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250 - Rückkehr nach Euree

250 - Rückkehr nach Euree

Titel: 250 - Rückkehr nach Euree
Autoren: Jo Zybell
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beeilen…«
    Rulfan hatte recht: Der EWAT würde bald die Mitte der Brücke erreichen - und es konnte nicht mehr lange dauern, bis auch die Taratzen ihn bemerkten.
    »Zum Ufer!« Matt Drax deutete zum ehemaligen Millennium Pier rechts der Brücke. Auf der Länge der Houses of Parliament war die Mauer zu hoch, um an Land zu gelangen. Sie mussten erst unter der Brücke durch. »Das Floß soll an einem der Brückenpfeiler anlegen!«, fuhr Matt fort. »Für den Fall, dass uns der Weg abgeschnitten wird!«
    »Das Floß zua Bwücke, die Kanus ans Ufa!«, brüllte Biglord Djeyms seinen Kriegern in den Kanus zu: Er war auf einmal Feuer und Flamme. »Hol'n wia uns de Panzawag'n, dann sinwa unschlagba!« Die Lords jubelten und paddelten, so kräftig sie konnten.
    ***
    Ende April 2522
    Schlimme Wochen lagen hinter ihnen, Wochen des Hungers und der Krankheit.
    Schnee und Eis hatten sie überlebt, doch nun, da der Schnee schmolz und der Frühling sich ankündigte, brachten die zu Ende gehenden Bunkervorräte, der Schimmel und das Schmelzwasser die Technogruppe an den Rand der Erschöpfung. Dazu kamen erste Streitigkeiten mit den Taratzen.
    »Das habe ich kommen sehen«, sagte Valery Heath an einem Morgen, als Sir Leonard die Männer und Frauen wegen des in den Bunker strömenden Schmelzwassers in einer Wohnkuppel zusammenrief, die er als sein Hauptquartier bezeichnete. »Keinen Augenblick habe ich geglaubt, dass diese gefräßigen Rattenmutanten uns ungeschoren lassen!«
    Ein Mann namens Bakerfield war verschwunden. Während einer Patrouille hatten Cinderella Loomer und Samuel Armadie seine mit Blut verschmierten Kleider gefunden.
    Sie saßen auf verschimmelten Hockern und Polstern, vor der offenen Luke brodelte eine dünne Suppe aus getrocknetem Gemüse und Fleischkonserven über einem Gasbrenner. Vollversammlung nannte Lady Warrington diese Art von Zusammenkünften. Den Gasbrenner hatten Mars Hawkins und Claudius Merylbone in einem Materialmagazin in der unteren Bunkerebene gefunden. Er war etwa zweihundertfünfzig Jahre alt.
    »Wir haben noch neun Schuss für das MG«, sagte Claudius. »Wenn die Biester einen Sturmangriff starten, könnten wir nur neun von ihnen töten.«
    »Glückwunsch«, sagte Eve Neuf-Deville. »Die überlebenden Taratzen brauchen unser Fleisch dann nur noch unter zweihundert zu teilen.«
    »Deine zynischen Sprüche sind wenig hilfreich!«, zischte Sir Leonard. »Wann wirst du das endlich begreifen?«
    »Und ihr seid sicher, dass die Taratzen Bakerfield getötet haben?«, erkundigte Sir Ibrahim sich mit heiserer Stimme.
    »Was ist schon sicher?« Die Loomer zuckte ratlos mit den Schultern. »Mir fällt sonst niemand ein, der seine Beute zu entkleiden pflegt, bevor er sie frisst.«
    »Hast du etwas beobachtet, James?«, wandte sich Sir Leonard an Dubliner jr. Um die ohnehin schon gereizte Stimmung nicht noch mehr zu belasten, hatte er ihn zum Kundschafter und Emissär ernannt. Auf diese Weise konnte Dubliner unter dem Vorwand, die Taratzen zu beobachten, täglich ein paar Stunden mit seiner Geliebten verbringen. »Behandeln sie dich feindseliger als sonst?«
    »Mir ist nichts aufgefallen.«
    Draußen, vor der offenen Luke, gurgelte Wasser. Das Geräusch stammte nicht etwa von der siedenden Suppe, sondern von dem Schmelzwasser, das überall in der Bunkerstadt in kleinen Rinnsalen oder größeren Bächen durch die Gänge strömte. Vor wenigen Tagen waren die Temperaturen auf der Erdoberfläche auf über zehn Grad Celsius gestiegen. Die Themse führte Hochwasser.
    »Ich habe Angst«, sagte Victoria mit dünnem Stimmchen. »Ich habe solche Angst.« Sie lehnte sich gegen Mars Hawkins. Es ging ihr besser als in den Tagen, da die Gruppe um Sir Leonard in die Bunkerstadt zurückgekehrt war. Doch die ehemalige Queen war weit davon entfernt, gesund zu sein. Jeder, der ihr ins stark gealterte, eingefallene Gesicht sah, jeder, der sie stammeln hörte, merkte rasch, dass sie psychisch labil war.
    »Lady Windsor wird nicht mehr lange durchhalten, wenn sich unsere Lage nicht ändert.« Josephine Warrington ergriff das Wort. Sie sprach leise, aber eindringlich. »Wenn wir jemals wieder in Ruhe leben wollen, müssen wir die Taratzen vertreiben.«
    Sir Leonard schüttelte energisch den Kahlkopf. »Erstens sind wir militärisch dazu nicht in der Lage, zweitens wäre jeder Angriff unsererseits ein Bündnisbruch. Kommt nicht in Frage.«
    »Wir müssen Dämme bauen.« Dubliner jr. ergriff das Wort. »Wir müssen jagen und
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