Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2386 - Die Diskrete DomÀne

Titel: 2386 - Die Diskrete DomÀne
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Feuer zum Brennen. Decken, Besteck und Holzteller wurden herumgereicht, Frischfleisch und Gemüse auf Spieße gesteckt. In einem riesigen Topf köchelte es bereits.
    Wie kam es, dass immer mehr Telomon aus der Nebelwand der Mesoport-Weiche auftauchten? Mit verzücktem Gesichtsausdruck schnüffelten sie in der Luft, packten ihre Siebensachen aus und gesellten sich laut schnatternd zu den Dörflern.
    Ich gesellte mich zu Synge. Sie schnippelte Wurzelwerk in ihren riesigen Topf, zwinkerte mir lächelnd zu und fuhr schließlich mit todernstem Gesichtsausdruck fort, als hätte sie das wichtigste Amt in Enduhaim inne. „Wie kommt es, dass Enduhaim ausgerechnet jetzt so gut besucht wird?", fragte ich.
    „Ich habe Gerüchte in Umlauf gebracht", gab sie ohne Verlegenheit zur Antwort. „Etwa an deine Verwandten?"
    „Unter anderem. Ich dachte mir, dass es heute etwas zu feiern geben wird."
    „Bin ich denn so leicht zu durchschauen?"
    „Ja." Ungeduldig deutete sie auf einen Riesenberg Gemüse, der wie durch Zauberhand herbeigeschafft worden war. „Jetzt sei gefälligst ruhig und hilf mir bei der Arbeit. Dann bekommst du auch einen zweiten Teller vom Canjou.
     
    19.
     
    Ama Zurn setzte sein Vorhaben mit der gebotenen Vorsicht um. Die Zapfstrahlen arbeiteten auf niedrigem Niveau, um nicht das Interesse der Tad de Raud zu wecken.
    Es gereichte den Telomon zum Vorteil, dass ihre Feinde die Gulver-Welten zu Tabu-Planeten erklärt hatten. Die seltsame Lethargie-Strahlung setzte ihnen so stark zu, dass sie die Einreise ins System tunlichst mieden.
    Tage vergingen, schließlich Wochen.
    Immer wieder begleitete Alexim den Aktivierungswächter nun in die seltsame Untergrundwelt der Lemurer. Am Füllstand der Speicher tat sich kaum etwas.
    Mühsam kroch die Anzeige von Hundertstelpunkt zu Hundertstelpunkt. „Es ist alles in Ordnung", meinte Ama Zurn. „Ich sagte doch, dass es länger dauern würde."
    Am 31. Tag zeigte das Messgerät ein Prozent Füllungsgrad an.
    Alexim atmete tief durch. „Es wird Jahre dauern, bis die Speicher voll sind."
    „Ja."
    „Müssen wir bis zum letzten Moment warten, um die Flutung des Psionischen Netzes durchzuführen?" All die seltsamen Worte kamen ihm nun leichter über die Lippen. Alexim hatte eine Menge von Ama Zurn gelernt. „Erst ab fünfundneunzig Prozent hat ein Aktivierungsimpuls für das Mesoport-Netz Sinn."
    „Wir müssen uns also in Geduld üben."
    Alexim atmete tief durch. „Es fällt einem schwer, ruhig zu bleiben, während das System immer öfter versagt und gleichzeitig immer mehr Verbände der Tad de Raud Jagd auf uns machen."
    „Ich weiß."
    Obwohl er kein Gefühl in seiner Stimme mitschwingen ließ, empfand der Aktivierungswächter Emotionen wie jeder Telomon. Fast jeden Tag pilgerte er zur Grabstätte, in der Dendio Bauchels sterbliche Überreste lagen. Wenn er sich unbeobachtet fühlte, führte er ein leises Zwiegespräch mit dem Toten, klagte ihm mit unbeholfenen Worten sein Leid. Von seiner Schwierigkeit, Emotionen richtig zu verarbeiten.
    Immer wieder, in den unmöglichsten Augenblicken und an den seltsamsten Orten, unterbrach er seine Arbeit und entschuldigte sich für Mainos Tod.
    Alexim wüsste all das. Und er verstand.
    Der Androide seinerseits verstand allerdings nicht, dass Lemaha und ihr Partner Abstand gebraucht hatten, dass sie ihr Leben neu ordnen mussten, bevor sie sich wieder den Prüfungen des Alltags stellten. „Ein Prozent", sagte Alexim leise. „Mein Sohn wird geboren werden, laufen und sprechen lernen, bevor die Füllstandanzeige bei fünfundneunzig Prozent angelangt ist."
    „Dein Sohn ...?"
    „Dachtest du denn, dass wir bis in alle Ewigkeit trauern werden?", fuhr Alexim den Aktivierungswächter an. Er blies kräftig durch, trat beiläufig gegen einen Kasten, gefüllt mit technischem Zeugs, der leise vor sich hin brummte. „Das Leben geht weiter, nicht wahr? Lemaha blüht auf, seitdem sie weiß, dass sie wieder schwanger ist. Und irgendwann; so hoffe ich, wird alles vergessen sein."
    „Ich ... gratuliere." Ama Zurn streckte die Hand aus, trat schließlich zögernd einen Schritt näher - und umarmte ihn völlig unerwartet.
    Alexim konnte fühlen, dass der Androide zitterte. Ungewohntes musste durch seinen Leib toben. Dämonen, die er nicht richtig einordnen konnte.
    Er erwiderte die Umarmung und umfasste den Oberschenkel des Großen, so .kräftig er nur konnte. Was war er doch für ein armer, armer Freund.
     
    *
     
    Das Leben in den Diskreten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher