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2354 - Kolonnen-Geometer

Titel: 2354 - Kolonnen-Geometer
Autoren: Unbekannt
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Oahm'Cara. Sie nannten es den Geometer-Sinn, der sie vor allen anderen Völkern der Terminalen Kolonne auszeichnete, vielleicht sogar vor allen Völkern des Universums.
    Die sieben Jugendlichen rannten hintereinander durch die nächstbeste Röhre. Der Lärm der vielen Klauen ließ Jaghiro Ackan fast taub werden.
    Gleichzeitig spürte er, wie die Müdigkeit endgültig in seine Glieder kroch.
    Die schlaflose Nacht machte sich bemerkbar. Dies war nicht, sein Tag, das wusste er jetzt schon. Ein paar Sprünge lang machte sich Mutlosigkeit in ihm breit.
    „He, was ist mit dir?", fragte Tenjo, der direkt hinter ihm rannte. „Nichts, nichts. Meine Gedanken weilten in der Ferne." Mitten im Sprung verlor er den Boden unter den Füßen. Er prallte gegen die Decke, spürte schmerzhafte Stiche in den beiden Einschnürungen. Im ersten Schreck glaubte er, sein Körper sei entzweigerissen. In die Erleichterung mischte sich übergangslos der Schreck, als er die übrigen Mitglieder der Gruppe nicht mehr sah. „Tenjo, Farlan - könnt ihr mich hören?"
    Er erhielt keine Antwort. Zögernd sah er sich um. Das war nicht mehr die Röhre, durch die sie sich soeben noch bewegt hatten. Er hing in einem engen Korridor mit rechteckigem Querschnitt.
     
    *
     
    Wissen zum richtigen Zeitpunkt anwenden! Gill Ashgu hämmerte es ihnen immer wieder ein. Was nützte es, über Schwerkraftvektoren und deren Steuerung Bescheid zu wissen, wenn man es in der Praxis nicht anwenden konnte?
    Jaghiro konzentrierte sich auf seinen Geometer-Sinn. Wenn nicht hier, wo hätte er ihn dann anwenden sollen? Er versuchte die Vektorparameter der fünfdimensionalen Grundstruktur zu erkennen, wie er es immer tat, wenn er sich in der Finsternis oder mit abgedeckten Facetten durch den Bau bewegte.
    Es funktionierte nicht. Zu der bleiernen Müdigkeit in seinen Gliedern gesellte sich wie selbstverständlich die Angst.
    Gleichzeitig sagte ihm sein Verstand, dass er, jederzeit in der Lage war, diese Angst zu unterdrücken und die nötige Ruhe und Ausgeglichenheit in seinem Innern herzustellen, die er brauchte.
    Es klappte, aber der Geometer-Sinn funktionierte immer noch nicht.
    Jaghiro Ackan geriet in Panik. Er hatte über Nacht die Fähigkeit der Oahm'- Cara verloren. Die Schlaflosigkeit ...
    Arfyss E'lhacc hatte ihm prophezeit, dass er versagen würde.
    Trotz und Wut stiegen in Jaghiro hoch. Er streckte Arme und Beine aus, stützte sich an zwei Seiten des Korridors ab. Wie in einem endlosen Kamin schob er sich abwärts, ertastete nach einer Weile eine Öffnung, wo ihm seine Sinne feste Wand vorgaukelten. Er nahm sich Zeit, um sie herumzuklettern und ihre Ausmaße zu erfassen. Sie war so schmal, dass er mit Mühe und Not hindurchpasste.
    Jaghiro klammerte sich am Rahmen fest, streckte seinen Oberkörper in das Nichts. Erschrocken starrte er in die Gesichter der sechs Mitglieder seiner Gruppe. Ihre Köpfe ragten aus einer porös gemaserten Metallwand. „Wir sind vollzählig", hörte er Gerlan sagen. „Alle aussteigen!"
    Jaghiro schob sich ins Freie. Einen kurzen Moment lang hatte er das Gefühl, in die Tiefe zu stürzen. Dann spürte er Boden unter sich - die Wand, aus der er soeben geklettert war. Um ihn herum standen die Mitglieder seiner Gruppe. „Ich bin froh, wieder bei euch zu sein", stieß Jaghiro hervor. „Ich fürchte nur, es war unser letzter gemeinsamer Test."
    Tenjo rieb seinen Kopf an Jaghiro. „Du meinst wegen des fehlenden Geometer-Sinns? Darüber haben wir gerade gesprochen. Etwas hat ihn neutralisiert."
    „Bei euch ... war es ebenso?
    „Ja, und wie es aussieht, sind wir zum selben Zeitpunkt voneinander getrennt worden und mussten dieselbe Aufgabe lösen. Allerdings scheint hier erst einmal Endstation zu sein."
    „Wartet!" Etwas an dem Raum irritierte Jaghiro. Mühsam kratzte er den letzten Rest seiner Konzentration zusammen. Er benötigte eine Weile, bis er darauf kam, was es war. „Dort drüben, die Linien am Boden mit den Querstrichen!"
    Der Hinweis elektrisierte die Oahm'- Cara, und sie staksten mehr, als dass sie sprangen, zu diesen Linien hinüber.
    Dort angekommen, lösten sich die Konturen des Raums um sie herum auf. An ihrer Stelle erschienen die Koffter und die Halle.
    Jaghiro sah, dass ihre Gruppe nicht die erste war. Ungefähr die Hälfte war schneller gewesen als sie. Die mit Arfyss E'lhacc befand sich nicht darunter.
    Sie kam als eine der letzten. Jaghiro ignorierte den Angeber und traf ihn dort, wo es ihm am meisten wehtat, an seiner
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