Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
256 - Der König von Schottland

256 - Der König von Schottland

Titel: 256 - Der König von Schottland
Autoren: Mia Zorn und Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
stören wollte. Jed Stuart saß alleine an der langen Tafel und ließ sich von seinem Heiler einen Becher reichen, dessen Inhalt er gerade mit einem Ausdruck der Verachtung die Kehle hinunter kippte. »Ich mache noch einen kleinen Ausritt mit Chira«, ließ Rulfan den Burgherrn wissen, der ihm mit einem Nicken signalisierte, dass er verstanden hatte.
    Danach ließ Rulfan das Burgtor für das aufgeregte Tier öffnen und folgte ihm auf einem Horsey. Immer noch heulte der kalte Wind um das Gemäuer. Das Schneetreiben hatte inzwischen nachgelassen und der Albino konnte deutlich Chiras Pfotenabdrücke im Schnee erkennen. Trotz ihrer Verletzung legte die Lupa ein beachtliches Tempo vor und verschwand bald zwischen den Stämmen der Baumriesen am Waldrand.
    Nach einem kurzen Ritt durch den hellen Winterwald war dem Mann aus Salisbury klar, wohin der Ausflug ging: wieder ins Darkmoor!
    Er zögerte - sollte er Chira wirklich in das Sumpfgebiet folgen? Was gab es dort zu entdecken?
    ***
    Später am Abend starrten Matt und Aruula bedrückt durch eines der raumhohen Fenster des Speisesaals. Unter dem sternenklaren Himmel warf der Mond sein kaltes Licht auf die Schneedecke der Lichtung: Von Rulfan keine Spur! Wann hatte er die Burg verlassen? Wohin war er gegangen und warum hatte er niemandem Bescheid gesagt? Während die »schwarzen Geister«, wie Aruula die Bediensteten nannte, das Essen auftrugen, warf sich das Paar sorgenvolle Blicke zu.
    »Er hat Chira bei sich. Ihm wird schon nichts passiert sein«, bemerkte die Barbarin mit tonloser Stimme. So richtig überzeugt von dem, was sie sagte, klang sie nicht.
    Matt nickte nur stumm und betrachtete das verwaiste Gedeck seines Freundes und die leeren Stühle um die lange Tafel. Nimuee und Jed hatten sich wegen Unpässlichkeit entschuldigen lassen. Ebenso der Heiler, der sich um seine Patienten kümmern musste. Pat Pancis war in seine Werkstatt verschwunden; angeblich gab es dringende Reparaturen. Vielleicht wusste ja einer der Abwesenden, wo Rulfan steckte.
    Missmutig ließ der Mann aus der Vergangenheit seine Gabel auf den Teller fallen. In seinem Rücken zuckten die Schwarzgekleideten erschrocken zusammen und Aruula, die ihm gegenübersaß, blickte ihn fragend an. »Falls Jeds Celtics nicht auch an Unpässlichkeit leiden, schnappe ich mir jetzt ein paar von ihnen und suche nach Rulfan.«
    »Ich begleite dich!«, stimmte die Barbarin sofort zu.
    Schneller als die beiden Bediensteten begreifen konnten, was da vor sich ging, waren Aruula und Matt in der Eingangshalle und zogen sich Mäntel und Waffengurte über. Plötzlich vernahmen sie aus dem Stockwerk über sich laute Geräusche und gedämpfte Schreie. Nach einem kurzen Blickwechsel wollte das Paar die Treppe hinauf stürmen. Doch unerwartet stellten sich ihnen die »schwarzen Geister« in den Weg. »Alles in Ordnung. Kein Grund zur Sorge«, stammelten sie aufgeregt.
    »Es reicht jetzt! Was zum Teufel ist hier eigentlich los?«, knurrte Matt.
    Statt zu antworten, senkten die Frauen verängstigt die Köpfe. »Nichts«, wisperten sie. Gleichzeitig wurden die Geräusche von oben lauter. Daraufhin drängten sich Matt und Aruula an dem verschreckten Burgpersonal vorbei und spurteten die Stufen hinauf. Oben angekommen, hörten sie ein Poltern und Fluchen aus dem Schlafzimmer ihres Gastgebers.
    »Jed?« Matt eilte zur Tür und wollte sie öffnen. Doch anscheinend war sie verschlossen. »Alles in Ordnung, Jed?«
    Der Burgherr antwortete nicht. Auch die Geräusche auf der anderen Seite des Portals waren verstummt. Aruula legte ihr Ohr an das Holz. Nach einer Weile weiteten sich ihre Augen und sie trat einige Schritte zurück. »Ich weiß nicht, wer da eingesperrt ist. Jed Stuart ist es jedenfalls nicht.«
    Verblüfft schaute Matt seine Gefährtin an. Wen sollte man in Jeds Schlafzimmer gefangen halten? »Nun, wir werden es gleich wissen…« Er nahm bereits Anlauf, als plötzlich Cris Crump um die Ecke bog. »Nicht!«, rief er mit leichter Panik in der Stimme. »Ich kümmere mich schon um ihn.«
    »Um wen ?«, wollte Aruula wissen. Wie eine Rachegöttin stand sie mit gezogenem Schwert vor dem Heiler und sah ihn aus funkelnden Augen an. »Wen habt ihr da eingesperrt?«
    Cris Crump zog den Kopf ein. »Jed Stuart, wen sonst?«
    Nun gelangte auch Matt an die Grenzen seiner Geduld. »Ich will jetzt sofort wissen, was hier gespielt wird«, blaffte er.
    Crump strich sich nervös durch das wuschelige Haar. Seine Augen waren schmal geworden und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher