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2368 - Sonderschaltung Tanta

Titel: 2368 - Sonderschaltung Tanta
Autoren: Unbekannt
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Abwehrsysteme stellten kein Problem dar. Mehrfach identifizierte ich mich als Hochrang-Bevollmächtigten Atlan da Gonozal und erreichte schließlich den Kernbereich der Schaltstation.
    Der Großteil dieses 300 Meter durchmessenden Bereichs war unzugänglich verkapselt, barg zweifellos in erster Linie Reaktoren, Umformer.
    Speicher, diverse Schutzfeldprojektoren. autarke Nebenrechner und Dinge dieser Art. .
    Der hinter dem Zugangsschott beginnende Tunnel war 50 Meter lang - der sechseckige Querschnitt wurde in der Mitte waagrecht geteilt. Unterhalb des Gitterrostbodens verliefen Leitungen und Kabel, einige mehr als mannsdick, im oberen Zugangsbereich wichen die geneigten Seitenwände wiederholt zur Senkrechten zurück und bildeten Nischen.
    Das Licht der Deckenbeleuchtungskörper mischte sich mit dem der rötlichen Notbeleuchtungsgloben.
    Noch von meinem letzten Besuch allesamt geöffnet waren die handdicken Schotthälften mehrerer Trennwände, die den Korridor in mehrere unregelmäßig lange Abschnitte unterteilten.
    Das letzte Schott öffnete sich automatisch und gab den Blick auf die T-Kreuzung frei.
    Die beiderseitigen kurzen Gangabschnitte zu den Nebenschalträumen hatte ich vor einem Monat ignoriert, indem ich direkt geradeaus zum Primärschaltraum und von dort aus weiter zur eigentlichen Zentrale vorgedrungen war. Nur aus den Augenwinkeln hatte ich an der Wand links in Augenhöhe die lemurische Zeichenfolge „Tanta" bemerkt.
    Ich blieb stehen und musterte die Zeichen, die wie stets beim Lemurischen von rechts nach links zu lesen waren. Man hatte sie nachträglich mit einer Art Schablone eingeätzt, ein kaum fingergroßer Hinweis für die Eingeweihten - und vermutlich waren sie genau deswegen vergessen worden. Speicherinhalte wurden seinerzeit gelöscht, Hinweise beseitigt, doch die schlichte Wandbeschriftung hatte die „Bereinigung" überstanden. Übrigens ebenso diverse Querverweise in untergeordneten und autarken Nebenrechnern. Speichern und vergleichbaren Kennzeichnungen in den Weiten der Stahlwelt ...
    Zufall oder Absicht?
    Der knappe Hinweis des Logiksektors machte mich misstrauisch. Ich stand bereits vor dem ovalen Schott zum Nebenschaltraum, hatte die Hand zum Sensor gehoben - und ließ sie nun wieder sinken.
    Die Zwischenstation des Tellox-Duos war seinerzeit zweifellos für eine letztmalige Ausrüstung von lemurischen Fluchtschiffen vor dem eigentlichen „großen Sprung" nach Karahol gebaut worden. Die Ausstattung als Werft- und Reparaturstätte der Anlagen auf Tellox 1 ließ in dieser Hinsicht wenige Zweifel aufkommen. Aber war das alles?
    Die Lebenserinnerungen von Nevus Mercova-Ban lieferten keine Hinweise.
    Der Tamrat hatte Jerim-Varos namentlich, jedoch nicht persönlich gekannt, Gleiches galt für das Tellox-Duo selbst, das demnach von jeher als besonderes Geheimprojekt eingestuft gewesen sein musste.
    Hinzu kommt, dass Nevus' Erinnerungen selbstverständlich mit dem Datum seines Todes enden und nichts über spätere Ereignisse verraten können. Und auch nichts über frühere, bevor er beim Sonnendodekaeder stationiert war.
    Ich nickte. Er war zwar einer der fünfzig Tamaron von Lemur, doch in der Endphase des Kriegs liefen viele Projekte parallel, die meisten logischerweise unter strikter Geheimhaltung. Von den Wirren und dem Chaos angesichts der immer heftiger angreifenden Schwarzen Bestien ganz zu schweigen.
    Durchaus möglich, dass trotz der sonstigen Löschung der Hinweise für den einen oder anderen „informierten Nachzügler" bewusst welche zurückgelassen wurden, um ein Nachkommen zu gewährleisten.
    Zwangsläufig musste es dann weitere Absicherun- gen und Prüfungen geben.
    Selbst wenn ein „einfaches Hineinmarschieren" in den Nebenschaltraum möglich sein sollte, wäre das ganz sicher nur der Auftakt.
    Ich sollte recht behalten: Kaum hatte ich den Schottsensor betätigt und den quadratischen Raum betreten, mit der bereits schwindenden Hoffnung darauf, in aller Ruhe Örtlichkeit und Situation zu analysieren, erklang die unpersönliche Vocoderstimme: „ETUUM spricht. Sie haben durch Ihr Betreten des Nebenschaltraums den Zugriff auf die Sonderschaltung Tanta eingeleitet. Aus Gründen von Sicherheit und Datenschutz kommt es zur Selbstvernichtung, sollten Sie nicht binnen zweier corgon'ty Ihre Befugnis nachweisen. Die Zeit läuft ..."
     
    *
     
    Zwei corgon'ty - hundert Sekunden! Die lautlose Stimme des Extrasinns gellte durch meinen Kopf, während sich hinter mir das Schott schloss.
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