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2329 - Gestrandet in Hangay

Titel: 2329 - Gestrandet in Hangay
Autoren: Unbekannt
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Aspekt, doch sie bargen die Gefahr, dass die SOL unter ihrer eigenen Masse auseinander brach. Druck und Scherkräfte im Koppelbereich der Schiffszellen würden die Teilung der Hantel wirkungsvoll verhindern, mit der normalerweise ein Unglück dieser Art zu verhindern war. In einem solchen Fall bliebe nur der Einsatz schwerer Sprengladungen mit allen unangenehmen Folgen.
    Tekener machte sich nichts vor. Das Fernraumschiff war im Halo von Hangay gestrandet - und der umfassende Ausfall aller höher entwickelten Technik ließ es nicht mehr zu, in die Galaxis Hangay zurückzufliegen. Und sie brauchten nicht einmal an den Versuch zu denken, die heimatliche Milchstraße zu erreichen. „Diesmal hat es uns erwischt!", raunte Dao-Lin-H'ay so leise, dass es allein Tek. hören konnte. „Aber wahrscheinlich haben wir noch Glück im Unglück."
    Ihre Miene zeigte kaum eine Regung. Nur die flachen Nasenflügel bebten leicht, als sie hastiger zu atmen schien, und dann öffnete Dao-Lin den Mund einen Spaltbreit, gerade so weit, dass ihre spitzen Zähne sichtbar wurden. „Die Kartanin auf Ultrablau werden uns weiterhelfen!", behauptete sie. „Bislang hat es nicht den Anschein, als wären sie dazu in der Lage", widersprach Tekener. „Unsere Landung muss auf dem halben Kontinent bemerkt worden sein, trotzdem geschieht nichts."
    Er musterte das Panoramaholo. Seit die SOL-Zelle-2 Bodenkontakt hatte, war die Bildfläche dreigeteilt. Rings um den Kugelraumer, dessen Polrundung in der von den Desintegratoren geschaffenen Mulde wie in einem Futteral steckte, tobte der Schneesturm. Innerhalb weniger Minuten hatte er hohe Wechten aufgetürmt, die den Eindruck erweckten, als sollten sie das Schiff zusätzlich stützen.
    An anderen Stellen zeigten sich heftige Verwirbelungen, dort wirkte die Eisfläche des Bodens wie poliert.
    Selbst für die Hochleistungsoptiken war die Sicht auf wenige Kilometer beschränkt.
    Was dahinter lag, versank in der Anonymität des wirbelnden weißen Chaos.
    Vierhundert Meter ragte der. äquatoriale Ringwulst der SZ-2 aus. Über die Rundung ergossen sich Sturzbäche von Schmelzwasser auf die Piste. Ein bizarrer Eiswall, mehr als dreitausend Meter durchmessend, wuchs rings um das Schiff empor. Die herrschenden Minustemperaturen ließen zudem monströse Eiszapfen entstehen, denn die Schiffshülle kühlte schnell ab.
    Der zweite Bereich der Panoramagalerie zeigte brodelnde Wolkenschichten. Hin und wieder aufzuckende Blitze verbreiteten eine fahle Aura. Das Gewitter tobte ungefähr auf Höhe der Zentrale im SOL-Mittelteil, rund vier Kilometer über dem verwaisten Raumhafen.
    Erst die Bildübertragung aus der SOL-Zelle-1 ließ mehr erkennen. Wild aufgepeitschte Wolkenwirbel erstreckten sich nach allen Seiten. Aus diesem brodelnden Ozean ragten zwei Drittel der Kugelhülle wie eine goldfunkelnde Kuppel auf, von der untergehenden weißen Sonne in gleißendes Licht getaucht.
    Auf der anderen Seite, scheinbar eine Handbreit über der Wolkenfront, stand der düsterrot glühende Mond. „Die Durchschnittstemperatur beträgt nicht mehr als drei Grad Celsius", sagte jemand. „Ein Sonnenumlauf nimmt knapp zwei Standardjahre in Anspruch. Wegen der Achsneigung dürfte hier im Landegebiet für höchstens 150 Tage ein etwas gemäßigter Sommer einziehen."
    „Das sind fünf Monate ..."
    „Fünf von fünfundzwanzig, um genau zu sein - sofern wir auf unseren 24-Stunden-Rhythmus umrechnen."
    „Und wennschon ... In längstens zwei bis drei Wochen sind wir hier wieder weg!
    Wen interessieren da solche Details?"
    Der Einwand kam von Oberstleutnant Ceineede. Spontan schien Dao-Lin-H'ay die Behauptung der Pilotin korrigieren zu wollen, aber dann streckte sie nur die Arme aus und fasste nach Tekeners Händen. Der Smiler wusste wie sie, dass sie das vorläufige Ende ihrer Reise erreicht hatten.
    Die SOL würde sich weder in drei Wochen noch in drei Monaten wieder erheben.
    Ebenso wenig in drei Jahren. Und falls ein Start irgendwann erfolgen sollte, lag vor dem Schiff ein unüberwindbarer Abgrund - das Nichts.
    Eine steile Falte grub sich über Ronald Tekeners Nasenwurzel ein. „Ich muss den detaillierten Schadensbericht nicht abwarten, Dao-Lin. Mir ist seit mindestens einer Stunde klar, dass wir verdammt viel Zeit haben werden, diese Station zu suchen, die von Sonnenlicht-18 angefunkt wurde."
     
    *
     
    Nicht nur, dass sich der Schnee auf der dem Sturm zugewandten Schiffsseite hoch auftürmte und die aus dem Schmelzwasser modellierten
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