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2357 - Camp Sondyselene

Titel: 2357 - Camp Sondyselene
Autoren: Unbekannt
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seinem zerrissenen Sitzplatz hin und her. „Wie viel war's nochmal? Vierzig Iverand? Fünfzig?"
    „Siebzig, mein Freund. Zuzüglich zehn Iverand Zinsen und zwanzig Iverand Vermittlungsgebühr für mich. Dafür halten wir uns auch nicht mit den üblichen Fragen nach dem Woher und Wohin deines Passagiers auf. Ist das ein Wort?"
    Kirmizz meinte zu bemerken, dass sich Cajanthas gehörig anstrengte, dem Beamten nicht die mittlerweile karmesinroten Krallen seiner Rechten in den Hals zu rammen. „Gibst du ihm bitte das Geld, Stinker?", fragte er mit gurgelnder, gepresster Stimme. „Es wird dir vom Fahrpreis abgezogen."
    Kirmizz griff in seine Tasche und brach unauffällig vier der roten Plättchen von seiner Schleife. Er achtete tunlichst darauf, den Rest seines Vermögens nicht offen herzuzeigen. Er reichte dem Kartanin das Geld durch das geöffnete Fenster. „Sehr schön, sehr schön", sagte der Felide. „Ischmil wird sich freuen und auf unser aller Wohl ein Gläschen trinken. Und du, Fremder ..." Der Kartanin blickte Kirmizz in die Augen. „Du solltest die nördlichen und südlichen Stadtviertel tunlichst meiden, wenn dir dein Leben lieb ist. Du siehst mir nicht so aus, als wärst du in der Lage, dem Gesindel dort beizukommen.
    Cajanthas ist ein Mistkerl, aber immerhin einer mit Charakter. Du kannst ihm vertrauen. Zumindest in fünfzig Prozent der Fälle."
    Der Beamte klopfte mit der Faust aufs Dach, die Schranke hob sich, Cajanthas nahm Fahrt auf und verließ den Raumhafen. „Einen Mistkerl nennt er mich, der Stinker!", grollte der Chauffeur leise. „Und was ist er dann, dieses korrupte Mistkarta?" Er drehte sich um zu Kirmizz, ohne auf den Querverkehr zu achten, und sagte: „Mach dir keine Sorgen, Fremder.
    Bei mir bist du in guten Händen. Und wenn ein kleines Unglück passiert, wie es in La Untique immer wieder mal geschehen kann: Überübermorgen ist eh alles vorbei ..."
    „Ich weiß. Das Erscheinen des Zerlösers."
    „Wie kommst du denn da drauf? Glaubst du etwa an diesen Schwachsinn?"
    Cajanthas gab sich erstaunt. „Jedermann weiß doch, dass sich Überübermorgen die Schwestern und Brüder der Heiligen Einfalt wie ein Tuch über Vibe-Lotoi legen und alles ersticken werden."
     
    *
     
    Vibe-Lotoi war in der Tat eine große, aber keinesfalls großartige Metropole. Im Vergleich zur Sternstadt Il-Vuccash auf Hallie-Loght pulsierte hier das Leben. Sie zeigte ihre guten, genauso wie ihre schlechten Seiten.
    Die Vielfalt des Lebens, der Kirmizz hier mit jedem Augenblick begegnete, erzeugte unangenehme Gefühle in ihm. Als würde er erstmals in seinem Leben mit einer derartigen Vielzahl an Eindrücken konfrontiert werden. Oder entsprang dieses Gefühl einer Täuschung? Einer Einbildung?
    Wer war er wirklich?
    Nachdem sie einen beeindruckend hohen Funkturm passiert hatten, der sich spiralförmig in die Höhe wand, hörte er nur noch beiläufig auf die Geschichten, die Cajanthas für jeden Straßenzug, jedes Denkmal, jeden Misthaufen parat hatte.
    Kirmizz benötigte nicht allzu viel Aufmerksamkeit, um das Gehörte zu speichern. Jene Fähigkeiten, die er zweifellos besaß, waren bei weitem noch nicht ausgereizt. Immer wieder stellte er erstaunliche Seiten an sich selbst fest. „Warum nennst du mich eigentlich >Stinker    Energisch betätigte er mit seinem Fuß das Schallhorn, das „wichtigste Instrument im Straßenverkehr von La Untique", wie er es nannte. „Lauter Anfänger sind da auf den Straßen, sag ich dir! Wenn ich die Lizenz für Höhenverkehr besäße, müsste ich nicht in Bodennähe dahinkriechen. Aber diese Beamtenlakaien beim Lizenzvergabeamt lassen sich einfach, nicht fair und vernünftig bestechen, diese Schufte!
    Wegen ein paar Zusammenstößen, die ich angeblich verursacht haben soll, und ähnlichem Kleinstkram mehr verlangen sie derart hohe Summen, dass ich zehn von deiner Sorte brauchte." Er schob seinen Kopf durchs offene Fenster und brüllte wild gestikulierend: „Mach endlich weiter da vorne,
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