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2894 - Niemand stribt für sich allein

2894 - Niemand stribt für sich allein

Titel: 2894 - Niemand stribt für sich allein
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einige aber auch in Astoria und Long Island City, Queens. Lediglich mit dreien von ihnen konnte ich telefonieren. Das waren diejenigen, die es sich leisten können, heute nicht zu arbeiten.«
    »Und ihren Rausch auszuschlafen«, ergänzte Phil.
    »Alle drei waren aber sofort hellwach, als sie hörten, was los ist.« Ingram schmunzelte und sprach sofort weiter. »Auf die Weise habe ich jedenfalls ein paar Auskünfte bekommen, die mir verwertbar erscheinen.«
    »Gillian O’Farrell war auf der Dachfarm – wahrscheinlich bevor die Party anfing«, erklärte ich. »Und vermutlich war sie auch nicht allein auf dem Gemüseacker.«
    »Okay«, entgegnete Jasper Ingram. »Dazu kann ich gleich noch etwas sagen. Vorweg: Von den Autobesitzern, die ich angerufen habe, hat keiner etwas mitgekriegt. Niemand hat Gillian O’Farrell gesehen – weder lebend noch tot, hier unten im Gebüsch. Die ersten Partygäste sind erst gegen neun Uhr abends eingetroffen.«
    »Und nicht vorher über den Acker gelaufen«, sagte Phil und sah den Sergeant fragend an.
    Jasper Ingram nickte. »Zumindest die drei nicht, mit denen ich telefoniert habe.
    Phil ließ nicht locker. »Was, in aller Welt, hat dann Gillian auf dem Gemüsedach gesucht?«
    »Außerdem war sie den Spuren nach nicht allein da«, gab ich zu bedenken.
    »Dazu habe ich – wie gesagt – keine direkten Aussagen«, entgegnete Ingram. »Aber vielleicht bringt uns die Geschichte dieser beiden Gebäude etwas weiter. Die Anlage gehört der Rooftop Produce Cooperative , kurz RPC.«
    »Eine Genossenschaft«, folgerte ich.
    »Eine sehr erfolgreiche«, sagte Ingram und nickte abermals. »Die RPC hat ihren Sitz im Brooklyn Navy Yard und ist Vertragslieferant der New Yorker Green Markets. Der Geschäftsführer heißt Clark Hanrahan und stammt aus Wisconsin.«
    »Wahrscheinlich ein Mann mit Agrar-Erfahrung«, mutmaßte Gavin Pierce.
    »Ehemaliger Farmer«, bestätigte der Sergeant. »Ein Opfer des großen Farmsterbens, das es in den letzten Jahren im mittleren Westen gab. Er hat die richtige Marktlücke erkannt und hier an der Ostküste einen gelungenen Neuanfang gemacht.«
    »Hat Hanrahan die Party gestern Abend veranstaltet?«, wollte Phil wissen.
    »Ich habe danach gefragt. Meine Gesprächspartner wussten aber nichts Genaues darüber. Zumindest waren die Partygäste aber alle irgendwie mit der RPC verbunden – als Kunden, Lieferanten, Handwerker oder Mitarbeiter.«
    Phil schüttelte den Kopf. »Darf das wahr sein? Da sind Leute zu einer Party eingeladen und wissen nicht, von wem?«
    Ingram lächelte. »Sagen wir so: Die drei, mit denen ich gesprochen habe, wollten nicht damit herausrücken. Ich habe natürlich versucht, Hanrahan anzurufen, den Geschäftsführer. Aber der ist nicht zu erreichen. Seine Sekretärin sagt, er ist mit einer Saatgutkommission unterwegs, die Versuchsfelder im Hudson Valley besichtigt. Da ist er den ganzen Tag draußen und nicht zu erreichen.«
    »Hat der Mann kein Handy?«, entgegnete ich.
    Der Sergeant stieß die Atemluft durch die Nase aus und sah mich an. »Bei solchen Gelegenheiten schaltet er es ab, weil er nicht erreicht werden will . Das ist eine Auskunft der Sekretärin. Aber heute Nachmittag ab sechzehn Uhr ist er wieder im Büro.«
    »All right, dann besuchen wir ihn.«
    »Ich gebe Ihnen seine Kontaktdaten«, versprach Ingram, »auch die Durchwahlnummer seiner Sekretärin. Dann kann er Ihnen nicht entwischen.«
    »Hätte er denn einen Grund dafür?« Ich hob die Augenbrauen und sah den Sergeant an.
    Er wiegte den Kopf und zog die Lippen zwischen die Zähne. »Dumme Angewohnheit von mir, erst mal alle für verdächtig zu halten.«
    »Gesundes Misstrauen«, warf Phil ein. »Besser jedenfalls, als blauäugig durch die Welt zu gehen.«
    »Danke.« Ingram deutete eine Verbeugung an.
    »Diese Fußgängerbrücke da oben«, sagte ich und deutete mit der Hand zum Zeltdach. »Welchen Zweck hatte sie ursprünglich?«
    »Gebaut wurde sie erst während der Einrichtung der Rooftop-Farm«, antwortete Ingram. »Zuvor hatte die Coop das Loft schon gemietet und während der Anlage des Ackers als Unterkunft genutzt. Später wurde das Loft dann zum Aufenthaltsraum, während der Einsaaten, der Pflege der Gemüsefelder und natürlich während der Erntezeit.«
    »Okay«, erwiderte ich. »Die unteren Etagen des Lagerhauses standen für so einen Zweck wahrscheinlich nicht zur Verfügung.«
    »So ist es«, meldete sich Gavin Pierce zu Wort. »Der ganze Bau ist noch voll von
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