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2474 - Zwei Psi-Emitter

Titel: 2474 - Zwei Psi-Emitter
Autoren: Unbekannt
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widerte Marc an.
    Vor seinem inneren Auge flohen die Völker der Lokalen Gruppe vor TRAITOR und der in Hangay entstehenden Negasphäre. In einer unglaublichen Kraftanstrengung suchten sie Hunderte Millionen Lichtjahre entfernt eine neue Existenz.
    Wenn alle sich dem Krieg verweigern ...
    Es war längst zu spät dafür. Die letzte Fluchtmöglichkeit hatte ES den Menschen und Galaktikern im Solsystem geöffnet. Aber den Weg ins ferne Stardust-System gab es nicht mehr.
    Achthundertundvier Millionen Aussiedler, hieß es, hatten Terra verlassen.
    ... sie sind feige geflohen.
    ... das Stardust-System gibt Gewissheit, dass nicht einmal TRAITOR uns wirklich besiegen kann.
    In seinem Zwiespalt hielt Marc inne, als er den Schemen vor sich bemerkte.
    Eine schlanke, hochgewachsene Gestalt schälte sich aus dem Dunst.
    „Fawn!"
    Sie stand zwischen Coldenia-Büscheln und Kakteen, als habe sie auf ihn gewartet. Ein Schimmer von Nässe lag auf ihrer Haut. Marc musste zweimal hinsehen, um sicher zu sein, dass das Blau ihrer Lidschatten wirklich mit der Feuchtigkeit verlief. Fawns Blick schien ihn zu taxieren und zugleich an ihm vorbeizugehen; er vermochte es nicht zu sagen.
    „Ich werde mit dir nach Hangay gehen!", sagte er entschlossen.
    „Ich weiß." Obwohl Fawn lächelte, lag ein Hauch von Wehmut auf ihrem Gesicht.
    „Du musst mir helfen, meinen Körper aufzugeben." Hastiger sprudelte Marcs Verlangen hervor, das von unstillbarer Sehnsucht gespeist wurde.
    „Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, dass ich als Aktionskörper in den Nukleus eingehe. Ich bin Psi-Korresponder, und wenn alle auf mich einwirken ..."
    „Diese Möglichkeit existiert nicht.
    Ich kann dir nicht helfen, Marc." Jedes Wort war wie ein Dolchstich für ihn. „Du bist ein Mensch, in deinen Adern pulsiert Blut ..."
    „Du bist nie etwas anderes gewesen!" Diesmal fiel er der Botin des Nukleus ins Wort. „Das kannst du unmöglich schon vergessen haben, Fawn."
    Sie stand nun dicht vor ihm, das Kinn herausfordernd nach vorne geschoben. Ihr Blick hatte wieder dieses verwirrend faszinierende Spiel, das nie erkennen ließ, ob sie ihn zärtlich ansah oder herausfordernd musterte. Vielleicht auch abschätzend. Es war ein Blick, der Fawn verletzlich zeigte und begehrenswert zugleich.
    Sie hatte die Hand gehoben, als wolle sie mit den Fingerspitzen über sein Gesicht streifen und sehnsüchtig seine Lippen berühren, doch sie ließ den Arm unverrichteter Dinge wieder sinken.
    Offenbar schreckte sie vor ihren eigenen Gefühlen zurück.
    Es geht ihr keinen Deut anders, erkannte Marc triumphierend. Wenn Fawn Terra verlässt, wird sie mich mitnehmen.
    Hatte er Angst davor, das eigene Menschsein wegzuwerfen? Nicht, wenn er dafür diese Frau gewann – und mit ihr die Unsterblichkeit.
    Den Schritt hin zur Vergeistigung würde die Menschheit ohnehin eines Tages tun. Viele waren schon in ES aufgegangen. Bewusst hatte Marc in den letzten Tagen Infodateien über die Konzepte studiert, zwei und mehr Bewusstseine in einem gemeinsamen Körper, jedes mit seinen ureigenen Stärken und Schwächen. Eine Vision, die er als geglückt ansah.
    Wie mag es sein, wenn Fawn und ich uns einen Körper teilen?, dachte er bebend.
    Ihre Stimme schreckte ihn auf.
    „Wir wussten, dass unsere Nähe nicht ewig währen kann, Marc. Das haben wir von Anfang an akzeptiert."
    Fawns Worte prallten von ihm ab, als habe er sich mit einem Schutzschirm umgeben. Zumindest in dem Moment wollte er das nicht hören.
    „Der Nukleus hat eine Aufgabe zu erfüllen, Marc, und ich bin und bleibe ein Teil von ihm. Vergiss nicht, dass ich zwanzig Jahre vor deiner Geburt gestorben bin ..."
    „Für mich bist du höchst lebendig."
    Das klang trotzig. Marc London schimpfte sich einen Narren, dass er so reagierte. Er hatte vorausgesehen, was Fawn sagen würde, hatte sich seine Argumente zurechtgelegt, eins neben dem anderen griffbereit, aber nun stand er da ... und statt sich als Kosmopsychologe zu bewähren, verfluchte er die Kolonne und fragte sich, wann endlich auch das letzte Individuum gegen die Mächte des Chaos aufstehen würde ...
    „Du hast dich in ein Bild verliebt, Marc, in das, was ich einmal gewesen bin, aber nie wieder sein kann."
    Fawn war nur eine Handspanne kleiner als er, einen Meter einundachtzig, und schlank wie ein Blue. Die Strenge, die jetzt ihr Gesicht beherrschte, wirkte aufgesetzt.
    Weil sie ebenso fühlt wie ich, erkannte Marc. Sie umgibt sich mit einem Panzer und erfüllt ihren Teil der Aufgabe,
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