Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2490 - Die dunklen Gärten

2490 - Die dunklen Gärten

Titel: 2490 - Die dunklen Gärten
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
gekitzelt von einer Strähne in seinem Mund, und spuckte sie aus. »Wann?«
    Das Mädchen sah ihn an. »Der Kernwall hyperoszilliert. Er wird über Flächen von manchmal einigen Lichtminuten Ausdehnung porös.«
    »Er kollabiert?«
    »Nein. Die nullwertigen Wallzonen bleiben nur Bruchteile von Sekunden stabil, maximal wenige Sekunden. GLOIN arbeitet an der vollständigen Rekonstruktion. Der Wall heilt. Die dunklen Gärten von GLOIN erblühen. Nicht umsonst haben sämtliche Superintelligenzen die Zonen rings um Hangay längst verlassen. Es ist Zeit.«
    »Zeit wofür?«
    »Zeit zu fliehen. Es ist unsere erste Chance. Vielleicht die einzige. Die letzte.«
    »Warum sind wir dann noch hier?« »Ja, warum?«
    Er stellte das Kind auf die Erde. Die anderen beiden Frauen hatten sich anscheinend in zwei Marmorstatuen verwandelt, wie überhaupt das ganze weite Gelände, die sanft geschwungenen Wiesen, Felder und Weiden voller Marmorstatuen standen. Einzelne Eichen hier und da, Schafe zupften Gras, Statuen über Statuen. Die wenigsten wirkten humanoid, viele so fremdartig, dass Savoire zu atmen vergaß.
    Der Regen hatte aufgehört, die Sonne schien, die Wiese dampfte. Zu allen Seiten wölbte sich das Land auf, schloss sich über ihm rings und hinter der Mittagssonne zusammen. Er fand sich im Inneren einer Weltenkugel.
    »Warum?«, setzte Savoire wieder an. »Warum haben wir den Wall nicht längst passiert?«
    Das Mädchen senkte den Kopf, ließ die Arme hängen. »Ihr macht mir die Flucht so schwer«, sagte es leise.
    »Wir?«
    »Die neuen Stimmen.«
    Die neuen Stimmen?
    »Ich? ESCHERS andere Prozessoren?
    Was hätten wir gesagt?«
    »Nichts. Ihr schweigt.«
    Savoire lächelte das Mädchen an und machte eine umfassende, hilflose Handbewegung, wies auf die Myriaden Statuen, die den Innenraum des Globus besiedelten. »Das bist alles du. Das alles sind deine Stimmen, ja?«
    »Ja.«
    »Was immer wir sagen: Wir sind wenige. Wir wären leicht überstimmt.«
    Das Mädchen lachte laut auf. »Glaubst du, ich sei ein Parlament? Stimme Savoire: Wenn es auf Leben und Tod geht, will ich einstimmig sein. Also sag mir: Werden wir fliehen? Werden wir glücklich leben immerdar?«
    Savoire spürte, wie ein Schauer über seinen Rücken lief. Er sah dem Mädchen in die Augen, grau wie Granit, nur älter. Er dachte an Hangay, an die Terraner in den Schiffen des Geschwaders, er dachte an Terra, an Diakat, an die Milchstraße. Er dachte daran, dass die Kolonne TRAITOR Planeten, ganze Zivilisationen stahl und in ihren Dienst presste, die Kolonne, die wie eine Sternenpest über die Völker gekommen war, wie eine Verhängnismaschine.
    Er, Savoire, würde dem allen entkommen mit den Prozessoren, die der WELTWEISE   aufgehoben  hatte,  sie,   der WELTWEISE, würden reisen, die Wunder der Universen sehen und nicht sterben in Ewigkeit Aber wie viele Ewigkeiten würden sie brauchen, um die Milchstraße zu vergessen und ihre Trauer um deren Verlust? Stroh in Gold, das mochte leicht von der Hand gehen. Aber Trauer in Glück?
    Er sagte: »Vom Glück war bislang nicht die Rede.«
    Das Mädchen mit dem Gesicht von Myriaden sagte: »Dann reden wir jetzt darüber.«
    *
     
    Die Hyperoszillation des Kernwalls schwächte sich ab und verging allmählich. Immer weniger Zonen der Auslöschung entstanden, immer schneller wurden die Defekte von GLOIN TRAI-TOR behoben.
    »Erhebt eure  Stimmen«,  bat  der WELTWEISE die menschlichen Bewusstseine. Sie erzählten, Laurence Savoire und Merlin Myhr, Pal Astuin, Sybel Bytter, Wilbuntir Gilead, Vanika Hoog und Abigail Mahon, Patmur Derz, Dara Minster und die anderen Prozessoren. Sie erzählten alle zugleich, und doch hörte jeder jeden, und die Myriaden Statuen der Parksphäre lauschten jedem Einzelnen.
    Viele von ihnen erinnerten sich noch an Ramihyns Angriff auf Terra vor einem halben Jahrhundert. Sie erzählten von WAVE, von den Kybb-Titanen, die vor 14 Jahren ins Solsystem eingedrungen waren, von der eben noch verhinderten Auferstehung der Mobys in der Milchstraße. Davon, wie sie der Berichterstattung über den Anschlag der Chaosmächte auf die Solare Residenz verfolgt hatten.
    Sie spürten die Blicke der Statuen auf sich und den merkwürdigen Sog, den die Metaphysikalischen Mühlen wirkten.
    Es war, als ob sie den WELTWEISEN denken hörten: Seid froh, dass wir dieses Elend fliehen. Grauen und Zerstörung ...
    Aber sonderbarerweise war in ihren Geschichten von Grauen und Zerstörung nur am Rande die Rede. Viel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher