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2356 - Schmerzruf

Titel: 2356 - Schmerzruf
Autoren: Unbekannt
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blieb.
    Naigon - wie seltsam, sich selbst mit diesem Namen zu bezeichnen - konnte die Lichtquellen nicht ausmachen, die den Raum in schattenlose Helligkeit tauchten.
    Er befand sich in einer Höhle, deren Grundriss etwa zwanzig auf zwanzig Meter maß. Soweit er es überblicken konnte, hielten sich hier wenigstens zwei Dutzend Kreaturen der unterschiedlichsten Völker auf.
    Er richtete sich auf. Sein Kopf stieß an, ganz im Gegensatz zu Ingittz Zaul, dessen Schädeldecke sich einige Handbreit unter der Decke befand.
    Naigon blickte an sich hinab. Er war nackt.
    Auf der blauen Haut prangten einige Wunden, doch keine schien ernst zu sein.
    Dennoch schmerzte es nahezu überall.
    Alles fühlte sich verbrannt an. Nur seine Füße waren warm; er spürte, wie sich feine Lamellen in die verborgenen Winkel des Bodens schoben und die Wärme sich über die Fußsohlen verbreitete.
    An der Brust pochte aber der Schmerz.
    Seine tastenden Hände fühlten einen winzigen Splitter, der in seinem Fleisch steckte. Er packte zu und zog ihn heraus.
    Es handelte sich um ein durchsichtiges Material. Glas, kam es ihm in den Sinn.
    Am unteren Ende schimmerte ein Blutstropfen.
    Naigon ließ den Splitter achtlos fallen. 24. Dezember Naigon wollte kaum glauben, dass er schon tagelang unter der Erde in den Rohstoffminen hauste.
    Inzwischen verstand er, wo er sich befand und welches Schicksal ihm bevorstand. Er war ein unfreier Arbeiter. Ein Sklave.
    Bei dem metallenen Ring um seinen Hals handelte es sich tatsächlich um einen Kragen - das Zeichen seiner Gefangenschaft. Das Perfide daran bildete die kleine Explosivladung, die per Funk gezündet werden konnte. Ein Ausbruchsversuch endete zwangsläufig mit dem Tod. Denn so gering die Sprengstoffmenge im Kragen sein mochte, sie reichte allemal aus, Hals, Brust und Kopf zu zerfetzen.
    Es fiel Naigon leicht, die Sprache zu lernen, die alle - Sklaven und Aufseher gleichermaßen - verwendeten. Sie nannten ihr Idiom Kartasch. Eine primitive Sprache, das wusste Naigon, ohne erklären zu können, woher diese Einschätzung rührte; schließlich konnte er keine Vergleiche ziehen.
    Der dürre Ingittz Zaul war zu seinem ständigen Begleiter geworden. Er lehrte ihn das Kartasch und wurde nicht müde, die extrem schnellen Fortschritte seines Schülers zu loben. „Unglaublich", betonte er immer wieder. „Eine Hypnoschulung könnte kaum schnellere Erfolge erzielen."
    Hypnoschulung ...
    Es dauerte einige Zeit, bis Naigon verstand, welcher Vorgang damit bezeichnet wurde. Es handelte sich um einen abstrakten Begriff, der nichts mit der Realität in den unterirdischen Minen zu tun hatte. Ingittz erklärte es ihm wortreich, und irgendwann erschloss sich Naigon die Bedeutung.
    Es kam ihm nicht fremd vor. Ob er in seiner Vergangenheit so etwas wie eine Hypnoschulung am eigenen Leib erfahren hatte?
    Diese Frage blieb wie viele andere ohne Antwort. Nach wie vor erinnerte sich Naigon nicht an das geringste Detail seiner früheren Lebensumstände.
    Nur eines stand inzwischen fest: Sein wirklicher Name lautete nicht Naigon.
    Naigon war eine Vokabel aus dem Kartasch; das Wort bedeutete so viel wie Rätsel.
    Es handelte sich also um eine Bezeichnung, nicht um einen Namen.
    Ebenso gut hätte man ihn Olo - Unbekannt - nennen können oder noch schlimmer D'Oloch - Unbekanntes Ding.
    Die Wächter hatten ihn zuerst Naigon genannt. Seltsamerweise gehörten sie derselben Spezies an wie Ingittz Zaul, der ebenso wie Naigon ein Sklavendasein fristete.
    Diese Echsenartigen nannten sich selbst Incassis. Sie entstammten einer Welt namens Incas, die in der Galaxis Hangay gelegen war. Ingittz hatte ihm erklärt, dass seine Spezies von Raubsauriern abstammte. Nur noch ein kurzer Stummel zeugte von einem einst stattlichen und wehrhaften Schwanz. Unterhalb der kräftigen Beine ragte an der Ferse ein Dorn auf, der nach wie vor als tödliche Waffe eingesetzt werden konnte. „Heute endet deine Schonzeit", kündigte Ingittz Zaul an. „Man gönnte dir vier Tage, dich körperlich zu erholen und die Sprache zu lernen. In der nächsten Arbeitsschicht wirst du eingesetzt."
    „Das heißt, dass auf dich ebenfalls härtere Zeiten zukommen." Die Aufseher hatten Ingittz in deutlich geringerem Umfang als üblich zur Arbeit in den Minen herangezogen, damit er in der gewonnenen Zeit Naigon die Sprache beibringen konnte - eine unabdingbare Voraussetzung für den neuen Sklaven, um in Zukunft effektiv zu arbeiten. „Ich bin es gewohnt." Ingittz kicherte; ein
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