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2366 - Unter dem Kristallgitter

Titel: 2366 - Unter dem Kristallgitter
Autoren: Unbekannt
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mir als Erstes durch den Kopf. Vage bekannt zwar, aber immer noch fremd und für jede Überraschung gut. Obwohl uns und die „Erste Menschheit" mehr als 50.000 Jahre trennten, war diese uns viele Jahrhunderte lang technologisch ebenbürtig gewesen und in einigen Teilbereichen sogar mehr als das. Es war für mein Dafürhalten durchaus wahrscheinlich, dass wir nach Benutzung des lemurischen Transmitters mit lemurischer Anfangtechnik konfrontiert wurden. Außer den Bestien - respektive Halutern - hatte es unserem Wissensstand zufolge keine Gegner der Lemurer gegeben. Und dass wir es mit einer halutischen Abfangvorrichtung zu tun hatten, durften wir mit Sicherheit ausschließen, denn die Haluter standen auf unserer Seite. Sie hätten von einer entsprechenden Station gewusst.
    Du wirst mit dem Alter ein bisschen leichtfertig, meldete sich mein Extrasinn zu Wort. Du überschlägst 50.000 Jahre und gehst einfach davon aus, nichts und niemand habe sich in dieser Zeit im Universum getan. Es kann durchaus Wesen und Zivilisationen geben, die sich des lemurischen Erbes zumindest teilweise und von uns unbemerkt bemächtigt haben. Die Milchstraße ist groß und weit, was man natürlich vergisst, wenn man ständig in irgendwelchen anderen Galaxien unterwegs ist.
    Schon gut, gab ich knurrig zurück. Aber irgendwo musste man anfangen, und es war einfach zu verlockend, hinter den Vorhang zu spähen, der die lemurischen Geheimnisse bisher trotz aller Wissensfortschritte noch immer vor unseren analytischen Blicken weitgehend verbarg. Wieder einmal wurde mir klar, wie wenig wir über die Erste Menschheit wussten, und das, obwohl wir mehrfach in die Vergangenheit gereist und auch in der Gegenwart mehrfach mit den Relikten der Lemurer konfrontiert worden waren. „Aggregate herunterfahren!", befahl soeben Icho Tolot. Ich sah sofort, was er meinte: Die 24 Planetoiden hatten sich in zusätzliche Schutzschirme gehüllt, ein deutliches Zeichen, dass sie unseren Fluchtversuch als Angriffsabsicht auslegten. „Wir versuchen es anders", sagte ich. „Hylmor, was ist mit der Funkanlage?"
    „Einsatzbereit, Atlan."
    Ich bündelte die Daten meiner Hochrang-Bevollmächtigung zu einem ultrakurzen Impuls und schickte ihn an die Planetoiden und den Planeten.
    Nichts geschah. Wir warteten fünf Minuten, dann zehn.
    Das konnte zweierlei bedeuten: Entweder waren die Automaten dort drüben nicht mehr in einwandfreiem Zustand - oder es handelte es sich um Lebewesen, die für eine Entscheidung etwas länger brauchten.
    Die in Omega Centauri verbliebenen Nachfahren der Lemurer besaßen nicht die Kenntnisse, um sich der alten Stationen zu bemächtigen. Eher noch traute ich es versprengten Einheiten der Terminalen Kolonne zu. Bisher hatten wir keine Hinweise gefunden, dass TRAITOR sich für den Sternhaufen interessierte.
    Dennoch - ein Restrisiko blieb. „Gefechtsbereitschaft herstellen!", ordnete ich an.
    Während wir warteten, rief ich die Daten der Medocenter ab. Alle Besatzungsmitglieder des Geschwaders waren wieder ansprechbar und wohlauf.
     
    *
     
    Auf den Bildschirmen verwandelten sich die Planetoiden in grobe Raster von Kugelform. Erst mit der Zeit erhielten sie filigrane Strukturen. Die Fesselfelder mutierten zu abstrakten Zahlenkolonnen-Darstellungen des Frequenzbands, während eine Zehnerreihe kleiner Monitoren Hyperamplituden abbildete und sie nach und nach miteinander zur Deckung brachte.
    Die Positroniken des Geschwaders bildeten einen Rechenverbund und vermaßen die Natur der Energiefelder. Selbst nach mehr als 50.000 Jahren nötigten uns die Anlagen der alten Lemurer Achtung ab. Sie funktionierten, als seien sie regelmäßig gewartet worden. „Zwei Stunden", verkündete Viulus Shan-Onshan, unser Chefwissenschaftler. „Länger brauchen wir nicht, um die Felder zu neutralisieren."
    „Lass das bloß keinen Lemurer hören", scherzte Kyrk TanLin, der Chefingenieur der Triebwerksabteilung. „Die sind imstande und verfolgen dich mit ihrem Zorn bis ans Ende deiner Tage."
    „Uns stehen vermutlich keine zwei Stunden zur Verfügung", wandte ich mich an die Männer und Frauen.
    Da nützte dann auch unsere technische Überlegenheit nichts, die wir spätestens genossen, seitdem die Hyperimpedanz erhöht war. Die Lemurertechnik war nicht darauf ausgerichtet gewesen, einem stärkeren hyperdimensionalen Widerstand entgegenzuarbeiten. Es grenzte daher an ein Wunder, dass die alten Sonnentransmitter und ihre Steueranlagen überhaupt funktionierten. Sie
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