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314 - Exodus

314 - Exodus

Titel: 314 - Exodus
Autoren: Michelle Stern
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in ihm ließ sich kaum ertragen.
    Er wünschte sich Aruula herbei; sie hätte ihn vielleicht beruhigen können. Warum nur hatte er sie so harsch abgefertigt wegen Ann? Und warum hatte er es nicht geschafft, sich mit ihr auf den Dreizehn Inseln zu versöhnen? Nun würde er vermutlich sterben, ohne sie noch einmal zu sehen. Alles war vorbei. Verloren.
    Er dachte an Rulfan und seine Gespräche mit dem Freund und Blutsbruder in Schottland. Tausend Bilder stiegen in ihm auf. Gesichter, Orte, Erlebnisse.
    Mit einem tiefen Einatmen blieb er an den Armaturen stehen und hielt sich an der Umrahmung fest. Er musste die Nerven behalten. Wenn er durchdrehte, war es das.
    » Commander Matthew Drax«, hörte er eine Stimme in seiner Erinnerung. » Sind Sie bereit, dem Kometen entgegenzufliegen? Trotz des Risikos, nicht mehr zurückzukommen?«
    Schon einmal hatte er hinausziehen müssen, trotz seiner Furcht in eine Maschine steigen und tun müssen, was zu tun war. Damals waren er und seine Staffelkameraden durch die Druckwelle »Christopher-Floyds« in den Strahl der Hydree geschleudert und über fünfhundert Jahre in die Zukunft versetzt worden.
    Doch dieses Mal würde er erfolgreich sein. Schluss mit den ganzen ängstlichen Gedanken. Er sah auf die Schaltflächen. Die Abschusstaste glomm in einem warmen Rotton.
    »In Ordnung«, sagte er zu Miki Takeo. »Du sagst es an, ich führe es aus.«
    ***
    »Ich tue es nicht«, flüsterte Xij. »Ich werde es nicht tun. Niemals. Ich bringe Matt nicht um. Such dir einen anderen für deine Scheiß-Pläne, Manil’bud.«
    Ein helles Lachen erklang in ihrem Geist. Die Antwort kam prompt auf Hydritisch: »Schon geschehen, Liebes. Was denkst du, wohin du gerade unterwegs bist?«
    Xij bemerkte erst jetzt, dass sie längst an dem Paneel vorbeigegangen war. Sie wollte stehen bleiben, doch ihr Körper tat nicht, was sie wollte.
    Sie näherte sich der Außenschleuse, erreichte sie und öffnete das innere Schott manuell. Mit forschen Schritten trat sie in die Schleuse. Vor ihr lag Grao’sil’aana auf einem Altar aus Eis. Regungslos wie das Relief auf einem Sarkophag.
    »Nein«, brachte sie hervor. Gegen ihren Willen erreichte sie die Wand, an der hinter einer unscheinbaren verhärteten Platte die Temperatur geregelt werden konnte. »Bitte, Manil’bud, tu das nicht.« Grao hatte Matt von wenigen Wochen schon einmal angegriffen, unter dem Einfluss des Streiters. Wenn sie ihn befreite, würde er es erneut tun.
    Das Lachen in ihr wurde lauter. Es schmerzte.
    Xijs Hand griff nach dem Schalter, nahm die nötigen Einstellungen vor. Dann ging sie hinüber zu Grao’sil’aana. Mit beiden Händen schaufelte sie Schnee und Eis von ihm fort.
    ***
    Der Streiter folgte der Signatur des Wandler-Geschöpfes zu dem kleinen Trabanten der blauen Kugel. Noch hatte er dessen Gedankengänge nicht entschlüsseln können, spürte aber, dass sie neue Erkenntnisse über die Jagdbeute in sich bargen. Schon in wenigen Minuten würde er nah genug heran sein, um den Widerstand des Geschöpfs endlich zu brechen und ihm die Position des Wandlers zu entreißen.
    Die Blaukugel drehte sich unter ihm. Bald würde er wieder von dem Stoff kosten, den er so dringend zum Existieren brauchte. Jene Substanz, die eine Laune des Universums nur den Oqualunen geschenkt hatte und die seine eigene Rasse so süchtig gemacht hatte, dass, nachdem sie immer seltener wurde, schon ein Großteil am Entzug gestorben war.
    Er nicht! Er würde den Wandler finden und sich an ihm laben. Um dann weiter zu ziehen, neue Finder auszuschicken und die nächste Jagd zu beginnen.
    ***
    Thgáan war für den Krieg geschaffen, nicht für die Furcht. Dennoch fühlte er Respekt, als er die mächtige Kreatur sah, die sich mehr und mehr aus dem Flimmern herausschälte, das sich seiner Position auf dem Mond näherte.
    Über der Ruine der Mondstation liegend spürte der Rochen, wie sich der Kristall in seiner Stirn mehr und mehr erhitzte. Die mentale Stimme wurde übermächtig. Ein Wille, gewaltiger als alles, was Thgáan je erlebt hatte, griff nach den Inhalten des Kristalls – und damit nach den Inhalten seines künstlichen Gehirns aus amorphem tetraedrischen Kohlenstoff.
    Es war Glück im Unglück für Thgáan, dass er kaum Schmerz empfinden konnte. Er wehrte sich vergeblich gegen die Macht des Streiters. Alles, was er jemals gedacht und erlebt hatte, wurde ihm entrissen. Von seiner Erschaffung bis hin zu dem Moment, als der Wandler die Erde verließ.
    Aber das machte ihm
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