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292 - Chimären

292 - Chimären

Titel: 292 - Chimären
Autoren: Christian Schwarz
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beide lernen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. In die Verbannung muss keiner von ihnen.«
    Bis auf Lhündrub schlossen sich die anderen Räte dem Gnadenspruch des Königs an.
     
    Zwanzig Jahre gingen ins Land, in denen sich Chan ausschließlich auf seine Studien konzentrierte und überragende Leistungen zeigte. König Tenpa wurde in dieser Zeit von einer tückischen Viruskrankheit befallen, die selbst die besten agarthischen Mediker nicht in den Griff bekamen. Tenpa verfiel zusehends und ahnte, dass die Verabschiedung in die Wiedergeburt nicht mehr weit war.
    Dann starb, für alle überraschend, der Große Rat Ö, der sich zuvor noch bester Gesundheit erfreut hatte. Chan war nicht sicher, ob König Tenpa etwas damit zu tun hatte, aber er hielt es, seinen eigenen Charakter zugrunde legend, für möglich. Denn bevor Lobsang Champa wieder irgendwelche überraschenden verwandtschaftlichen Beziehungen zu einem bestimmten Schüler aus dem Hut zaubern konnte, ernannte der sterbende Tenpa Chan als Bestes von Khoms heranwachsenden Kindern zum Nachfolger Ös. Vor allem Lhündrub und die Champas schäumten, konnten aber nichts dagegen machen.
    Kurze Zeit später verabschiedete sich auch Tenpa in die Wiedergeburt und Loden Champa beerbte ihn als König. Sein Sohn Lobsang rückte nun ebenfalls ins Regierungsgremium, das setzte der neue König der Welt durch. Doch Loden Champa war nur eine Regierungszeit von einem halben Jahr vergönnt, ehe er selbst in den Kreislauf der Wiedergeburt einging.
    Der mysteriöse Sturz des Königs in die Lavaspalte wurde nie ganz aufgeklärt. Größter Profiteur war allerdings Lobsang Champa, der seinem Vater als König der Welt nachfolgte.
    Der Große Rat Chan verlebte daraufhin ungemütliche Tage, denn sein Erzfeind Lobsang versuchte mit allen Mitteln einen Weg zu finden, ihn wieder aus dem Rat zu drängen. Doch es gab keinen gangbaren für ihn. Nur wenn sich Chan nochmals eine schwere Verfehlung hätte zuschulden kommen lassen, hätten die ehernen Regeln einen Rauswurf gestattet.
    Aber so dumm war Chan nicht. Im Gegenteil. In den kommenden Jahren erwies er sich den restlichen Ratsmitgliedern an Intelligenz und Einfallsreichtum hoch überlegen. Bald war klar, dass eigentlich er der König der Welt hätte sein müssen. Weil die Großen Räte zum Teil offene Ablehnung zeigten, hielt sich Chan wenigstens Khyentse warm - und damit auch Trashi. Denn das zweite weibliche Regierungsmitglied hegte unerklärliche Sympathien wahrscheinlich mütterlicher Art für Khyentse.
    Irgendwann akzeptierte Lobsang Champa, dass er Chan nicht an den Karren fahren konnte, und begann zumindest mit ihm zusammenzuarbeiten. Schließlich konnte er ja auch eine ganze Menge von dessen Ideen profitieren. Es gab zudem eine Art stiller Übereinkunft, dass Lobsang Champa Chans Ideen öffentlich als die seinen preisen konnte und so schnell den Ruf eines weisen und umsichtigen Herrschers erlangte. Im Gegenzug hatte Chan keine Repressalien mehr zu befürchten.
    Der Große Rat Chan war mehr als zufrieden mit dieser Entwicklung. Nun konnte er sich wieder aus der Deckung wagen.
    Chan hatte in all den Jahren Francesca niemals vergessen. Die schöne Frau und das, was er an ihr zu vollenden hatte, waren zu einer fixen Idee geworden. Nun, da er sich sicher fühlte, unternahm er einen erneuten Vorstoß nach Venedig. Zumal er jetzt einiges mehr über die Gedankensphäre wusste. Jeder Große Rat , der ein bisschen geschickt und einfallsreich war, konnte Code Wangchug problemlos umgehen.
    Im Jahr 1268 hatten Agarther eine geheimnisvolle Person an die Gedankensphäre angeschlossen, um mehr über sie zu erfahren, denn Francesca, wie sie sich nannte, hatte sich als Inkarnation des legendären atlassischen Wissenschaftlers Orplidius angepriesen und auch sonst Wissen über das Ahnenvolk der Atlasser gehabt, das atemberaubend gewesen sein musste.
    Der damalige König namens Mawe Migmar war auf den Gedanken verfallen, die Europäerin mit der Maschine zu testen, deren Funktion seit Jahrhunderten nur noch theoretisch bekannt war.
    Die Katastrophe war vorprogrammiert gewesen. Francesca hatte sich irre brüllend befreit und war in der Folge zu Tode gekommen. Da Agartha friedlich ausgerichtet war und sich der Große Rat Khoms zutiefst über die schrecklichen Folgen der Maschine entsetzte, hatte König Mawe Migmar die weitere Benutzung der Gedankensphäre bis in alle Ewigkeit verboten und das auch so im Gesetzeskodex festschreiben lassen. Damit war der
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