, bis sie vor Kurzem das Terrain des
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