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2412 - Das Wasser von Aar

Titel: 2412 - Das Wasser von Aar
Autoren: Unbekannt
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werden es sein", antwortete Bull. „Wir werden daran keinen Anstoß nehmen."
    Knurrend machte sich der Oberstleutnant auf den Weg. „Vielleicht noch Fächelmädchen gefällig, Rosenblätter und Walzermusik?"
    Ranjif Pragesh wirkte nun doch leicht nervös. Am Rand des Turbans zeichneten sich fein glitzernde Schweißperlen auf der dunklen Haut ab. Bull konnte es ihm nicht verdenken; er gab praktisch das Schiff aus der Hand, „einfach so". Gegen jede militärische Regel und erst recht gegen den gesunden Menschenverstand.
    Aber genau darum ging es ja.
     
    *
     
    Nach zwanzig Minuten betraten sechs Aarus, begleitet von Kramanlockys Raumsoldaten, die Kommandozentrale.
    Selten begegnete man einem der Haiartigen persönlich. Umso beeindruckender war deshalb der ungewohnte Anblick, noch dazu gleich der einer ganzen Gruppe.
    Ihre Vorfahren, die im Wasser gelebt hatten, mussten den terranischen Hammerhaien geglichen haben. Die Aarus waren zwischen 2,20 und 2,30 Metern groß und mindestens drei Zentner schwer. Ihre Schulterbreite maß über einen Meter. Aus Flossen hatten sich ihre Gliedmaßen gebildet, wobei sie sich an Land wegen der kurzen Beine nur schwerfällig bewegen konnten.
    Nach wie vor waren sie am besten an ein nahezu schwereloses Leben angepasst und besaßen keine stabilen Knochen, sondern Gräten. Gingen sie aufrecht und unter größeren Schwerkraftverhältnissen, trugen sie deshalb als technisches Hilfsmittel individuell angepasste flexible Exoskelette, in die auch Gravoneutralisatoren integriert waren. Außerdem trugen sie zur schnelleren Fortbewegung außerhalb des Wassers eine Art Rucksack: Portensoren mit präzise regelbarem Antrieb.
    Insofern hatten die sechs Aarus keine Mühe, sich an terranische Bedingungen anzupassen. In Kampfanzüge gekleidet und mit schwerer Bewaffnung präsentierten sie sich äußerst martialisch.
    Kein Wunder, dass der Leiter der Schiffsverteidigung ein unglückliches Gesicht machte.
    Aarus galten bei Außenstehenden allgemein als kühl und unnahbar; diese hier machten keine Ausnahme. Das tiefe Schweigen und Anstarren, das ihr Erscheinen auslöste, schien sie nicht im Mindesten zu berühren. Da sie alle dieselben grüngrauen Monturen und Kombiwaffen trugen, waren sie für Menschen nicht voneinander zu unterscheiden.
    Reginald Bull ging ihnen entgegen und verharrte, als sich ein Aarus ihm zuwandte. „Wir wissen, woher wir kamen", begann der Minister.
    Die schwarz glänzenden Augen des Haiartigen zeigten keinerlei Regung.
    Die wulstigen Lippen seines Mundes öffneten sich und entblößten dreizackige, messerscharfe Raubfischzähne.
    Allein diese waren schon tödliche Waffen. „Und wir wissen, wohin wir gehen", setzte er in rauem Interkosmo fort.
    „Aus dem Meer kommen wir ..."
    „... und ins Meer kehren wir am Ende zurück."
    Der Minister trat mit einladender Geste zur Seite und gab den Weg frei. „Bitte."
    „Achtung", erklang die tiefe Stimme des Kommandanten. „Alle zurücktreten von den Kontrollen, niemand fasst mehr etwas an."
    Obwohl viele – vermutlich alle – damit nicht einverstanden waren, erhoben sie sich schweigend und ohne zu zögern und nahmen hinter ihren Sitzen Aufstellung. Auch Ranjif Pragesh stellte sich hinter seinen Sessel.
    Die Aarus verteilten sich in der Zentrale und machten sich an die Arbeit.
    Nacheinander prüften sie sämtliche Kontrollen und analysierten irgendetwas mit tragbaren Geräten, auf denen sich Messergebnisse in rasendem Tempo abspulten.
    Der Unsterbliche kehrte zum Kommandanten zurück und lächelte ihn aufmunternd und beruhigend zugleich an. Oberst Prageshs beherrschtes Gesicht verriet nicht, was in ihm vorging.
    Lediglich eine Bartspitze zitterte leicht. Aber Bull brauchte kein Telepath zu sein, um zu wissen, was der Kommandant dachte. Unbefugte machten sich an seinem Schiff zu schaffen. Sie nahmen undurchsichtige Prüfungen vor und setzten unbekannte Geräte ein, die womöglich gewaltigen Schaden anrichteten oder Daten stahlen, Manipulationen vornahmen und ...
    Eine halbe Stunde lang durfte sich niemand rühren. Schon nach zehn Minuten wurde das ungeduldige Scharren mit den Stiefeln zusehends lauter, und vor allem den temperamentvollen Ertrusern fiel es immer schwerer, den Mund zu halten und tatenlos zusehen zu müssen.
    Die Aarus störte das nicht im Geringsten. Die Haiartigen schienen die Riesen nicht einmal zu bemerken, obwohl die Ertruser noch größer und breiter in den Schultern waren. Mit gelassenen Bewegungen, die niemals
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