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2583 - Psi-Inferno

2583 - Psi-Inferno

Titel: 2583 - Psi-Inferno
Autoren: Arndt Ellmer
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ab. Aber selbst wenn es ihm gelungen wäre, hätte es nichts an der Bezahlung geändert. Er ganz persönlich musste dieses Opfer bringen. Eine dumpfe Ahnung sagte ihm, dass es nicht das einzige war.
    Wieder entdeckte er Taurec - nein, nicht Taurec; es war der Herr der Elemente in der Maske des Kosmokraten Tiryk. Er grinste Rhodan an. Sein Körper verwandelte sich in einen lang gezogenen Schlauch, den das Nichts gierig aufsog.
    Er entdeckte Gesil und Eirene, danach Vishna. Ehe er die Erinnerungsfetzen geistig fixieren konnte, verwehten sie im Nichts. Er sah den Weltraumfriedhof nahe X-DOOR und die Trümmer der zerlegten BASIS. Ein Gesicht tauchte auf - das von Pedrass Foch. Foch - Monos - Taurec. Nach so langer Zeit überkam ihn Wut auf all das, was der Kosmokrat in der Milchstraße angerichtet hatte. Er wünschte ihn sich weit weg, für immer und ewig hinter die Materiequellen.
    Ein leises Zupfen in seinem Bewusstsein lenkte Rhodan ab. Stammte es von Radyl? Oder eher von Fellmer?
    Roi Danton näherte sich ihm, ein Freifahrer im Outfit eines französischen Adligen des 18. Jahrhunderts, mit Perücke, gepudertem Gesicht, Stockdegen und Rüschenärmeln. Nein, er hatte damals nicht im Geringsten geahnt, dass sein eigener Sohn vor ihm stand.
    Der Sog wurde stärker. Er riss die Erinnerungen fort und ihn selbst in einen finsteren Wirbel ohne Ende, in ein
    Chaos aus blutrotem Licht und violetten Blasen, zwischen denen er wie in einem Schraubstock stecken blieb. Sie quetschten ihm die Luft aus der Lunge, bis ihm schwarz vor Augen wurde. Als sie mit einem lauten Knall barsten und der Druck von ihm wich, brauchte er lange, bis er sich erholt hatte.
    Und noch immer flossen Erinnerungen aus seinem Bewusstsein ab, verschwanden scheinbar im Hyperraum und fanden ihr Ziel in der Netzkugel, die das Schiff einhüllte.
    Ein kurzer Blitz in seinem Gehirn vermittelte ihm das Bild einer in Regenbogenfarben glühenden Raute, deren Fäden lichterloh brannten.
    Radyl!, dachte Rhodan. Weg hier!
      *
    Er hing allein im Nichts, umgeben von gleißendem Licht. Es blendete ihn trotz der Helmscheibenfilter. Sein Zellaktivatorchip pochte wie verrückt.
    Erinnerungen an Thora und Thomas Cardif, an seine Begegnung mit Imperator Bostich I. auf THEK-LAKTRAN, an die erste Konferenz in der Stahlorchidee hoch über Terrania und einiges mehr rasten mit Lichtgeschwindigkeit aus seinem Bewusstsein ins Nichts. Den Sog nahm er nicht mehr bewusst wahr, nicht nach so langer Zeit, nach Jahren oder Jahrzehnten, die inzwischen vergangen waren.
    In einer spiegelnden Fläche entdeckte er das Gesicht eines alten Mannes, von Runzeln und Furchen durchzogen, mit spröder, fleckiger Haut und schütterem Haar. Am festen Blick der Augen und der kleinen Narbe am Nasenflügel erkannte er, dass er sich selbst sah. Gealtert war er und wusste genau, was das bedeutete: Sein Körper befand sich in einem Zerfallsprozess, weil der Aktivator nicht mehr wirkte.
    Nur noch ein paar Stunden Leben, zog er die logische Schlussfolgerung. Dann würde er nicht mehr existieren. Fühlte ES sich in diesem Moment so wie er?
    Der Spiegel zerbrach in winzige Splitter, die sich in Rauch auflösten. Das Licht verschwand,
    Dunkelheit hüllte den Terraner ein. In den Ohren knackte es, ein ungewohntes Geräusch, das beim Druckausgleich zustandekam.
    Rhodan versuchte, mit der Mikropositronik des Anzugs zu kommunizieren. Er hörte seine eigene Stimme, sie klang lahm, er verstand den Sinn der Worte nicht.
    Die Antwort des Automaten glich dem fernen Murmeln eines Baches.
    Übergangslos bekam der Terraner starke Kopfschmerzen, die den Fluss der Erinnerungen unterbrachen.
    »Physiocheck!«, sagte er. »Meine Wahrnehmung ist getrübt.«
    Die Antwort der Mikropositronik hörte er klar und deutlich. »Es sind keine Beeinträchtigungen zu erkennen.«
    Er schilderte seine Beobachtungen. Der Automat konnte keine Übereinstimmung mit den Aufzeichnungen feststellen.
    Das Gefühl des Sogs kehrte für kurze Zeit zurück, versiegte dann zusammen mit den Erinnerungen.
    Rhodan erinnerte sich: Der Netzweber beendete seine Mahlzeit, und das bedeutete, dass sie das Flugziel erreicht hatten.
    Wir sind nicht mehr im Hyperraum! Aber wo sind wir dieses Mal herausgekommen?
    Seine Sinne klärten sich. Rhodan begann die Umgebung der Zentrale wahrzunehmen. Aus der gleißenden Helle schälten sich Konturen, die nach und nach ihre gewohnte Schärfe erhielten. Er sah die Gefährten in den Sesseln, die sich - ebenfalls benommen -
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