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273 - Die Wandlung

273 - Die Wandlung

Titel: 273 - Die Wandlung
Autoren: Michelle Stern
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spirituellen Zweck diente. Einige trugen dünne Schals aus bunten Stoffen. Zwei der Frauen hatten sogar Knochenkämme aus Walbein dabei, und Aruula wehrte sich lachend, als sie versuchten, ihr damit die Haare zu kämmen.
    »Lass uns doch«, sagte Arjeela immer wieder, die Aruula vor Jahren das erste Mal begegnet war, als sie und Rulfan auf den Dreizehn Inseln gewesen waren. Damals hatte die Königin gemeinsam mit Juuneda und mehreren Kindern auf einem Turm vor einem Izeekepir Zuflucht gesucht. Arjeela war eines dieser Kinder gewesen, doch inzwischen war sie eine stattliche junge Frau mit vollen Brüsten und fließendem Bernsteinhaar. Immer wieder versuchte sie, mit dem Knochenkamm in Aruulas verfilzte Haare zu gelangen. Ihre Stimme klang angeheitert vom Honigschnaps.
    »Du bist so schön, Aruula. Du musst unbedingt zu Hermon gehen, er wird dich in eine Göttin verwandeln, die Maddrax sprachlos macht.« Sie kicherte albern. »Vielleicht hat er sogar feine Seidendesuus aus Südeuree für dich.«
    »Wer ist dieser Hermon?«, fragte Aruula nach.
    Arjeela ließ sich anmutig im Schneidersitz neben ihr auf das Fell sinken und lehnte sich vertraulich an ihre Schulter. »Hermon ist ein wahrer Elnak(Elnaks sind mit Schutzengeln vergleichbar. Jede Kriegerin hat ihren eigenen.). Er ist ein fahrender Händler, und seit er sich bei uns niedergelassen hat, ist unser Leben viel schöner geworden. Schade nur, dass er sich ausgerechnet für Bahafaa entschieden hat.« Sie seufzte theatralisch. »Aber wenigstens gibt es so keinen Streit mehr um ihn. Sogar die Königin wollte ihn haben.« Sie kicherte erneut.
    Aruula runzelte die Stirn. Das klang sonderbar. War es vielleicht dieser Händler, der für all die Neuerungen auf der Insel verantwortlich war? Für die Vorhänge, Lampen und das plötzlich erwachte Interesse der Frauen an Tand und Talmi? »Kann ich diesen Hermon kennenlernen?«
    »Das musst du sogar!« Arjeela klatschte in die Hände. »Er hat Kämme und Kleider und herrlichen Schmuck. Er kann dir Klammern und Scheren geben, mit denen du deine Nägel kürzen und sauber machen kannst.«
    »Seit wann braucht eine Kriegerin Schmuck?«
    Arjeela stieß mit der Hand gegen ihre Schulter. »Sei keine Spielverderberin.« Sie wollte noch mehr sagen, doch in diesem Moment zog eine der anderen Kriegerinnen sie auf die Beine und von Aruula fort. Lachend tanzten die beiden zwischen den Feuerstellen.
    Aruula stand auf und sah Maddrax entschlossen an. »Diesen Hermon sollten wir uns nicht entgehen lassen.«
    ***
    Matt folgte seiner Begleiterin leicht belustigt. Er hatte ihr Gespräch mit Arjeela belauscht und wusste, wie befremdlich ihr die Wandlung der Frauen der Dreizehn Inseln erschien. Ihm selbst fiel diese Wandlung positiv auf. Wo früher Haarmatten verfilzt waren und Körper nach Schmutz und Schweiß gerochen hatten, glänzten nun zarte Zöpfe im Sternenlicht, und die exotischsten Gerüche begeisterten die Sinne. Vielleicht konnte er Aruula überzeugen, sich zumindest einen Knochenkamm zuzulegen. Schaden würde es ihrem vollen Haar sicher nicht. Auch der Gedanke, Aruula in Seidendessous bewundern zu können, war verlockend.
    Das Fest war in vollem Gang und es dauerte eine Weile, bis sie den Händler Hermon fanden. Der untersetzte Mann saß auf einem orientalischen Teppich am Rand des großen Festplatzes an einem Feuer. Neben ihm kauerte Bahafaa, die Frau, die Ludmeela begleitet hatte.
    Matt betrachtete die beiden. Sie waren ein ungleiches Paar und doch strahlte eine tiefe Eintracht von ihnen aus. Er lächelte und streckte dem Händler seine Hand entgegen, während Aruula sich misstrauisch im Hintergrund hielt.
    »Tuma sa feesa.(»Friede sei mit dir.«) Ich bin Maddrax. Wir hörten, dass du auf den Inseln Handel treibst.« Ihm fiel auf, dass Bahafaa angespannt wirkte. Hatte er etwas Falsches gesagt? Die Haltung der Frau war ablehnend.
    Hermon erhob sich mit einem breiten Lächeln und nahm Matts Hand in seine fleischige Pranke. »Maddrax und Aruula. Schön, euch kennenzulernen. Möchtet ihr etwas aus meinen Beständen kaufen?«
    Matt schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht.«
    »Ihr seid oft auf Reisen, wie ich gehört habe«, sagte der Händler freundlich. »Ich habe einige Dinge, die für Reisende sehr nützlich sind. Außerdem verfüge ich über ein paar Sachen aus der alten Zeit vor Kristofluu .«
    Matt wurde aufmerksam. »Du lässt nach Relikten forschen?«
    Hermon schüttelte den Kopf und strich sich das grüne Gewand glatt. »Aber
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