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2412 - Das Wasser von Aar

Titel: 2412 - Das Wasser von Aar
Autoren: Unbekannt
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Jahren zur Ruhe gekommen und gestärkt daraus hervorgegangen.
    Das gehörte dazu, wenn man ganz oben in den Rängen mitspielte – man machte schreckliche Erlebnisse durch und lernte dunkle Seiten kennen. Die Belastungen gingen bis an die Grenze und manchmal darüber hinaus.
    Bré Tsinga war vom anderen Ende zurückgekehrt, was nicht vielen gelang.
    Aus diesem Grund hatte Reginald Bull ausdrücklich ihre Begleitung bei dieser Mission verlangt und ihr kaum eine Möglichkeit gelassen, abzulehnen. Obwohl sie das Rampenlicht nach wie vor scheute; doch dem unsterblichen Residenz-Minister für Verteidigung konnte man schlecht etwas abschlagen. Ganz abgesehen von seinem Charme, den er gezielt einzusetzen wusste. Und der selbst bei einer abgebrühten Psychologin seinen Eindruck hinterlassen musste, wenn er auf Freundschaft zielte.
    Es war nicht ihre erste gemeinsame Reise, der Umgang miteinander vertraut und offen. Das war das Angenehme daran.
    Bull aktivierte die Holoramen mittels der Bedienelemente, die in den Tisch eingelassen waren. Mit dem dampfenden Becher in der Hand ging er so dicht wie möglich an den leicht um ihn gewölbten Ausblick. So fühlte er sich mittendrin im Geschehen.
    Fran Imith setzte sich zu Bré Tsinga, und die beiden unterhielten sich leise im Hintergrund.
    Bull konnte sie hören, obwohl er weit weg von ihnen war, mitten im Nebel.
    Der Carina-Nebel, einhundert Lichtjahre im Durchmesser. In seinem Zentrum lag Eta Carinae, der Hauptstern des Nebels: ein veränderlicher, massereicher Dreifachstern. Während Bully auf die Monitoren vor ihm blickte, erkannte er einen kleinen dunklen Fleck in Form eines Schlüssellochs in der hellsten Region des Nebels. Irgendwie symbolisch, empfand der Unsterbliche. Schließlich gedachte er, ein Schloss zu öffnen und damit gleichzeitig ein anderes zu verschließen.
    Zwei blaue Sterne und ein Neutronenstern ergaben einen Leuchtkräftigen Blauen Veränderlichen, kurz LBV genannt; eine unglaublich strahlende Kerze, die an beiden Seiten brannte, in wenigen Millionen Jahren zur Supernova explodieren und in einem Schwarzen Loch enden würde. Eine enge zeitliche Determination in kosmischen Maßstäben, die wiederum als Analogie zum derzeitigen Status quo für die Milchstraßenvölker diente.
    Die Begrenzung und der drohende Untergang konnten mit wenigen schaudererweckenden Schlagworten zusammengefasst werden: Terminale Kolonne, Negasphäre.
    Reginald Bull trank still seinen Kaffee, während er den wundervollen Nebel betrachtete. Denn es gab nicht nur den sichtbar nahen Tod dort draußen, sondern auch Leben, offene Sternhaufen und Gebiete, in denen Sterne entstanden. Eine ständige Bewegung, Werden und Vergehen.
    Wir werden dafür sorgen, dass all dies noch ein bisschen länger existiert, dachte er.
    Am linken unteren Bildausschnitt war die Position der LEIF ERIKSSON II angegeben. Bull beobachtete Eta Carinae aus dem Querbor-Sektor, der etwa fünfzig Lichtjahre durchmaß.
    Der gleichnamige Blaue Riese schickte sein Licht durch den Carina-Nebel über 3522 Lichtjahre weit nach Terra.
    Weit genug vom Auge des Feindes entfernt, hoffte Bull.
    Kam da ein Gefühl der Erhabenheit auf? Verbunden mit der Empfindung, selbst ganz klein zu sein? Gewiss. Die Menschen maßten sich an, kosmischen Mächten die Stirn zu bieten, welche die Geburt dieses Blauen Riesen und des Nebels gesehen hatten. Mit nichts weiter als einer kleinen Menge an Technik unterm Hintern und der unverfrorenen Frechheit im Gemüt, sich für das Maß aller Dinge zu halten.
    Winziges Leben, eine Mikrobe nur, vor gerade zehn Sekunden entstanden.
    Na gut, vielleicht war es auch schon eine Minute her.
    Aber wahrscheinlich war gerade das ihr Vorteil: Ein Virus beispielsweise konnte das Leben auf einem ganzen Planeten auslöschen, da es beweglich war, schnell anpassungsfähig, zur Mutation bereit. So unscheinbar, dass man es mit normalen Mitteln nicht sehen und noch weniger greifen konnte.
    War die Menschheit ein Virus – übrigens noch eine der „schmeichelhafteren" Bezeichnungen, die andere Völker für sie bereithielten –, so würde sie den Chaosmächten zumindest eine ordentliche Grippe spendieren.
    Werden wir unserem schlechten Ruf gerecht und retten die Galaxis!
     
    *
     
    Reginald Bull hatte den Becher gerade geleert, als Bré Tsinga an seine Seite kam. Sie war um eine Winzigkeit größer gewachsen, aber im Vergleich zu ihm nur eine halbe Portion. Er mochte es sowieso, von großen Frauen umgeben zu sein, deshalb war
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