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250 - Rückkehr nach Euree

250 - Rückkehr nach Euree

Titel: 250 - Rückkehr nach Euree
Autoren: Jo Zybell
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Händen.
    »Was redest du, James«, keuchte Eve Neuf-Deville. »Die Tiere haben Hunger - ist das so schwer zu verstehen? Sie wollen uns nicht ermorden, sie wollen uns nur fressen, begreifst du? Einfach nur ein bisschen fressen.«
    »Lieber sterbe ich!« Sarah Kucholsky rammte den Schaft ihrer Lanze in den Schnee und setzte ihre Kehle auf die Spitze.
    Sir Leonard stieß sie zur Seite. »Ich verbiete diese Art von Fluchtversuch! Ihr wolltet zurück nach London! Jetzt steht dazu und kämpft!«
    Nur hundert Schritte trennte die auf acht Männer und Frauen geschrumpfte Schar noch von den wilden Schweinen; der Monstereber tobte brüllend vor ihnen her.
    Plötzlich gellte der spitze Schrei einer Frauenstimme über die Schneewüste. Die Wisaaun wurden langsamer, einige blieben ganz stehen. Dann wieder ein Schrei - danach standen sie alle still, sogar der mächtige Eber. Die Wisaauherde äugte zur östlichen Uferböschung - die Umrisse dunkler Gestalten wühlte sich von dort aus durch den Schnee auf den Fluss.
    »Taratzen«, krächzte Cinderella Loomer. »Nicht auch noch das!« Das entfesselte Rudel der Schwarzpelze stürzte sich auf die Wisaau-Rotte. Sie schienen keine Angst zu kennen.
    »Ein Schlitten!« Samuel Armadie deutete zur Böschung. Ein von zwei Taratzen gezogener Schlitten tauchte dort auf, eine vermummte Gestalt in weißem Pelzmantel hockte auf ihm.
    »Bei allen Heiligen der goldenen Zeiten vor Kristofluu(Barbarensprache für »Christopher-Floyd«) - was hat das zu bedeuten?« Sir Ibrahim Fahka traute seinen Augen nicht, als er sah, wie sich die eben noch so angriffslustigen Wisaaun von den Taratzen die Kehle durchbeißen ließen.
    Selbst der Eber stand wie festgefroren. Vor ihm hielt der Schlitten, die vermummte Gestalt stieg herunter und ging zu der schwarzen Bestie. Vor ihr blieb sie stehen und zog eine Stoßlanze aus dem Rückenköcher. Statt anzugreifen oder wenigstens zu fliehen, sträubte die Mammutwisaau ihr schwarzes Rückenfell und knickte in den Vorderläufen ein. Fast sah es von weitem aus, als würde das gewaltige Tier vor dem Fremden niederknien wollen.
    Die weiße Gestalt aber hob ihre Lanze und rammte sie dem Tier in den Nacken. Das Eis erzitterte, als der schwere Körper tot zu Boden krachte. Der Lanzenträger achtete nicht auf das Massaker, das die anderen Taratzen anrichteten. Er kletterte zurück auf den Schlitten und deutete auf die acht Überlebenden. Die beiden Taratzen zogen an, der Schlitten kam näher.
    Ein Windstoß riss eine lange blonde Haarsträhne aus der weißen Fellkapuze des Vermummten. »Eine Frau«, flüsterte James Dubliner. Wie die anderen auch, war er völlig fassungslos. »Es ist eine Frau!«
    Er hatte recht: Der Schlitten hielt vor ihnen und eine wild anmutende Barbarin mit Lederzeug und metallenen Schulterstücken kletterte vom Bock. Sie ging drei Schritte auf die Gruppe um Leonard zu, dann blieb sie stehen, schenkte Dubliner ein Lächeln und richtete ihren Blick schließlich auf Sir Leonard. Schlagartig wurde ihre Miene ernst. Sie betrachtete ihn zwei Atemzüge lang, wobei ihre Lider sich verengten und ihre Lippen sich öffnen, als würde sie jemanden nach langer Zeit wieder erkennen. Und dann sagte sie: »Du also bist der Steinerne.« Sie nickte langsam. »Ich habe dich gesehen, ja, du bist der Steinerne.«
    Sir Leonards Gefährten blickten zu ihrem Prime, alle waren mehr oder weniger überrascht, und einige schienen genau zu verstehen, was die blonde Frau mit den herrlich blauen Augen sagen wollte. Sir Leonard verstand überhaupt nichts, und er glaubte auch nicht, dass es hier irgendetwas zu verstehen gab. »Wer bist du?«, fragte er barsch.
    »Ich bin die Lordhexe Traysi«, sagte die Frau. Ihre Stimme klang wie Musik aus einer anderen Welt. Sie wandte sich von Sir Leonard ab, ging auf Dubliner zu und musterte ihn lächelnd. »Es tut mir leid, dass ich so spät auf euch aufmerksam wurde. Wenigstens euch acht habe ich retten können. Wo wollt ihr hin?«
    »Nach London«, sagte James Dubliner.
    »Ein gefährlicher Weg.« Sie nahm seine Hand. »Meine Taratzen und ich werden euch eskortieren. Zunächst aber bringe ich euch zu meinem Lager, damit ihr euch stärken und ausruhen könnt.«
    ***
    London, August 2525
    Stundenlang wimmelte es rund um die Kuppel von Taratzen. Aufgeregt schnüffelten die schwarzpelzigen Mutanten in der Uferböschung der Themse herum, durchkämmten das Gelände zwischen den Ruinen und restaurierten Gebäuden und durchsuchten deren Innenräume.
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