Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2329 - Gestrandet in Hangay

Titel: 2329 - Gestrandet in Hangay
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Ron-Sha-R'itt nicht daran, die Geschwindigkeit herabzusetzen.
    Wie gebannt suchte er nach Einzelheiten, die in dem abflauenden Schneetreiben langsam sichtbar wurden. Die Dunkelheit verbarg sehr viel, daran änderte auch das fahl aus dem Zenit fallende Mondlicht wenig.
    Das Kugelsegment schien wirklich in den Boden eingedrungen zu sein. Ron-Sha-R’itt kam zu der Überzeugung, dass die Desintegratorschüsse tatsächlich den Untergrund aufgelöst hatten. Zugleich fragte er sich, ob dieses Schiff auch anders hätte landen können, unter weniger widrigen Umständen, als sie derzeit herrschten.
    Ein gewaltiger Ring zog sich horizontal um die Kugel. Dieser Ring an sich wirkte schon massig genug, um Dutzenden Trimaranen als Hangar dienen zu können.
    Aber wahrscheinlich, vermutete Ron-Sha-R’itt, verbargen sich in dem Wulst in erster Linie die Antriebsaggregate. Er hatte die peitschenden Partikelströme gesehen, die das Schiff abgebremst hatten.
    Die aufreißenden Wolken zeigten fragmentarisch einen zweiten, offensichtlich identischen Ring, der das zylinderförmige Segment umgab.
    Ron verrenkte sich halb, um weiter hinaufblicken zu können, und den anderen erging es ähnlich. Sie alle ignorierten, dass jederzeit hoch oben ein Projektorfeld aufflammen konnte. Ein einziger Thermoschuss würde die Raupen verglühen lassen. „Wie nahe gehen wir ran?", fragte der Pilot.
    Ron-Sha-R'itt schreckte aus seinen Betrachtungen auf. Ein Blick über die Piste zeigte ihm den Wall aus Eis und Schnee unter dem Triebwerksring. Das war weit von der Kugelzelle entfernt, wo sie in den Boden eindrang - ein Respektsabstand sozusagen, den er aber keineswegs einzuhalten gedachte.
    Hatten die Fremden die näher kommenden Fahrzeuge bislang tatsächlich nicht bemerkt? Oder ignorierten sie die Raupen lediglich, weil sie ihrer Überlegenheit sicher waren? In beiden Fällen wäre es falsch gewesen, in großer Distanz zu warten.
    Wir sind hier, also gehen wir auch den letzten Schritt!, dachte Ron-Sha-R'itt entschlossen. Er fragte sich, was die Graukartanin in den Augen der Erbauer dieses Kolosses sein mochten. Einfach nur rückständige Planetarier, unbedeutend und der Mühe eines Kontaktes nicht wert?
    Mit wimmerndem Antrieb und grässlich mahlenden Ketten schlingerte die Raupe einen Eishang hinauf. Da waren aber noch andere Geräusche als die des bis zur Leistungsgrenze geforderten Motors. Ron-Sha-R'itt lauschte mit angehaltenem Atem.
    Das dumpfe, nachhallende Dröhnen erinnerte ihn an das Bersten des Packeises draußen im Hado-Fjord, sobald der Sonnenstand den nahenden Sommer ankündigte.
    Der Boden schien zu beben. Grell brachen sich die Scheinwerferkegel in einem bizarren Eisvorhang; unterschiedlich dicke Schichtungen lagen wie bei einem erstarrten Wasserfall übereinander.
    Risse entstanden in dieser funkelnden Wand, dann zerbarst sie in große Bruchstücke, von denen einige aufreizend langsam vornüberkippten und beim Aufprall alles unter sich zu zermalmen drohten, während andere nur senkrecht abrutschten. Der entstehende Lärm war ohrenbetäubend, er übertönte sogar das Prasseln, mit dem die geschossgleich auseinander spritzenden Eissplitter das Fahrzeug trafen.
    Die Scheinwerfer geisterten flüchtig über die goldene Schiffswandung, die den Eindruck erweckte, als wäre dort die Welt zu Ende. Beide Raupenketten verloren den Bodenkontakt, als die Kuppe des Eishügels wegbrach. Das Fahrzeug kippte, schlug einen bangen Atemzug später auf und wurde von dem in unaufhaltsamer Bewegung befindlichen Untergrund mitgerissen.
    Alles drehte sich. Die Scheinwerfer einer der anderen Raupen blendeten, dann schrammte jenes Fahrzeug um Haaresbreite vorbei, und abermals brandete eine Woge aus Schnee und Eisbrocken heran und verschüttete das Fahrzeug halb, das sich ruckend und mit unheilvollem Dröhnen aus dem lockeren Material herauswühlte.
    Sie hatten den Wall überwunden - und weiterhin erfolgte keine Reaktion der Fremden. Ron-Sha-R'itt spürte, dass sich sein Nackenfell sträubte. Über ihm, so hoch, dass er es trotz des Streulichts der Scheinwerfer kaum erkennen konnte, war der Himmel aus goldenem Stahl. Er registrierte lediglich die Wölbung, die von ihm fortlief und weit voraus in den Untergrund eindrang.
    Ron-Sha-R'itt schauderte.
    Ringsum erfüllte ein unheilvolles Knistern und Knacken die Luft. Er fühlte sich wie ein winziges Insekt, über dem schon der Stiefel eines Wanderers schwebte. Den Tod würde er wohl nicht spüren, nur sein Erschrecken,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher