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24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition)
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
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fo­to­gen.«
     

Re­gi­na Schle­heck
     
    Ins Auge
     
    Scho­ko­la­den­fin­ger an dem bei­ge­far­be­nen Au­to­sitz. Was gab es heu­te schon wie­der?
    Ko­ko­ka­de­keu­sel­bot, sagt Schnuckel­chen.
    Und das um kurz vor sechs. Abend­brot­zeit! Wo die alte Hexe ge­nau weiß, dass ich nach der Ar­beit noch nichts ge­ges­sen hab. Klar, für mich tut’s eine Stul­le al­lein am Schreib­tisch auch. Ich muss nicht mehr wach­sen.
    Nie gab's Scho­ko­la­den­streu­sel früher. Nur ein­mal, in Hol­land, bei dem Ur­laub mit die­sen Freun­den. Wie schön, hieß es, da hast du doch je­mand zum Spie­len. So alt wie du. Die dum­me Pute, die mei­ner Pup­pe Kla­ra ein Auge ein­ge­drückt hat. 
    Stell dich nicht so an, hieß es. Es war ihr pein­lich vor ih­ren Freun­den.  
    Die Scho­ko­la­den­streu­sel ka­men von den Dum­me­pu­te­el­tern. Bei der Hexe gab’s das nie.
    Nie wie­der sind wir mit den Freun­den ge­fah­ren. Gleich nach un­se­rer An­kunft zu Hau­se wur­de ich übers Bett ge­legt, und dann gab’s Gür­tel. Vom Büt­tel. Da­bei war dem Auge von der Pute gar nix pas­siert. Nur ein Rie­sen­ge­schrei hat sie ge­macht.
    Schnuckel­chens Hän­de sind jetzt sau­ber. Brau­ne Schlie­ren auf dem Bei­fah­rer­fens­ter. Ich has­se Put­zen. Heu­te Abend Schreib­tisch.
    Wol­len wir was es­sen, Schnuckel­chen? Wir bei­de?
    Schnuckel­chen guckt durch das brau­ne Schlie­ren­fens­ter. Bin satt.
    Ra­benaas . 
    Kommt von Ra­ben mut­ter . Die­se alte Hexe mit dem einen Auge, das sie auf Schnuckel­chen ge­wor­fen hat. 
    Später, am Schreib­tisch, kommt sie na­tür­lich doch.
    Hun­ger!
    Du woll­test nix.
    Kul­ler­au­gen. Hun­ger!
    Au­gen­blick!
    Ich schmie­re ihr eine.
    Sie schüt­telt den Kopf. Ko­ko­ka­de­keu­sel!
     
    Du kannst mich mal! Ich zie­he Schnuckel­chen vom Bett und schicke sie mit ei­nem Klaps aus dem Zim­mer. Auf der Schwel­le bleibt sie ste­hen. Guckt böse.
    Oma ge­hen!
    Ich pres­se bei­de Au­gen zu, drücke die rech­te Faust an die Schlä­fe. Zer­re Schnuckel­chen ins Kin­der­zim­mer, schub­se sie aufs Bett. Lisa guckt mich stra­fend an. Aber Schnuckel­chen muckt nicht. Sie schnappt sich Lisa. Dreht mir den Rücken zu. Drückt Wut in sich rein.
    Mor­gen Oma!, sagt sie zu Lisa. 
    Ich ma­che die Tür fest zu. Im­mer hat die Hexe die Tür fest zu­ge­macht. Und wenn ich lei­se, lei­se die Klin­ke vor­sich­tig her­un­ter drück­te, um einen schma­len Licht­strei­fen in mein Zim­mer zu las­sen, dann hat­te sie hin­ter der Tür ge­lau­ert, und es gab Gür­tel vom Büt­tel.
    Schie­be Stul­le am Schreib­tisch in mich rein. Wut in den Bauch.
    Ich hab’s noch im Ge­fühl, erst so weich und dann das Knacken, un­hör­bar, nur spür­bar. Bei der dum­men Pute hat’s nicht ge­knackt, als ich ihr die Dau­men aufs Auge ge­drückt hab. Vor lau­ter Ge­schrei hät­te man’s auch gar nicht hören kön­nen. Aber ge­fühlt hät­te ich’s. Bei der al­ten Hexe hab ich’s ge­fühlt. Sie war ge­ra­de ein­ge­schla­fen, da hab ich mei­ne Zim­mer­tür lei­se, lei­se auf­ge­macht. Kein Licht­streif fiel mehr rein. Sie sah ganz fried­lich aus. Aber ihr Schnar­chen ver­riet sie. Der Büt­tel schnarch­te noch lau­ter. Da hab ich ih­nen die Gür­tel heim­ge­zahlt. 
    Jetzt rächt sie sich, in­dem sie mir Schnuckel­chen weg­nimmt.
    Lei­se, lei­se öff­net sich die Tür hin­ter mei­nem Rücken. Schnuckel­chen steht da. Dies­mal ist sie nicht al­lein. Sie hat Lisa mit­ge­bracht. Lisa glotzt mich böse aus ei­nem blau­en Glas­au­ge an.
    Das an­de­re ist ein­ge­drückt.
     
     

Alex­an­der Drews
     
    Das Be­kennt­nis
     
    Ich gehe oft zu Pros­ti­tu­ier­ten.
    Ich weiß, dass das nie­mand von mir er­war­ten wür­de.
    Aber ich habe mei­ne Grün­de:
    Wir woh­nen in ei­nem klei­nen Ort nahe ei­nes großen Wald­ge­bie­tes, durch das eine Bun­des­straße führt. Links und rechts zwei­gen zahl­rei­che klei­ne Wald­we­ge ab, und fast an je­dem vier­ten Weg steht so ein Wohn­mo­bil, nett auf­ge­macht, mit Herz­chen­gir­lan­de, blin­ken­dem Schnick­schnack, Fuß­mat­te und Tritt vor der Tür. Es gibt rei­che Aus­wahl, und die brau­che ich auch. Leu­te, die sich emo­tio­nal so an eine Pros­ti­tu­ier­te bin­den, dass sie stets die glei­che Frau auf­su­chen, habe ich nie
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