Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Wesen aufgenommen hatte. Hätte er es nicht getan, wüsste er nichts von der Katastrophe, die drohte, wenn das Steinwesen sein Ziel erreichte.
    Warum nur zerbrichst du dir seit Tagen den Kopf? , meldete sich das Bewusstsein zu Wort, mit dem Arthur Crow unglücklicherweise den Körper teilen musste: das Bewusstsein des Koordinators, der in früheren Zeiten den Flächenräumer der Hydree am Südpol kontrolliert hatte. Bis er auf die Idee gekommen war, Crow zu assimilieren und seinen Aufgabenbereich zu verlassen. Lass es uns doch machen wie die Männer, die eben den Abfall über die Heckreling kippten - lass uns den Stein einfach ins Meer werfen.
    »Ich habe es dir schon einmal erklärt« , fuhr Crow auf - so gereizt, dass er es aussprach. »Hast du nicht begriffen, dass Jensen mir ihre Tochter versprochen hat, die sie gemeinsam mit Matt Drax hat?« Jetzt erst merkte er, dass er laut redete. Erschrocken blickte er sich um - zum Glück hatte ihn niemand beobachtet. Würde ich das Steinwesen ins Meer werfen, würde Jennifer Jensen unsere Vereinbarung rückgängig machen , fuhr er in Gedanken fort. Ich hätte keine Geisel mehr, und ohne das kleine Luder könnte ich Drax nicht in die Falle locken.
    Dieser gottverdammte Matthew Drax! So oft, wie der Mann aus der Vergangenheit ihm schon seine Pläne durchkreuzt hatte, hatte er sich den Tod dreimal verdient. Ach was - zehnmal! Und nicht nur den Tod, sondern ein qualvolles, lang andauerndes Verenden. Sein Töchterchen schuf die Voraussetzungen dafür. Was für ein fabelhafter Köder! Crow fieberte dem Augenblick entgegen, in dem er Drax damit konfrontieren würde. Dann erlebst du in deinen letzten Minuten noch selbst, wie es ist, eine Tochter zu verlieren!
    Kühl bleiben , entgegnete der Koordinator. Übermäßige Emotionen erhöhen die potentielle Fehlerquote.
    Stimmt , dachte Crow. Und gefährlicher als Drax ist im Augenblick tatsächlich dieses Steinwesen - auch wenn es mir persönlich nichts getan hat.
    Dass der Stein gefährlich war, hatte Kroow sofort gespürt, als er vor ein paar Tagen mit ihm Kontakt aufgenommen hatte. Doch wie gefährlich diese Wesenheit auch für ihn persönlich werden konnte, hatte er erst nach und nach begriffen. Als das Wesen ihm auf mentalem Weg seine Geschichte erzählt und dabei etwas elementar Wichtiges verschwiegen hatte: seine Zukunftspläne. Crow konnte darüber nur mutmaßen - aber der Verdacht war schon sehr konkret.
    Sein Ziel hatte der Stein preisgegeben, sicher: in die Gesteinsformation zurückzukehren, aus der man es einst herausgebrochen hatte. Diese Sehnsucht nach seinem Ursprung war nachvollziehbar - doch was sich daraus ergeben würde, konnte die ganze Menschheit bedrohen!
    Denn das Wesen, das Jenny Jensen, Sir Leonard und ihre Steinjünger kontrollierte, brauchte menschliche Lebensenergie, um nicht in Paralyse zu fallen. Für seine Opfer war dies tödlich, wie Crow bei den beiden Männern aus Corkaich hatte beobachten können: Sie waren rasend schnell versteinert. Er hatte sie von Bord geschafft, denn noch sollte niemand wissen, dass er mit Mutter in Kontakt stand. Manchmal hatte er den Eindruck, als wäre er überhaupt der Einzige hier, der über Mutters Pläne Bescheid wusste, als wären alle anderen an Bord nur hirnlose Befehlsempfänger.
    Was wahrscheinlich ist , meldete sich sein zweites Bewusstsein wieder in seinem Hinterkopf zu Wort. Denn welches vernunftbegabte Wesen dient einer Kreatur, die seine Rasse vernichten will?
    Wenn du wüsstest, welchen Bestien die so genannten vernunftbegabten Menschen in ihrer Geschichte schon gefolgt sind , dachte Crow sarkastisch. Fakt ist aber, dass Jensen und Konsorten den Stein seinem Ursprung zuführen wollen. Mit allen Erinnerungen und Erfahrungen, die er in seiner Zeit an der Oberfläche gesammelt hat. Weißt du, was das bedeutet?
    Zwei Seeleute nährten sich mit Angeln und gingen an ihm vorbei zum Heck. Crow sah ihnen nach.
    Der Ursprung weiß bislang nichts von der Lebensenergie der Menschen , wiederholte der Koordinator, was er schon zuvor in Crows Gedanken gelesen hatte.
    So ist es , bestätigte Crow. Vermutlich dämmert er bereits seit ewigen Zeiten da unten vor sich hin. Wäre er aktiv, hätte er längst seine geistigen Fühler nach den Menschen ausgestreckt. Das aber wird sich ändern, wenn Mutter zu ihm gelangt und er selbst wie auch sein Hunger geweckt wird. Dann gnade uns Gott oder Wudan oder meinetwegen auch Ei'don. Hier oben wartet eine prall gefüllte Vorratskammer auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher