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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II
Autoren: Karl May
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damit allen Grund, vorsichtig gegen ihn zu sein.
    Ihm zu glauben, daß er ein Dschellabi sei, fiel mir gar nicht ein; auch war ich fast überzeugt, daß er nicht aus El Feky Ibrahim, sondern aus Karthum kam. Seine Begegnung mit uns schien ihn gar nicht überrascht zu haben; seine ganze Art und Weise ließ vielmehr beinahe vermuten, daß er erwartet habe, auf uns zu treffen. Wie war das zu erklären? Ich gab mich jetzt nicht mit Vermutungen ab; es galt, ihn zu beobachten. Er hatte mich belogen, darum hielt ich es für das beste, ihm nicht die ganze Wahrheit zu sagen, und antwortete auf seine Frage:
    „Ich komme aus Badjaruja.“
    „Dort waren auch die Asaker?“
    „Nein. Ich traf hier auf sie, und sie erlaubten mir, den Brunnen zu benutzen.“
    Um seine Mundwinkel spielte ein listiges Zucken, doch tat er so, als ob er mir glaube, und fragte weiter:
    „Woher kommen sie? Wo sind sie gewesen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Du weißt es, denn du mußt doch mit ihnen gesprochen haben!“
    „Ich bat sie um die Erlaubnis, mich hier niederlassen zu dürfen. Weiter habe ich nichts gesagt. Ich halte es auch für eine Unhöflichkeit, Unbekannte sofort nach der Begegnung nach allem möglichen auszufragen.“
    „In der Wüste und Steppe ist die Neugierde eine Pflicht, welche man gegen sich selbst zu erfüllen hat. Darum bitte ich dich um die Erlaubnis, dich fragen zu dürfen, welcher Ort das Ziel deiner Reise ist.“
    „Ich will nach Kamlin am blauen Nil.“
    „So wirst du wohl bei El Salayiah über den weißen Nil gehen?“
    „Ja.“
    „Und die Asaker, wohin reiten sie?“
    „Das weiß ich nicht. Ich sagte dir bereits, daß ich sie nicht gefragt habe.“
    Da machte er eine schnelle Wendung gegen den Führer, welcher an meiner Seite saß, und fragte ihn:
    „Und wer bist du? Jedenfalls ein Ben Arab?“
    Ich hoffte, daß der Befragte mein Mißtrauen beobachtet habe und sich infolgedessen hüten werde, die richtige Auskunft zu erteilen, aber er gab gegen diese meine Erwartung zur Antwort:
    „Ich bin allerdings ein Ben Arab, denn ich gehöre zu den Beni Fessarah.“
    „Du kommst jetzt aus deiner Heimat?“
    „Ja.“
    „Wo weiden jetzt eure Herden?“
    „Zwischen Bir es Serir und dem Dschebel Modjaf.“
    „Ich habe von den Beni Fessarah gehört. Sie sind tapfere Männer, und das Glück wohnt unter ihren Zelten.“
    Er wollte den Führer aushorchen. Nun dieser so unvorsichtig gewesen war, den Stamm, zu welchem er gehörte, zu nennen, konnte es mir gleich sein, was er für weitere Auskünfte gab. Ich streckte mich also lang aus, legte den Ellbogen in das Gras und den Kopf in die Hand und gab mir den Anschein der Gleichgültigkeit, wobei ich aber jedes Wort und jede Miene des angeblichen Dschellabi scharf beobachtete. Auf die letztere Bemerkung antwortete der Führer:
    „Ja, das Glück wohnt bei uns, hat uns aber verlassen.“
    „Allah führe es zurück! Was ist geschehen?“
    „Ibn Asl hat unsere Frauen und Töchter geraubt.“
    „Ich weiß kein Wort davon.“
    „Aber den Namen dieses Sklavenräubers hast du gewiß schon oft vernommen?“
    „Gewiß! Seine Taten sind derart, daß man wohl von ihm hören muß. Also er hat euch überfallen? Das ist ja ganz undenkbar. Ihr seid strenggläubige Moslemin, und so darf und kann er bei euch keine Sklavinnen suchen. Du irrst dich. Es muß ein heidnischer Stamm gewesen sein, der die Tat begangen hat.“
    „Ich irre mich nicht; es ist vollständig erwiesen, daß es Ibn Asl war. Wenn du es nicht glaubst, kann ich es dir sehr leicht beweisen, denn dieser –“
    Ich sah es ihm an, daß er auf mich deuten und ‚dieser Effendi‘ sagen wollte; glücklicherweise blickte er dabei zu mir herüber, und ich gab ihm einen warnenden Wink. Er hielt infolgedessen inne und fuhr, sich verbessernd fort:
    „Denn dieser Vorfall kann mir von den Asakern bezeugt werden, welche bei uns waren und deren Führer ich bin.“
    Er begann zu erzählen. Natürlich kam auch meine Person in seinem Bericht vor, doch war er so vorsichtig, mich stets den ‚fremden Effendi‘ zu nennen und mit keinem Blick oder Fingerzeig zu verraten, daß ich derselbe sei. Als er geendet hatte, brach der Fremde in die erstaunten Worte aus:
    „Sollte man eine solche Schandtat für möglich halten! Ibn Asl hat eure Frauen und Töchter überfallen; er hat diejenigen Personen, welche nicht zu verkaufen waren, ermordet? Das ist ein fluchwürdiges Verbrechen, für welches ihn die Strafe Allahs treffen wird.“
    „Ja,
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