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292 - Chimären

292 - Chimären

Titel: 292 - Chimären
Autoren: Christian Schwarz
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Abgründen der Felsspalten empor und terrorisierten die Bevölkerung.
    Jedes Mal, wenn wieder eine Schwertszene kam, wollte sich Aruula ausschütten vor Lachen. »Schau nur, Maddrax, der Bärtige hat so viel Ahnung vom Schwertkampf wie ein Kolk vom Langstreckenschwimmen. Jedes kleine Mädchen vom Volk der dreizehn Inseln würde den Kerl nach zwei Übungseinheiten in Grund und Boden dreschen. Wer schaut sich so einen Mist an?«
    »Das hat man sich zu meiner Zeit auch dauernd gefragt - und doch hat sich fast jeder berieseln lassen«, sagte Matt grinsend. Es war nicht Aruulas erste Begegnung mit diesem Medium - auf dem Flug zum Mars, als sie ihn in einer virtuellen Umwelt bei Laune halten musste, hatten sie sich Dutzende alte DVDs mit Spielfilmen angeschaut. [1]
    Rulfan und Alastar saßen derweil im hinteren Teil des Zimmers am reich gedeckten Frühstückstisch und langten zu. Das Fernsehprogramm schien sie nur mäßig zu interessieren.
    »Diese Yakkwurst schmeckt ganz köstlich«, sagte Rulfan und schnappte Alastar das letzte Stück vor der Nase weg. Der fixierte den Albino aus seinem verbliebenen Auge, sagte aber nichts.
    Der Chefexekutor gab sich zerknirscht seit Lobsangs Eröffnung, dass hier in Agartha noch nie Versteinerte aufgetaucht wären, und wurde nicht müde zu betonen, dass er Meister Chan für diese Falschinformation zur Rede stellen würde.
    Er machte an diesem friedlichen Morgen mehr denn je den Eindruck, als habe er viele Jahre in einem Grab verbracht. Alastar war mehr als zwei Meter groß, dabei extrem dürr und wie immer ganz in schwarzes Leder gekleidet. Sein Kopf, der von dünnen, bis zu den Waden herabhängenden Haaren gesäumt wurde, erinnerte an einen Totenschädel. Über dem Knochen schien nur noch pergamentene Haut zu liegen. Die breite Narbe, die sich durch seine linke Gesichtshälfte und über die leere Augenhöhle zog, leuchtete dunkelrot. Gegen ihn sah jeder Nosfera wie das blühende Leben aus.
    Rulfan beendete die Mahlzeit und lehnte sich zurück. Im selben Augenblick öffnete sich lautlos eine Tür und ein mechanischer Diener schwebte herein, ergriff das leere Tablett und verließ den Raum wieder.
    Rulfan lehnte sich in Matthew Drax' Richtung. »Agartha ist der helle Wahnsinn. Diese hochstehende Zivilisation, die ganzen technischen Errungenschaften… so ein Zentrum des Wissens sollte es auch in Euree geben. Wie machen die das nur mit den schwebenden Robotern?«
    »Hab ich auch schon überlegt«, gab Matt zurück. »Sie werden wohl kaum die Schwerkraft aufheben können.«
    »Habt ihr gemerkt, dass diese Dinger immer auf den gleichen Wegen fliegen?«, fragte Aruula.
    Matt sah sie verblüfft an. »Natürlich, das ist es! Die Agarther beherrschen die Magnettechnik sicher nicht nur bei ihren Zügen. Unter dem Boden sind vermutlich Magnetschienen eingebaut, auf denen sich die Roboter bewegen.«
    Da Aruulas Lieblingsspielfilm zu Ende war, die meisten Würmer vernichtet und Agartha-Stadt gerettet, zappte Matt weiter. Und bekam eine Sendung herein, die er zuerst für einen weiteren Spielfilm hielt: Ein riesiges Luftschiff, das trotz schwerer Beschädigungen noch immer die schmale, langgezogene Zigarrenform erkennen ließ, hing fast senkrecht in einer Felswand fest. Trotz eines starken Sturms, der die Schneeflocken fast waagrecht vorbei trieb, näherte sich ein zweites, kleineres Luftschiff dem Havaristen - und musste wieder abdrehen.
    Plötzlicher Bildschnitt. Lobsang Champa erschien. Er wurde anscheinend interviewt. Fasziniert betrachtete Matt den Hintergrund. Auf einer weiten schneebedeckten Ebene zwischen schroffen Bergen konnte er mehrere große Gebäude ausmachen, vor denen Luftschiffe aller Formen und Größen vertäut waren.
    »Wow«, entfuhr es ihm, und er rief nach hinten: »He, kommt doch mal, das müsst ihr sehen!«
    Erneut ein Bildschnitt. Die Kamera war wieder beim havarierten Luftschiff und zoomte die Gondel heran. Es steckten noch Menschen darin!
    Die nächste Szene zeigte einen älteren Piloten mit weißem Bart und Ledermütze. Die Kamera schaute ihm über die Schulter und beobachtete ihn dabei, wie er konzentriert auf das abgestürzte Luftschiff zu flog. Mit ruhiger Hand tarierte er die Windstöße aus, indem er den Steuerknüppel um Winzigkeiten bewegte.
    Bildschnitt. Der Pilot, der ein wahrer Teufelskerl sein musste, manövrierte das Hilfsschiff direkt über das abgestürzte. Dabei musste er schauen, nicht gegen die gefährlich nahe Felswand zu prallen. Matt und die anderen
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