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303 - Tod einer Königin

303 - Tod einer Königin

Titel: 303 - Tod einer Königin
Autoren: Jo Zybell
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gerändert.
    »Niemand hätte es gewagt, dich zu fragen, Aruula«, sagte Tumaara. »Jede von uns weiß doch, wie sehr du deine Unabhängigkeit liebst und wie gern du in Wudans weiter Welt unterwegs bist. Die Königin jedoch durfte dich bestimmen. Sie hatte das Recht, eine Nachfolgerin zu berufen.«
    »Ich will nicht Königin über die Dreizehn Inseln sein«, erklärte Aruula schroff.
    Die beiden Kriegerinnen zogen die Brauen hoch und sahen sie verständnislos an. »Lusaana hat dich berufen «, sagte Tumaara mit Nachdruck.
    »Nur die Ratsversammlung kann mich berufen, und selbst dann habe ich noch das Recht, die Wahl abzulehnen.«
    »Aber Aruula...« Arjeela schien fassungslos. »Willst du etwa nicht unsere Königin sein? Die sterbende Lusaana hat dich bestimmt – du hast doch gar keine andere Wahl!«
    ***
    Gegen Mittag erreichten sie die Dreizehn Inseln. Im natürlichen Hafen der Hauptinsel – der Insel der Königin – gingen sie vor Anker. Sofort sammelten sich die ersten Frauen und Männer am Strand. Jemand hatte das Schiff in der Ferne entdeckt und vermutlich auch eine Kriegerin auf Deck erkannt.
    Als die Jungkrieger Lusaanas Leiche in ein Beiboot legten und dieses zu Wasser ließen, liefen Boten die Dünen hinauf vom Strand und machten sich auf den Weg zur Siedlung.
    Aruula und Tumaara ließen sich gemeinsam mit der Toten an Land rudern. Dort verbreitete sich längst die Nachricht vom Tod Lusaanas – einige hatten die Tote von weitem erkannt.
    Sofort umringten Dutzende von Kriegerinnen die Heimkehrer, Fragen über Fragen stürmten auf Aruula und ihre Gefährtinnen ein. Aruula entdeckte den Sohn der Priesterin in der Menge, den dürren, weißhäutigen Juefaan. Wie stark er gewachsen war, seit sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte!
    Bald brachte man eine hölzerne Bahre aus der Siedlung, lud Lusaanas Leichnam auf sie und trug ihn zur Königsfestung.
    Auf einmal stand Juneeda vor Aruula. »Ist es wahr? Deine Waffengefährtin hat Lusaana so schwer verletzt, dass sie sterben musste?«
    »Leider.« Aruula nickte und berichtete. Das Herz wurde ihr schwer, als die Erinnerung an den Kampf wieder in ihr wach wurde. Seite an Seite stiegen die Kriegerin und die Priesterin die Dünen hinauf und wanderten in die nahe Siedlung.
    »Und dich hat Lusaana zu ihrer Nachfolgerin berufen, wie ich höre«, sagte Juneeda, als sie den ersten Schrecken überwunden und ihre Sprache wiedergefunden hatte.
    »Hat es sich also schon herumgesprochen«, entgegnete Aruula mit finsterer Miene.
    »Ja.« Aufmerksam musterte Juneeda die Jüngere. »So schenkt Wudan uns in allem Unglück doch auch ein großes Glück.«
    »Ich kann das nicht«, sagte Aruula sehr leise. »Ich kann nicht Königin der Dreizehn Inseln sein. Zu oft hat Wudan mich schon weggeführt aus unserer Heimat, zu oft wird er meinen Weg auch künftig in die Welt hinaus lenken.«
    »Sprich nicht so, Aruula.« Sie hatten den Dorfplatz erreicht. Bald hundert Frauen, Männer und Kinder umringten sie inzwischen. Die Priesterin zog den schweren Vorhang vor dem Eingang ihrer Hütte zur Seite und machte eine einladende Geste. Aruula trat ein und nahm im Halbdunkeln Platz auf einem Sitzkissen.
    »Wir können nicht länger ohne Königin sein, das muss dir doch klar sein.« Juneeda entzündete eine Öllampe und nahm gegenüber von Aruula Platz. »Wir brauchen eine kluge Frau und eine mutige Kriegerin als Königin. Beides trifft auf dich zu. Lusaana hat gut gewählt.«
    »Ich bin nicht die Kriegerin, die ihr als Königin braucht.« Aruula schüttelte energisch den Kopf.
    »Wir brauchen dich, Aruula.« Juneedas Miene wurde noch ernster, als sie sowieso schon wirkte. Die Priesterin hatte ein ebenmäßiges, schmales Gesicht und große, grüne Augen. Dunkelrote Strähnen zogen sich durch ihr silbergraues Haar. Schön wie eh und je sah sie aus.
    »Eine kleine Rotte von Nordmännern treibt sich an der Küste herum. Wir fürchten, dass die verfluchten Totschläger vier Beerensammler verschleppt haben. Jedenfalls sind Bahafaa und zwei Jungkriegerinnen spurlos verschwunden. Hermon, der Händler, ist bei ihnen gewesen. Auch von ihm fehlt jede Spur.«
    Aruula ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken. Hermon alias Grao’sil’aana von Nordmännern verschleppt? Es fiel ihr schwer, sich das vorzustellen. Der Daa’mure war kampfstark und fürchtete niemanden. »Und ihr seid sicher, dass Lokiraas Krieger dahinter stecken?«
    »Spuren im Wald und am Strand von Kalskroona sprechen dafür.« Juneeda
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