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2444 - Vor der Finalen Schlacht

Titel: 2444 - Vor der Finalen Schlacht
Autoren: Unbekannt
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Pyk nickte und schwieg. Er hatte keine Lust, sich vom Ethiker in eine Diskussion verstricken zu lassen.
    Xarauffe war ein Spitzel und Denunziant, der jegliche Abweichung von der offiziellen Lesart der Kolonnen-Richtlinien an seine Vorgesetzten weitermeldete und so Karriere zu machen hoffte.
    Konzentriert widmete sich Gastain Pyk der Sichtung der Schäden an der gegnerischen Einheit. Die Außenhaut des Schiffs wirkte ... verbrannt. Teile der seltsam rauen Oberfläche waren abgeblättert. Blankes Metall schillerte darunter hervor.
    Die holografischen Aufnahmen und die Datenkonvolute fanden allmählich zu einem sinnvollen Zueinander.
    Seltsam.
    Die PLURAPH hatte zu keiner Zeit der Verfolgungsjagd einen Schutzschirm hochgefahren – und dennoch dem konzentrierten Beschuss mehrerer TRAITOR-Einheiten standgehalten.
    Und es gab eine Auffälligkeit, die dem eigenen Schiffsgehirn – aus welchen Gründen auch immer – als unbedeutend erschien: Die PLURAPH zeigte Merkmale eines Kolonnens-Schiffs.
     
    *
     
    Sie schlossen die Angriffsformation.
    Im Inneren einer Kugelform mit der Ausdehnung von mehreren Lichtsekunden trieb ihr Feind dahin. Unfähig, zu reagieren. Unwillig, zu kapitulieren.
    Prostoph’Tyn, der Geschwaderkommandant, ließ den Angriffs-Countdown abkürzen. Er hatte das Spiel lange genug mitgemacht und mit den unerfahreneren Kommandanten seiner kleinen Flotte Manöverkritik betrieben. Nun verlor er offensichtlich die Geduld und wollte die Sache zu einem Abschluss bringen.
    Gastain Pyk legte ihm ein zusätzliches Bildbulletin auf den virtuellen Arbeitstisch. Es bestätigte alle Grobberechnungen von Zuzulo G’yo und kam lediglich in zwei Nebenaspekten zu abweichenden Ergebnissen.
    Er blickte sich in der Zentrale um – und sah Langeweile. Die Morgoth’Daer und Guschkar warteten auf ein Ende der Jagd, auf den Gnadenschuss für ihr Opfer. Es wurde Zeit, zum Stützpunkt des Sektor-Flottenkommandos zurückzukehren.
    Gastain fühlte bleierne Müdigkeit.
    Die gesamte Besatzung hatte Doppelschichten gefahren, um den Ernstfall einer Schlacht gegen einen gleichwertigen Gegner zu simulieren. In wenigen Minuten konnten sich Zuzulo und er in die Schwitzkabine zurückziehen, die Temperaturregler aufs Maximum hochfahren und im gemeinsamen Aalungslager für ein paar Stunden Ruhe und Erleichterung finden.
    „Strukturerschütterungen!", gab das Schiffsgehirn bekannt.
    „Wir bekommen Besuch", fügte Zuzulo G’yo verwundert hinzu. „Es handelt sich um Fremdeinheiten."
    Geschwaderkommandant Prostoph’- Tyn löste einen Kleinen Alarm aus. Er ließ die Potenzialwerfer justieren.
    Leitsysteme griffen nach nahe stehenden Sonnen und tasteten deren Gravo-Potenzial ab. Die Theoreme für den Hyperbarie-Linseneffekt wurden errechnet und in einen Initiationszyklus übernommen, sodass bei Bedarf in Windeseile auf den Gravo-Effekt Rückgriff genommen werden konnte.
    Der Potenzialwerfer entwickelte binnen einer tausendstel Sekunde die gebündelte Kraft eines Neutronensterns und spiegelte sie auf ein gewünschtes Ziel. Wenn das Ziel nicht exakt getroffen wurde, machten die Sekundäreffekte den Schuss dennoch zum Erfolg: Gravitationswellen breiteten sich aus und pressten das Ziel zu einem Nichts zusammen.
    Manche Geschützoffiziere legten Wert darauf, das Ergebnis ihrer Arbeit zu sehen, und zielten ein wenig am Gegner vorbei. Mit ein wenig Glück konnte man wunderschöne Explosionsblumen erzeugen, prächtige, bizarre Objekte, von der Gravitationswucht verformt.
    Gastain Pyk betrieb einen illegalen Handel mit seiner stattlichen Bildersammlung, die er in Falschfarben überzeichnet und veredelt hatte. Diese kleinen Kunstwerke zeigten partielle Implosionen, zerreißendes, zerschmelzendes oder erkaltendes Metall. Besonders beliebt waren detaillierte Nahaufnahmen, in denen davonwirbelnde Körperteile oder Blutwolken zu sehen waren.
    Prostoph’Tyns leidenschaftslose Stimme riss ihn in die Gegenwart zurück. Gastain arbeitete Zuzulo zu, fasste die Sondierungsergebnisse der anderen Traitanks zusammen. Sechs Sekunden waren seit dem Erscheinen der Feindeinheiten vergangen. Der Kommandant gab Befehl, auch die sekundären Waffensysteme zu aktivieren und zugleich die Schutzschirme redundant zu verstärken. So unbeherrscht und ungerecht er manchmal sein mochte – im Kampf zeigten sich seine Qualitäten. Er blieb ruhig, behielt stets die Übersicht und erfasste intuitiv die Absichten seiner Gegner, um in Blitzesschnelle dagegen vorzugehen.
    „Cypron",
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