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2474 - Zwei Psi-Emitter

Titel: 2474 - Zwei Psi-Emitter
Autoren: Unbekannt
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obwohl sie weiß, dass sie an der Trennung zerbrechen wird. Aber genau das kann ich nicht zulassen.
    „Die Stunden, die wir gemeinsam verbringen durften, waren ein Geschenk für uns, Marc. Ich habe deine Berührungen genossen, weil sie mir Stabilität gegeben haben. Aber sie waren kein Versprechen, dass es immer so bleiben könnte. Ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben wegwirfst."
    „Dann bleib hier – auf der Erde!"
    Fawn wich seinem Blick aus. Es schmerzte ihn, zu erkennen, dass sie sich schon von ihm entfernte. Mit einem Mal ging alles viel zu schnell. War ausschließlich Rhodans Rückkehr mit der JULES VERNE daran schuld?
    Das Gefühl, dass sich die Ereignisse bald überschlagen würden, bedrückte Marc.
    Alles auf der Welt hat seine Zeit, entsann er sich. Die Liebe hat ihre Zeit, aber auch die Trauer. Das Leben hat seine Zeit ebenso wie das Sterben. Vergeblich fragte er sich, wo er diese Sätze – so oder so ähnlich – gelesen hatte.
    Es wollte ihm nicht einfallen.
    „Wir beide gehen bald wieder getrennte Wege", sagte Fawn. „Es tut mir leid ... – Übrigens: Bull ist über den Transmitter gekommen. Er redet mit Ermengilda."
    Marc wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Es sollte eine kämpferische Geste sein, doch in dem Moment war er sich keineswegs sicher, dass sie auch so wirkte. Womöglich fasste Fawn sie als Unschlüssigkeit auf oder einfach als Trotzreaktion.
    „Ich sage dir, was der Weg für dich bereithält, den du gehen willst: Du wirst in Hangay sterben, Fawn. Der Nukleus wird erlöschen und mit ihm alle Bewusstseine der Monochrom-Mutanten und ..." Er fixierte die Frau, deren Blick unstet durch den Nebel huschte. Es ärgerte ihn, dass sie ihn nicht ansah. „Habe ich recht?", fügte er fordernd hinzu.
    „Das könnte sein."
    Melancholie und ein Hauch von Nachdenklichkeit schwangen in Fawns Stimme mit. Leise nur, als wolle sie selbst nichts davon hören. Oder lauschte sie den dumpfen Klängen, die plötzlich von allen Seiten heranfluteten?
    „Das kommt von Schohaakar."
    Entweder startete die Space-Jet wieder, oder aus einer anderen Richtung flogen weitere Transportfahrzeuge ein.
    „Warte!", bat Marc, als die junge Frau sich abrupt abwandte und sich anschickte, zur Bucht zurückzugehen.
    Sie reagierte nicht. Der Nebel umfloss sie, als wolle er den schlanken Körper auflösen. Fawn wurde zum Schemen, war nur noch ein Schatten im Dunst und verschwand.
    Marc London starrte ihr hinterher – doch sie kam nicht zurück.
    Der Nukleus würde bald nach Hangay aufbrechen, um die Retroversion der im Entstehen begriffenen Negasphäre voranzutreiben. Damit verlor das Solsystem ein wichtiges Element, das über lange Zeit hinweg zur Stabilisierung des TERRANOVA-Schirms beigetragen hatte. Ob die LORETTA-Tender allein die entstehende Lücke füllen konnten? Natürlich waren die großen Einheiten dazu in der Lage. Leider, dachte Marc – und wusste doch, dass er so egoistisch nicht sein konnte.
    „Fawn!", rief er laut und fordernd.
    „Fawn, warte auf mich!"
    Er folgte ihr, hastete mit schnellen Schritten die Stufen hinab. Unmöglich, dass sie so schnell davongeeilt sein konnte. Für einen Moment fürchtete Marc, dass sie ihre Projektionsgestalt schon aufgegeben habe. Aber dann wollte er wenigstens ihr Bewusstsein in der Nähe wissen, hier, bei ihm, und nicht vermischt mit den übrigen Monochrom-Mutanten und der geistigen Substanz des Volks der Charandiden.
    Geräusche dröhnten durch den Dunst. Zu Marcs Linken zeichnete sich der Pinnacle Rock im Widerschein des Nukleus ab. Für wenige Sekunden brach geisterhaft die Space-Jet aus dem Dunst hervor, aber der Diskus drehte ab und zog über das Meer davon.
    Marc erreichte den schmalen Landstreifen zwischen den beiden Buchten.
    Hier war der Nebel nicht mehr ganz so dicht. Er sah Fawns Silhouette wieder vor sich; die Monochrom-Mutantin ging über den Sand auf die Bucht zu.
    Er lief an den letzten Büschen vorbei, stutzte, hielt jäh inne. Leuchtende Blüten wuchsen an der Grenze zwischen Sand und verfilztem Unterholz.
    Orchideenartige Rispen. Marc pflückte zwei der Blütenstängel.
    „Fawn!" Er schloss nun rasch zu ihr auf. „Fawn, ich lasse dich nicht kampflos gehen. Mir ist klar, dass die Menschen der Erde den Nukleus brauchen – aber ich brauche dich ebenso!"
    Er reichte ihr die Blüten. „Das gehört ebenfalls zu Terra. Gib nicht so einfach auf, Fawn!"
    Sie roch an den Blüten. Oder tat sie das nur, um die Tränen zu verbergen, die
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