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278 - Der Gott der Mar'osianer

278 - Der Gott der Mar'osianer

Titel: 278 - Der Gott der Mar'osianer
Autoren: Michelle Stern
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schreckliches Unglück, Quart'ol! Alle Klonkörper wurden vernichtet!«
    »Vernichtet?«, fragte Quart'ol nach. Die Menge drängte sich um sie und hörte gebannt zu.
    »Die Klonkörper wurden buchstäblich zerkocht«, berichtete Fo'leq. Ein Schaudern und Raunen lief durch die Anwesenden. »Irgendwie wurden die Schalen, in denen sie ruhten, mit der doppelten Energiemenge versorgt. Es muss mit den Beschädigungen zusammenhängen, die das Tentakelwesen an der Hauptleitung angerichtet hat. Leider bemerkten wir es erst, als das Kraftfeld zusammenbrach. Das hat die Erschütterung verursacht.«
    »Gab es vorher denn keinen Alarm?«, erkundigte sich Quart'ol.
    Fo'leq verneinte. »Die Anlage muss sofort durchgebrannt sein.«
    »Gab es Verletzte?«, fragte Bel'ar.
    »Nein, Ei'don sei Dank nicht. Nur die Klonkörper sind allesamt hinüber. Der'mol und die anderen versuchen den restlichen Schaden so gering wie möglich zu halten.« Er schüttelte den Kopf, als könne er es immer noch nicht fassen. »Das ist das erste Mal seit über vierzig Rotationen, dass es zu einem Zwischenfall kommt.«
    In Quart'ol regte sich ein Verdacht. »Gab es vielleicht Einbruchsspuren?«
    Fo'leq sah ihn irritiert an. »Äh… nein. Wir haben jedenfalls keine gesehen. Aber wer sollte denn in die Klonfabrik einbrechen? Mit den Klonen können doch nur Quan'rill etwas anfangen.«
    »Eben…«
    Quart'ol zog sich ein Stück zurück, Bel'ar blieb neben ihm. »Was ist los, Quart'ol? Du wirkst misstrauisch.«
    »Das bin ich. Findest du es nicht auch sonderbar, dass die Klonkörper ausgerechnet in jener Nacht vernichtet werden, in der der Gilam'esh-Bund die Stadt verlässt?«
    »Du glaubst…«
    »Noch glaube ich gar nichts. Aber ich muss mit Gilam'esh reden. Kannst du dich vorerst allein um die Schäden im Labor kümmern?«
    Sie nickte. Er zog sie an sich. »Wir leben in gefährlichen Zeiten, Bel'ar.«
    Er fühlte sich schuldig, sie mit dem Chaos im Labor allein zu lassen, aber er wollte unbedingt von Gilam'esh wissen, ob der Prophet seinen Verdacht teilte.
    ***
    E'fah berührte das Schutztuch, mit dem sie ihr Gesicht verbarg. Es war eng um den Kopf geschlungen und mit mehreren Algenschnüren befestigt.
    Tat sie das Richtige? Sie hatte erfahren, wie sehr Gilam'esh unter ihrem Verlust litt und wie verzweifelt er sie suchte. Trotzdem schwamm sie seit einem Zyklus unerkannt als Pilgerin im neuen Stadtviertel Gilam'esh'kar herum. Sie hatte Vorbereitungen treffen müssen, die inzwischen abgeschlossen waren.
    Mit einem weichen Schwimmzug stieß sie in den Schatten eines Korallenhauses vor, das dicht an eine Meersenke gebaut war. Das klare Wasser erlaubte ihr eine Sicht bis zu fünfzig Längen.
    Sollte sie umkehren? Sie dachte an Gilam'esh und an Sar'kir. Nein. Gilam'esh war zu gutmütig. Er war kein Herrscher, sondern ein Wissenschaftler. Sie musste das tun, was er nicht tun konnte: Sie musste handeln.
    In ihrem Wandernetzbeutel befanden sich die Medikamente, die sie aus Bel'ars Labor gestohlen hatte. Die Tabletten würden sie schützen, falls sie unter den Mar'osianern gezwungen war, Fisch zu essen.
    Noch einmal durchdachte sie ihren Plan und nickte zufrieden. Die Mar'os-Jünger waren überheblich. Sie würden nicht mit einem derartigen Angriff rechnen.
    Ein letztes Mal sah sie zum Palast des Propheten hinauf, der wie ein indischer Prachtbau in Miniatur wirkte. »Es muss sein«, klackte sie, ehe sie sich von der kaum spürbaren Strömung zum blauen Tor tragen ließ. Sie hatte ihre Wahl getroffen. Alles, was sie noch tun musste, war, ihren Weg zu gehen. Leise und heimlich verließ sie die Stadt.
     
    Sie staunte, als sie viele Phasen später das Schelf erreichte, auf dem Neu-Martok'shimre lag. Um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, umrundete sie das Schelf. Sie wurde dabei von Mar'os-Wachen beobachtet, aber nicht angegriffen. Diese Jünger waren tatsächlich viel friedlicher, als E'fah erwartet hatte. Sie hatte sich auf einen Kampf eingestellt und darauf, als Gefangene vor Sar'kir geführt zu werden. Stattdessen wurde sie misstrauisch beäugt, aber in Ruhe gelassen.
    Das Schelf maß gut fünfhundert Längen. Es war karger als das Schelf vor Hykton, und es besaß erst zwei kleinere Bionetikkuppeln, die es vor den Gezeiten schützten. Trotzdem war absehbar, dass an diesem Ort eine prächtige Stadt entstand. Besonders die Sord'finn-Aufzuchtstation erregte E'fahs Aufmerksamkeit und bestätigte sie in ihrem Glauben, dass die Mar'osianer sich langfristig auf einen
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