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314 - Exodus

314 - Exodus

Titel: 314 - Exodus
Autoren: Michelle Stern
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haben.
    »Lass uns noch eine Weile weiterfliegen«, meinte sie, obwohl ihr Körper nach Bewegung schrie. Aber eine überflüssige Landung kostete viel Zeit und ohne weiteres Gas blieben sie im schlimmsten Fall mitten im Nirgendwo stecken.
    Rulfan nickte. »Ja. Verschaffen wir uns erst mal einen Überblick.«
    Knapp zwei Stunden und hundertvierzig Kilometer weiter entdeckte Aruula endlich Anzeichen von Zivilisation. Ein rechteckiges Gebäude erhob sich auf grünem Grund. »Da steht ein Haus, auf der großen Insel dort!« Sie gab Rulfan den Feldstecher.
    Der Albino blickte eine Weile hinunter, ehe er ihr das Instrument zurückgab. »Sieht aus wie eine erweiterte Polarstation. Man kann sogar noch erkennen, wo die Fluglandebahn war.« Er zögerte und suchte ihren Blick. »Wir sollten runtergehen. Meine Beine sind schon ganz taub, um ehrlich zu sein. Wir brauchen nicht nur neues Gas, sondern auch eine Pause. Vielleicht gibt es da unten Lebensmittel und frisches Wasser.«
    Aruula stimmte zu, obwohl sie kein gutes Gefühl bei der Sache hatte. Viele der Pol-Gruppierungen waren fanatisch wie die Clarkisten, und sie hatte sie nicht in bester Erinnerung. Um genau zu sein, erschien ihr der gesamte Kontinent nach ihrem letzten Besuch wie eine Ansammlung Verrückter. Aber welche Wahl hatten sie?
    Rulfan ließ das Luftschiff zur Landung absinken, während Aruula mit dem Feldstecher das Gebäude beobachtete. Je tiefer sie gingen, desto mehr Einzelheiten erkannte sie. Die Station wurde weitläufig von einer etwa sieben Meter hohen Mauer aus Steinen umgeben. Vor dem Gebäude standen mehrere motorisierte Gefährte.
    Dann kamen aus dem Haus zwei Kerle mit Gewehren hervor. Sie trugen ärmellose Fellkleidung und bewegten sich schnell vom Gebäude fort. Anscheinend war man auf das Luftschiff aufmerksam geworden, denn die Männer blieben ein Stück weiter stehen, die Waffenläufe auf die herabsinkende JUEFAAN gerichtet. Aruula verzog das Gesicht, als hätte sie Schmerzen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. »Sie haben Flinten. Hoffentlich halten sie ihre Finger im Zaum.«
    Rulfan und sie tauschten einen Blick. Wenn es hart auf hart kam, mussten sie schnell wieder starten und hoffen, dass der Ballon nicht durch Projektile oder Schrotkugeln beschädigt wurde. In Afra hatte beim Überflug eines Dorfes fast der Speer eines Eingeborenen die Hülle durchbohrt. Die Waffe war dicht an den Solarzellen vorbeigezischt, die den Elektromotor speisten, und über eine von ihnen geschrammt.
    Aber wegen der offensichtlichen Bedrohung die Landung abzubrechen, wäre voreilig gewesen. Die Männer dort unten waren zu Recht vorsichtig. Sicher hätte auch sie in der umgekehrten Situation angespannt auf ein fremdes Fluggerät reagiert, das vor ihrer Haustür landen wollte.
    »Dann mal los«, murmelte Rulfan.
    Langsam glitten sie dem Boden entgegen.
    ***
    Im Flächenräumer
    Matt starrte neben Meinhart Steintrieb auf den bionetischen Schirm der Zieloptik. Ein winziger schwarzer Punkt bewegte sich über dem Mond.
    Takeo meldete sich zu Wort. »Thgáan hat das Ziel erreicht. Er beginnt auf einer Bahn fünfzehn Kilometer oberhalb der Mondoberfläche zu kreisen. Sein Orientierungsbezug ist die Mondstation, deren Koordinaten wir mit dem Flächenräumer angepeilt haben. Wenn der Streiter kommt, kann er ihn auf die exakte Position locken.«
    Wenn der Streiter kommt... Matt schauderte, als er an seine Albträume der letzten Nacht dachte. Die Angst packte ihn mit jedem Tag, der verstrich, ein wenig mehr. Da war es schon ein Lichtblick, dass es der Todesrochen unbehelligt zum Erdtrabanten geschafft hatte. Zumindest dieser Teil des Plans konnte mit etwas Glück aufgehen.
    Als wollte das Schicksal das zarte Pflänzchen Hoffnung gleich wieder zertreten, gellte in diesem Augenblick ein Alarmton auf und ließ Matt zusammenzucken. Der Bildschirm flackerte vor ihnen – und erlosch.
    Matt Drax fuhr zu Takeo herum. »Was ist passiert?«
    Die Reihe bionetischer Feldstabilisatoren vor ihnen, in deren Mitte das Zeitfeld generiert wurde, flackerte beängstigend rötlich. Da es die einzige Lichtquelle war, wurden die Anlagen und Schaltflächen mit einem blutigen Pulsieren übergossen.
    »Beschädigte Energiekonverterzuleitung in der inneren Röhre, Sektor fünf«, vermeldete Miki Takeo.
    Matthew reagierte sofort und rannte los, begleitet vom nervenaufreibenden Klang des intervallischen Alarms. Hinter sich hörte er Steintrieb schnaufen. Der untersetzte Mann folgte ihm, war aber deutlich
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