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2424 - Die Thermodyn-Zentrale

Titel: 2424 - Die Thermodyn-Zentrale
Autoren: Unbekannt
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zurückwarf, ein verschwommenes Bildmuster, das Dathuel wie eine eingeleitete molekulare Auflösung erschien.
    Die Gliedmaßen standen nach allen Seiten ab, als hätte ein heftiger Wirbel sie abgeknickt.
    Dathuel spürte Trauer. Das wahre Wesen hatte noch versucht, der äußeren Hülle zu entkommen. Nackt und bloß, halb aus dem Stamm herausgeschlüpft, lag es nun da, schrecklicher verrenkt als die Astglieder.
    Langsam ließ sich der Thermodyn-Ingenieur in die Hocke nieder und tastete mit beiden Händen über den zerbrochenen Körper hinweg.
    Er sah mit letzter Gewissheit, dass sein Untergebener erschossen worden war.
    Hinter der nächsten Einmündung lag ein zweiter Tefta-Raga. Auch dieser lebte nicht mehr.
    Abanathan Seg Dathuel verstand, dass etwas Undenkbares geschehen sein musste. Kein Thermodyn-Ingenieur und kein Tefta-Raga hätte einen anderen getötet – dieses Unheil konnte nur von außen gekommen sein.
    Die Transportkapsel war demnach doch nicht leer eingetroffen, wie die Tefta-Raga geglaubt hatten. Sie hatte vielmehr etwas Schreckliches an Bord gebracht.
    Dathuel ging weiter. Mit allen Sinnen lauschte er und benutzte sogar den Sinnesverstärker. Vor ihm öffnete sich der Hangar. Im Hintergrund, ohne Hilfsmittel für ihn nur schemenhaft vage wahrnehmbar, stand die Transportkapsel.
    Zutiefst erschüttert fragte sich Dathuel, ob überhaupt einer seiner Untergebenen mit dem Leben davongekommen war. Und er selbst – würde er das nächste Opfer sein? Er hatte keine Angst, zu sterben, aber er fürchtete den Moment, in dem SIAH unbeaufsichtigt zurückbleiben würde.
    Intensiv musterte er die Schallreflexionen der Halle, und er nutzte den elektromagnetischen Sinn, der über die organischen Rezeptoren seiner Schläfen und der Halsseiten wirkte.
    Dathuel glaubte, etwas zu spüren ...
    ... doch dieses Etwas entzog sich seinem Zugriff. Ohne darüber nachzudenken, aktivierte er sein Intra-Auge, und den Bruchteil einer Terz später brach das Energiegefüge der Halle auf.
    Etwas materialisierte.
    Dathuel sah die heranbrandende Energie; sie flutete nach allen Seiten auseinander, wurde zurückgeworfen und verdichtete sich im Zentrum zu einem hellen Lodern. Urplötzlich war da ein Schemen, groß und düster, eine Gestalt, die sich zu strecken schien und zwei kräftige Flügel in die Höhe stieß – ein Wesen von atemberaubender Perfektion.
    Dathuel taumelte. Ohne es zu wollen, hatte er den Atem angehalten. Benommen schüttelte er den Kopf, massierte sich mit den Fingern die Hals-Rezeptoren, aber davon wurde nichts besser.
    Neben dem Geflügelten stand ein Roboter. Diese Maschine, stellte Dathuel fest, schien gut um die Hälfte größer zu sein als er selbst. Vielleicht ein Leibwächter, aber er konnte kaum darauf achten. Seine Wahrnehmungen verwischten; er glaubte, eine Stimme zu hören, die in ihm selbst entstand, die zu ihm redete, und es waren stille, schmeichelnde Worte ...
    Immer noch stand der Geflügelte vor dem strahlenden Hintergrund, aber sein Schattenriss war um vieles kräftiger geworden – und in dem Moment erkannte Abanathan Seg Dathuel, was in SIAH geschah.
    Der Eindringling war ein Terminaler Herold, ein Würdenträger der terminalen Kolonne TRAITOR.
    Die Erkenntnis berührte ihn kaum noch. Dathuel hörte diese wohlklingende kräftige Stimme, die melodischen Worte in einer ihm fremden Sprache, die ihn tief in seinem Innern anrührten. Sie entstanden in ihm.
    Sie beherrschten ihn.
     
    *
     
    Das alles war wie ein unwirklicher böser Traum.
    Der Thermodyn-Ingenieur schritt neben dem Geflügelten her, obwohl er stehen bleiben wollte. Er wollte sich herumwerfen und fliehen.
    Aber er konnte nichts von alldem.
    Sie verließen den Hangar, tauchten ein in die endlosen Korridore der Thermodyn-Zentrale, und Dathuel fragte sich in purer Verzweiflung, wieso er sich dem nicht entzog.
    Er stand im Begriff, alles zu verraten, wofür er lebte. Indem er den Terminalen Herold führte, überantwortete er SIAH den Mächten des Chaos.
    Tief in ihm erklang ein schallendes Lachen. Es war voll Spott und Ironie, und es ließ Dathuel erschaudern. Ungläubig fragte er sich, wie es jemals so weit hatte kommen können.
    Dann standen sie vor der Schaltzentrale, die sich an der Peripherie der Station entlangzog, weit entfernt von dem Feldvariablen Thermodyn-Multiplexer. Entsetzt verdrängte der Ingenieur diesen Gedanken: Er durfte den Geflügelten nicht auf Dinge aufmerksam machen ...
    Glaubst du wirklich, wir wüssten nicht um die
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