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2727 – Am Gravo-Abgrund

2727 – Am Gravo-Abgrund

Titel: 2727 – Am Gravo-Abgrund
Autoren: Perry Rhodan
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dass Pri Angst hatte. Die Züge zu stoppen, blieb ein Risiko. Auch der Einsatz eines Außenteams, ob nun aus Shanda und ihm oder anderen Mitgliedern bestehend, konnte Gefangene oder Tote bedeuten.
    Im schlimmsten Fall bedeutete es seinen oder Shandas Tod, aber darüber wollte Toufec nicht nachdenken.
    Er verstand, dass Pri die Entscheidung schwerfiel. Der Verlust Angh Pegolas und Laurence Wus – der wenige Wochen zuvor bei einem Einsatz ums Leben gekommen war – lag wie ein Schatten über dem Widerstand. Selbst Generäle verloren ungern Soldaten, und Pri war kein General. Sie mochte für den Widerstand bereit sein und hatte in der Vergangenheit Härte bewiesen, aber sie war niemand, die leichtsinnig opferte.
    »Zuerst hören wir Antonins Rede«, sagte Pri. »Danach sehen wir weiter.«
    Kemeny presste die Lippen zusammen. »Ist das dein letztes Wort?«
    »Ja. Ich will wissen, was mein Vater zu sagen hat.«
     
    *
     
    Pünktlich um 12 Uhr Standardzeit begann die Übertragung.
    Pri, Shanda, Toufec, Kemeny und gut zwei Dutzend Anhänger des Widerstands warteten in der großen Halle und blickten auf den hageren Mann, der vom Hauptkonferenzsaal des Flips aus zu ihnen und der lunaren Bevölkerung sprechen wollte. Das überlebensgroße Holo ragte in der Raummitte auf. Den Blumentisch für die gefallenen Widerständler hatte man weggeräumt.
    Angespannt legte Pri die Finger ineinander. Sie wollte sich vor den anderen nicht die Blöße geben, nervöse Bewegungen zu machen. Ganz in ihrer Nähe standen Errest Coin, Raphal Shilo und Quinta Weienater, die sich von ihrem Attentat erholt hatte. Es war ein beschämendes Gefühl, vor ihnen zu stehen als Tochter dieses Mannes. Antonin hielt seit den ersten Tagen zu den Besatzern.
    Würde ihr Vater endlich ein Einsehen haben und der Bevölkerung die Wahrheit sagen? Jeder Mensch mit Verstand musste erkennen, dass die Aktion, Luna ohne Rücksprache an einen anderen Ort zu versetzen, ein feindlicher Vorgang war.
    Pri trat näher an das Holo heran.
    Hatte es nicht bereits in der Vergangenheit genug Ansatzpunkte gegeben, die ebenso eindeutig waren wie Lunas Entführung? Schließlich hielten die Onryonen sie hinter dem Repulsorwall fest, sperrten sie ins Mondgefängnis und verhinderten den Funkkontakt mit Terra.
    Im Lügen war Antonin Sipiera ein lunarer Meister. Auch darin, sich selbst zu betrügen. Wie oft hatte er Pri als Kind erzählt, dass er sich mehr Zeit für sie nehmen würde, und selbst daran geglaubt? Dabei war es immer seine politische Karriere gewesen, sein Aufstieg zum Lunaren Residenten, dem er Banalitäten wie die Familie untergeordnet hatte. Und was hatte er dadurch gewonnen? Er sah krank aus, ausgemergelt. Ein Windstoß schien zu genügen, den dürren Mann mit dem schütteren Haar von seinem Podium zu wehen.
    Dennoch hatte Antonin Sipiera Ausstrahlung. Die Klarheit und die Energie seiner Gesten waren beeindruckend. Man geriet unwillkürlich in den Sog dieses Mannes und wollte hören, was er zu sagen hatte.
    Antonin sah lange in die Kamerasonden, als wolle er jeden Zuschauer persönlich anblicken.
    »Lunarer, ich weiß, dass ihr in Sorge seid. Es hat Verletzte gegeben und einige Tote. Gravophänomene haben Luna erschüttert, doch damit ist es vorbei. Die Onryonen haben die Situation unter Kontrolle gebracht.«
    »Die Onryonen haben die verdammten Phänomene doch erst ausgelöst«, sagte Raphal Shilo und erntete daraufhin gemurmelten Zuspruch.
    Antonin Sipiera richtete sich zu seiner ganzen Größe auf. Seine Stimme klang aufrüttelnd. »Ihr wollt wissen, was die Phänomene hervorgerufen hat? Ich sage es euch. Der Mond ist unterwegs. Wir haben das Solsystem verlassen.«
    Pri stellte sich vor, wie die Bevölkerung auf diese Sätze reagierte. Im Gegensatz zum Widerstand wusste sie nicht, dass das Technogeflecht wie ein Transmitterersatz arbeitete. Die Verlautbarung würde die meisten von den Sitzen fegen.
    »Dieser Schritt – oder Zug, wie ihn die Onryonen nennen – war leider unabdingbar.«
    Verhaltenes, sarkastisches Gelächter klang im Raum auf.
    »Ich verstehe, wenn ihr das nicht glauben könnt. Kritik ist gut. Jeder Lunarer sollte seinen Verstand einschalten und nachdenken. Auch ich war skeptisch, doch bei meinem Besuch in Iacalla haben mich die Onryonen überzeugt. Sie haben mir erdrückende Beweise vorgelegt, dass Luna in Gefahr ist. Die Liga Freier Terraner hat einen vernichtenden Angriff auf uns vorbereitet. Offenbar sieht die LFT in uns den Feind.«
    Ihr Vater
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