Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2384 - Das Quarantäne-System

Titel: 2384 - Das Quarantäne-System
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
gerechnet hatte. Denn dieses Wesen ähnelte ... einem Vampir.
     
    *
     
    Ein durchaus menschenähnliches Gesicht.
    Schmal, eingefallen und zähledrig. Haut in düsterem Rot, faltig, irgendwie befleckt wirkend. Schwarze Augäpfel, die eine stechend hellrote Iris umrahmten. Eine spitze und kleine Nase, ein nahezu lippenloser Mund, leicht abstehende Ohren.
    Das, was ich im ersten Moment als weiten Mantel erkannt hatte, entpuppte sich mit der ersten Bewegung der Arme als Haut, die sich immer wieder aufblähte, als sitze der Tad de Raud in einem Luftzug, der von unten her blies.
    Ich lauschte konzentriert den Lauten oder Worten, die mein Gegenüber mit hoher Stimme blaffte. Der Tad de Raud besaß eine feuchte Aussprache, spuckte auch ab und zu neben sich, irgendwohin, in einen Bereich, den mein leicht flackerndes Holobild nicht erfasste. „... als Marschall des Lüsterdrohnen-Geschwaders VLON RADARIN und als Vertreter der Präkog-Kaiserin fordere ich die feindlichen Einheiten auf, unverzüglich das Quarantäne-System zu verlassen und sich meinen Anordnungen zu unterstellen."
    Die Stimme des fremdartigen Wesens hallte seltsam nach.
    Mit keinem Wort ging der Vampirähnliche auf. das Sperrfeuer ein, das wir seinen Einheiten vor den Bug gelegt hatten. Das Selbstbewusstsein dieses Marschalls schien durch unsere Demonstration keinerlei Dämpfer erlitten zu haben. „Mein Name ist Atlan. Ich bin der Expeditionsleiter des KombiTrans-Geschwaders der Liga Freier Terraner", begann ich in möglichst ruhigem Ton. Ich wollte mich vom herausfordernden, aggressiv klingenden Ton meines Gegenübers keinesfalls zu irgendwelchen Verbalinjurien hinreißen lassen. „Wir kommen aus der Sterneninsel, die hierzulande vielleicht unter der Bezeichnung Apsuhol bekannt ist. Wir bitten euch ..."
    „Es interessiert uns nicht, woher ihr kommt, weißhäutige Langnase! Ich bin Marschall Deville-Kareem. Ihr befindet euch in den Imperialen Jagdgründen der Tad de Raud, und ihr unterliegt meiner Rechtsprechung. Keine Widerworte mehr - und befolgt meine Anordnungen!"
    Ich tat so, als dächte ich über die Worte dieses Marschalls nach. Ich wollte ihn ein wenig zappeln lassen.
    Nach wie vor bewegte Deville-Kareem aufgeregt seine Flughäute auf und ab. Ich achtete auf den sich stetig ändernden Hintergrund eines höhlenartigen Gebildes, an dessen Flanken moderne Gerätschaften angeflanscht waren. Schwarze, länglich geformte Gesteinsbrocken konnte ich in der Beinahedunkelheit erkennen, die an mehreren Stellen von weißen Streifen verunziert waren.
    Kotstreifen?
    Es wäre nicht ungewöhnlich. Es gab genügend Beispiele für Völker, die ein gänzlich anderes Körperempfinden als wir Lemurernachfahren besaßen.
    Er dreht sich beständig im Kreis um seinen Holoschirm, meinte der Extrasinn.
    Offenbar befindet er sich in einem Turm des Kronleuchters. Das Gebilde scheint ein einziger Hohlraum zu sein, in dem sie sich im Strom künstlich erzeugter Winde hoch und nieder bewegen.
    Immer wieder gerieten andere Tad de Raud ins Blickfeld. Manche von ihnen saßen auf schmalen Sitzstangen, die jenen eines Trapezkünstlers ähnelten. Diese fremdartigen Wesen zeigten. jene abgehackten Bewegungsabläufe, die mir bereits bei Deville-Kareem aufgefallen waren. Ihre Reflexe und Bewegungsabläufe wirkten ... außerordentlich. Sie erschreckten, ließen mich immer wieder leicht zusammenzucken. „Sonst?", fragte ich schließlich. „Wie bitte?" Der Marschall kratzte mit langen, scharfen Klauen über seinen haarlosen Kopf. Ich hatte ihn irritiert. „Was wirst du tun, wenn wir uns deinen Befehlen nicht fügen? Wiederum das Feuer eröffnen? Verstärkung anfordern und die Leistungsfähigkeit unserer Schutzschirme testen? Es darauf anlegen, dass wir offensiv werden und eure kleine Flotte ins Jenseits blasen?"
    Ich schüttelte den Kopf und hoffte, dass der Tad de Raud die Bedeutung dieser Geste verstand. „Mein lieber Freund - billige Drohgesten verfangen bei mir nicht.
    Das Imperiale Jagdgebiet deiner Kaiserin wird für einige Zeit um dieses Zweisonnensystem reduziert werden."
    Ich legte mir meine weiteren Worte sorgfältig zurecht. „Wir sind in Frieden gekommen und haben die Absicht, nach einer gewissen Zeitspanne weiterzureisen. Wir werden die Imperialen Jagdgründe nicht weiter verletzen oder gar bedrohen. Was dieses System betrifft, das wir Gulver nennen, zweifeln wir daran, dass die Tad de Raud irgendeinen Anspruch darauf erheben dürfen. Die eigentlichen Herren befinden sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher