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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle
Autoren: Sascha Vennemann
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er sich ab und zu traf, schien ihm einigermaßen zugetan. Aber bisher hatten zwischen ihnen immer nur fachliche Fragen im Vordergrund gestanden. Nun, vielleicht war es bald an der Zeit, dies zu ändern.
    Seufzend erhob sich Puzo und schaltete die Systeme in den Standby-Modus. Dank der pflanzlichen Beleuchtung wurde es in der Höhle selbst nie dunkel, aber natürlich hatten sie die Vierundzwanzig-Stunden-Regelung des oberirdischen Tages beibehalten. Die internen Chronometer zeigten eine Uhrzeit von kurz nach drei Uhr morgens an.
    Gehen wir heute mal früh ins Bett , scherzte Carlo in Gedanken.
    Vielleicht war das gar keine schlechte Idee. Die Scouts wurden am Vormittag zurückerwartet, und dann würde es wieder jede Menge Arbeit für ihn geben. Bodenproben mussten untersucht, Fotos und geologische Messungen ausgewertet werden. Wer weiß, vielleicht würden die Scouts auch ein paar Pflanzenproben mitbringen und Giovanna konnte ihm im Labor Gesellschaft leisten?
    Die Versuchsgewächshäuser sollten möglichst bald erbaut werden, damit die neuen Testreihen unter Realbedingungen geprüft werden konnten. Das Problem, das diese Neubauten überhaupt nötig machte, waren die Algenpollen. Niemand konnte voraussagen, was geschehen würde, wenn sich die bewährten Sorten mit den Experimentalzüchtungen kreuzten. Um dies zu vermeiden, war eine weiter entfernt gelegene Anlage von größter Wichtigkeit. Das Risiko, dass von dort bei einer unkontrollierten Pollenverbreitung Samen zu den Nahrungsmittel-Produktionsgewächshäusern herübergeschwemmt wurden, konnte man auf diese Weise minimieren. Bestenfalls herrschte an dem Ort, den die Scouts für die Versuchsanlage auswählten, eine unterseeische Strömung, die nicht zur Küste, sondern weiter ins Mittelmeer hineinführte.
    Hoffentlich sind sie fündig geworden , dachte Puzo und gähnte. Checkte noch einmal, ob er die aktuellen Ergebnisse und Aufzeichnungen gesichert hatte, nahm seine leichte Weste von der Garderobe an der Containerschleuse und löste die Verriegelung.
    Ein Knacken und Rauschen erklang am Gürtel seiner Leinenshorts. Verwundert löste er das handliche Funkgerät von der Größe eines Mobiltelefons und überprüfte den eingestellten Kanal. Es war seine persönliche Frequenz.
    »Carlo? Bist du noch wach?«
    Aus dem kleinen Lautsprecher drang eine weibliche Stimme, die Puzo sofort erkannte. Er drückte die Sprechtaste.
    »Giovanna! Ja, ich wollte gerade Schluss machen für heute.« Er stand immer noch in der Schleuse, mit einem Bein bereits im Feierabend. Von draußen drang feuchtwarme Luft ins Labor. Die Sensoren registrierten es, und mit einem leisen Brummen sprang die Klimaanlage an, um die gestiegene Temperatur wieder auszugleichen. »Was ist los? Warum bist du denn noch wach?« Es musste etwas Wichtiges sein, sonst hätte sich seine Kollegin sicher nicht um diese Nachtzeit gemeldet.
    »Die Scouts sind zurück, Carlo...«
    »Jetzt schon?« Puzo runzelte die Stirn. Von der Wärme draußen bekam er leichte Kopfschmerzen, also zog er die Schleusenklappe wieder zu und trat zurück in den Bungalow. »Das ging ja schnell.«
    »Es gab wohl... einen Zwischenfall.« Giovannas Stimme klang deutlich besorgter als zuvor. »Es wurde eine Dringlichkeitssitzung aller Projektbeteiligten einberufen. In zwanzig Minuten in der Ratskuppel. Das heißt, du solltest kommen.«
    Ein Zwischenfall? Das klang gar nicht gut. »Was ist passiert, Giovanna?«
    »Ich weiß es nicht genau. Rico und Sforzato haben Aufzeichnungen mitgebracht.«
    Sie hat nur zwei der Scouts erwähnt , fiel Carlo auf. Sie sind doch zu dritt losgegangen. »Was ist mit Evangelista?«
    Ein unsicheres Räuspern kam aus dem Lautsprecher des Funkgeräts. »Er war nicht dabei, als sie zurückkamen.«
    Das ist... gar nicht gut! Ein Unfall? Oder Schlimmeres?
    »Ich verstehe«, sagte Puzo matt. Er stellte den Sprechknopf des Walkie-talkies fest, stellte es auf einen Labortisch und zog sich die Weste über. »Glaubst du, wir finden heute Nacht noch irgendwann Schlaf?«, fragte er lakonisch.
    Giovannas Lachen hallte blechern durchs Labor. »Nein, Carlo, ich fürchte nicht...«
    ***
    Die Ratskuppel war ein relativ kleiner, kreisrunder Raum von zwölf Metern Durchmesser, in den kaum mehr als der runde Besprechungstisch und ein paar technische Gerätschaften passten.
    Als Carlo durch die Schleuse trat, registrierte er, dass er wohl der Letzte der Einberufenen war. Die Ratspräsidentin und ihr Stellvertreter waren bereits anwesend,
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