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24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch

24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch

Titel: 24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch
Autoren: Diana Hrsg Steinbrede
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springt vielleicht Maries kleiner Bruder Felix an, aber sie sicher nicht mehr.
    Marie seufzt in ihr Kissen. Wieso kann Weihnachten nicht im Sommer sein? Das wäre viel lustiger. Dann ginge sie gern mit auf den Markt. So aber würde sie am liebsten liegen bleiben, Plätzchen essen und fernsehen.
    Sie gähnt laut.
    „Ah, da bist du, Mariechen“, sagt Mama.
    Mist.
    „Wenn wir uns nicht beeilen, verpassen wir noch den Chor.“
    Den hatte Marie total vergessen. Oder verdrängt. Jedes Jahr beginnt er mit „Lasst uns froh und munter sein“. Und Mama und Papa grölen aus voller Kehle mit. Alle Blicke richten sich dann auf sie, und Marie kann so unbeteiligt tun, wie sie will,es wissen doch immer alle, dass sie dazugehört. Stichwort: Pudelmützen.
    Marie stellt sich schlafend, aber Mama nimmt ihr die Decke weg. Es hilft nichts, Marie muss mit.
    Lustlos zieht sie sich die Jacke an und schlurft hinter Mama, Papa und Felix aus dem Haus.
    Beim Bäcker biegen sie in die Fußgängerzone ein.
    Moment mal! Stand im Schaufenster nicht immer ein aufblasbarer Weihnachtsmann? Marie schaut genau hin. Keine Spur von der rot-weißen Plastikpuppe.
    Seltsam.
    Mama, Papa und Felix scheint gar nicht aufzufallen, dass die Straße überhaupt nicht weihnachtlich aussieht. Sie laufen schnurstracks am ersten Stand vorbei. Hier gibt es Lebkuchen. Letztes Jahr hat Papa Marie einen mit der Aufschrift „Mein Herzchen“ geschenkt, und Marie wollte ihn gar nicht essen. Drei Tage später hat sie ihn doch verputzt. Bis auf den letzten Krümel.
    Von Krümeln diesmal keine Spur. Statt der Herzen liegen dicke, saftige Melonen im Schaukasten!
    Marie schüttelt den Kopf. Was ist denn das für eine blöde Idee, am 3. Dezember Melonen zu verkaufen?! Aber immer noch besser als die Badehosen, die der nächste Händler anbietet! Quietschbunt, mit Seepferdchen und Muscheln drauf.
    Eins weiter schmiert sich ein älteres Ehepaar gegenseitig Sonnencreme ins Gesicht. Weiß wie Schneemänner sind sie, aber da hört die Ähnlichkeit schon auf: Mit ihren geblümten Hemden sehen die beiden aus, als warteten sie auf den nächsten Flug in die Karibik.
    Und niemand wundert sich darüber!
    „Autsch“, beschwert sich Felix. Marie hat ihn beinahe über den Haufen gerannt. „Hinten anstellen.“

    Marie erkennt den Stand. Eine Zuckerwatte kann sie jetzt wirklich gebrauchen. Sie wartet, bis Felix zur Seite tritt … und schaut auf etwas, das ganz und gar keine Zuckerwatte ist.
    „Möchtest du einen Rollmops am Stiel?“, fragt die Verkäuferin und fuchtelt Marie mit dem Ding vor der Nase herum.
    Wie eklig ist das denn?! Zuckerwatte will Marie! Süße, klebrige, knisternde Zuckerwatte, und keinen schleimigen, stinkenden Fisch.
    Mama kommt mit einem Stück Melone angelaufen. Der rote Saft tropft auf ihren neuen Bikini. Papa trägt jetzt eine Badehose, die tausendmal schlimmer ist als jede Mütze, die Oma häkeln könnte. Felix beißt herzhaft in seinen Rollmops. Bäh! Das ältere Ehepaar von eben kommt mit weiß verschmierten Händen auf Marie zu. Der Chor fängt zu singen an: „Eincremen, eincremen, eincremen!“
    Hilfe! Sind denn hier alle total plemplem?
    Marie wird schwindelig. Sie fällt und …
    „Ah, da bist du, Mariechen“, sagt Mama.
    Wo?
    Marie schaut sich um. Da sind der Wohnzimmertisch, der Fernseher und das Sofa, auf dem Marie sich gerade noch versteckt hat. Jetzt liegt sie davor.
    Marie steht auf.
    „Beeilung, Mama!“, ruft sie in die Küche. „Ich muss unbedingt was rausfinden!“
    Schnell zieht sie sich ihre Jacke an und springt vor Mama, Papa und Felix aus dem Haus. Beim Bäcker sieht sie schon von Weitem den Weihnachtsmann im Schaufenster stehen.
    Erleichtert atmet Marie auf.
    Sie nähert sich dem ersten Stand, kneift die Augen zu und zählt.
    Eins.
    Zwei.
    Drei.
    Sie macht die Augen auf.
    Lebkuchen!
    Nebenan verkauft der Händler Krippenfiguren, und wenn Maries Nase nicht vollkommen verrückt spielt, duftet es nach gebrannten Mandeln, Magenbrot und Zuckerwatte.
    Kein Fisch weit und breit.
    Vor Maries Augen segelt eine weiße Flocke zu Boden. Und noch eine.
    Vielleicht ist Weihnachten im Winter doch nicht so übel? Zum Glück hält die grüne gefütterte Jacke schön warm.
    Marie zieht Mama und Papa weiter. Gleich fängt der Chor an. Und Mama und Papa werden mitsingen. Marie wird einfach so tun, als kenne sie die beiden Schreihälse nicht. Sie wirft einen Blick auf Mamas Kopf. Dort sitzt eine von Omas selbst gehäkelten Pudelmützen. Und die andere?
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